Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)
möglichen Todesurteil zu entgehen, hatte Lou Knox bereitwillig alles preisgegeben, was er über Cal Whitehall und die merkwürdigen Geschehnisse in der Lasch-Klinik wußte. Mit der Pistole, die man bei seiner Verhaftung vor dem Farmhaus in seiner Tasche gefunden hatte, war Dr. Jack Morrow erschossen worden. »Cal sagte, Morrow gehöre zu den Leuten, die ständig Ärger machten«, berichtete er der Polizei. »Er war zu neugierig, was einige Todesfälle in der Klinik anging. Also habe ich mich um ihn gekümmert.«
Die Hilmers hatten Lou eindeutig als den Mann wiedererkannt, der in der Limousine auf dem Parkplatz des Sea Lamp Diner gesessen hatte. Knox erklärte, warum Annamarie hatte sterben müssen. »Sie hätte uns ziemlich was einbrocken können, denn sie hat mitbekommen, wie Lasch und Black darüber sprachen, die herzkranke alte Dame loszuwerden. Außerdem hat sie Black gedeckt, als er die kleine Colbert falsch behandelt hat. Als Cal in Mollys Wandkalender las, daß sie mit Annamarie Scalli in Rowayton verabredet war, hat er kalte Füße bekommen. Er war sicher, daß Annamarie als nächstes die ganze Geschichte brühwarm Fran Simmons erzählen würde. Und ihre Nachforschungen hätten sie sicher zu den Sanitätern geführt, die für ihre Falschaussage, Tasha Colbert habe auf dem Weg ins Krankenhaus einen Herzstillstand erlitten, ordentlich Geld bekommen haben. Und dann hätte ich sie beseitigen müssen. Da war es einfacher, die Scalli umzulegen.«
Wenn man die Menschen zählt, die getötet wurden, weil man sie als Bedrohung empfand, und sie zu denen addiert, die im Namen der Wissenschaft ihr Leben ließen, kann
einem ganz schön angst werden, dachte Fran. Und auch das Schicksal meines Vaters ist mit diesen Leuten verknüpft, deren Opfer er war. Natürlich war auch seine Schwäche schuld daran, aber genau genommen hat Whitehall ihn auf dem Gewissen.
Staatsanwalt Jacobs hatte Fran die wertlosen Aktienzertifikate gezeigt, die Lou als Souvenir an das profitable Betrügergeschäft mit ihrem Vater aufbewahrt hatte. »Cal hat Lou Knox beauftragt, Ihrem Vater einen heißen Tip zu geben. Er sollte für vierzigtausend Dollar diese Aktien kaufen«, berichtete Jacobs. »Er war sicher, daß Ihr Vater darauf hereinfallen würde, denn er hat Whitehall wegen seines finanziellen Erfolges förmlich angebetet. Cal Whitehall verließ sich darauf, daß sich ihr Vater das Geld aus dem Bibliotheksfonds ausleihen würde. Schließlich saß er mit Ihrem Vater im Ausschuß und hatte ebenfalls Zugang zum Konto. So wurde dank Cals Machenschaften aus einer Entnahme von vierzigtausend Dollar eine von vierhunderttausend. Und Ihr Vater konnte das Geld weder zurückzahlen, noch beweisen, daß er nicht den gesamten Betrag gestohlen hatte.«
Er hat trotzdem fremdes Geld unterschlagen, auch wenn es nur als Leihgabe gedacht war, dachte Fran. Sicher wäre Vater froh zu wissen, daß Lous zweiter heißer Tip sich als Schuß in den Ofen entpuppt hat.
Fran würde für ihren Sender über die Prozesse gegen Dr. Lowe, Cal Whitehall und Jenna berichten. Interessanterweise wollte Jenna auf Totschlag im Affekt plädieren, die gleiche Anklage, zu der sich Molly damals schuldig bekannt hatte.
Sie alle sind böse Menschen, sagte sich Fran. Aber sie werden für ihre Taten bezahlen und viele Jahre im Gefängnis verbringen. Eine gute Nachricht lautete, daß American National, deren Leiter ein fähiger und integrer Mann war, den Remington-Gesundheitsdienst übernehmen würde. Molly wollte ihr Haus verkaufen, nach New York ziehen
und im nächsten Monat eine Stelle bei einer Zeitschrift antreten. Philip liebt sie zwar über alles, überlegte Fran. Aber Molly braucht noch viel Zeit, um das Geschehene zu verarbeiten und ihr Leben zu ordnen, bevor sie sich auf eine neue Beziehung einlassen kann. Doch Philip weiß, daß er Geduld haben muß.
Fran griff nach ihrem Mantel. Ich gehe jetzt nach Hause, beschloß sie. Ich bin erschöpft und muß mich dringend erholen. Vielleicht ist es auch die Frühjahrsmüdigkeit, kam es ihr in den Sinn, als sie die bunten Blumen unten vor dem Rockefeller Center bemerkte.
Sie drehte sich um und sah Tim Mason in der Tür stehen. »Ich beobachte Sie heute schon den ganzen Tag«, meinte er. »Und meine Diagnose lautet, daß Sie ziemlich erledigt sind. Die beste Medizin dagegen ist, daß Sie mich sofort ins Yankee-Stadion begleiten. Das Spiel fängt in einer dreiviertel Stunde an.«
Fran lächelte. »Das hilft großartig gegen
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