Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)
uns vier nur mal an«, meinte sie und warf eines der Fotos auf den Couchtisch. »Wie glücklich wir damals waren… oder wenigstens glaubte ich das.«
Jenna lächelte. »Wir waren glücklich, Molly. Wir vier hatten eine Menge Spaß. Schade, daß es nicht von Dauer war.«
»Hmmm.« Molly trank einen Schluck Wein und gähnte. »Mir fallen die Augen zu. Tut mir leid.«
»Das beste ist, du trinkst jetzt deinen Wein und schläfst dich dann mal so richtig aus.«
»Wir vier«, murmelte Molly benommen. »Mit dir bin ich gerne zusammen, Jenna, aber nicht mit Cal.«
»Du magst Cal wohl nicht, Molly.«
»Du kannst ihn auch nicht ausstehen, Jenna. Ich denke sogar, du haßt ihn. Deshalb haben du und Gary …«
Molly spürte, wie ihr das Glas aus der Hand genommen wurde. Dann legte Jenna den Arm um sie und hielt ihr das Glas an die Lippen. »Trink, Molly, trink einfach weiter«, flüsterte Jenna beruhigend.
93
D a steht Jennas Auto«, sagte Fran Simmons zu Staatsanwalt Jacobs, als sie in Mollys Auffahrt einbogen. »Wir müssen uns beeilen. Sie ist da drin bei Molly!«
Jacobs hatte Fran und die beiden Polizisten begleitet. Fran riß die Autotür auf, bevor der Wagen noch richtig stand. Als sie heraussprang, sah sie ein weiteres Fahrzeug heranrasen.
Ohne sich um den pochenden Schmerz in ihrem Knöchel zu kümmern, rannte Fran die Vortreppe hinauf und läutete.
»Fran, was ist los?«
Fran drehte sich um und erkannte Philip Matthews, der auf sie zugelaufen kam. Ob er auch Angst um Molly hat? fragte sie sich.
Sie hörte, wie die Glocke im Haus widerhallte.
»Fran, ist Molly etwas passiert?« Philip stand nun neben ihr. Die beiden Polizisten waren ihm gefolgt.
»Philip, es ist Jenna! Sie hat es getan! Es muß einfach so sein. Sie war im Haus, als Gary Lasch ermordet wurde, und sie kann es sich nicht leisten, daß Molly ihr Gedächtnis wiederfindet. Hundertprozentig weiß sie, daß Molly sie in jener Nacht durchs Haus hat gehen hören. Sie wird ihr etwas antun. Wir müssen sie aufhalten! Ich bin sicher, daß ich recht habe.«
»Brechen Sie die Tür auf«, befahl Jacobs den Polizisten.
Da die Tür aus massivem Mahagoni war, verging eine kostbare Minute, bis sie endlich unter den Stößen des Rammbocks nachgab, aus den Angeln brach und krachend zu Boden stürzte.
Als sie durch die Vorhalle stürmten, gellten Jennas verängstigte Hilfeschreie durchs Haus.
Jenna kniete im Arbeitszimmer neben dem Sofa auf dem Boden. Molly war darauf zusammengesackt. Ihr Kopf lag auf einem Foto ihres ermordeten Mannes, und ihre Augen waren starr aufgerissen. Schlaff hing ihre Hand über die Sofakante. Auf dem Teppich befand sich ein umgekipptes Weinglas, dessen Inhalt in den Teppich sickerte.
»Ich wußte nicht, was sie vorhatte«, jammerte Jenna. »Anscheinend hat sie jedesmal, wenn sie aus dem Zimmer ging, Schlaftabletten in ihren Wein getan.« Sie schlang die Arme um Mollys reglosen Körper und wiegte sie schluchzend hin und hier. »Ach, Molly, wach auf, wach auf …«
»Lassen Sie sie sofort los.« Philip Matthews packte Jenna grob und riß sie von Molly weg. Dann zog er die reglose Frau hoch. »Du darfst jetzt nicht sterben!« rief er. »Ich lasse dich nicht sterben.«
Bevor jemand ihm zur Hilfe eilen konnte, hob er Molly hoch und trug sie, gefolgt von Jacobs und einem der Polizisten, ins Gästebad.
Kurz darauf hörte Fran das Duschwasser prasseln. Dann erbrach Molly würgend und keuchend den Wein, den Jenna mit Schlaftabletten versetzt hatte.
Jacobs kam aus dem Bad. »Holen Sie den Sauerstoff aus dem Auto«, wies er den einen Polizisten an. »Und Sie rufen einen Krankenwagen«, befahl er dem anderen.
»Sie wiederholte ständig, daß sie sterben wollte«, sprudelte Jenna hervor. »Dauernd ging sie in die Küche, um ihr Glas nachzufüllen. Sie bildete sich seltsame Dinge ein und sagte, du wärst böse auf sie und wolltest sie umbringen, Fran. Sie ist verrückt. Sie ist nicht mehr bei Verstand.«
»Mollys einzige Verrücktheit war, dir zu vertrauen, Jenna«, entgegnete Fran ruhig.
»Und ich habe dir vertraut.« Gestützt auf Philip und einen Polizisten wankte Molly ins Zimmer. Sie war zwar tropfnaß und noch immer benommen, doch ihr verurteilender Blick und der anklagende Tonfall waren unverkennbar.
»Du hast meinen Mann ermordet«, sagte sie. »Und mich wolltest du auch töten. Du warst es, die ich in jener Nacht gehört habe. Deine Absätze im Flur. Ich hatte die Haustür abgeschlossen und den Riegel heruntergedrückt.
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