Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben
Brille. Es fiel mir nicht leicht, das zu akzeptieren. Frauen tun sich da leichter. Vermutlich ist bei Frauen die Neugier letztendlich doch größer als die Eitelkeit.
Oder abends beim Abendbrot, da hört er sich Gespräche zwischen Ehefrau und Tochter an: »Mama, kannst du mir eine Taschenlampe leihen?«
»Natürlich, Schatz! Aber wofür brauchst du eine Taschenlampe?«
»Wir gehen heute Abend in den Stadtpark, mit den Jungs rumknutschen«
»Na, das haben wir früher auch im Dunkeln geschafft.«
»Ja, so sieht Papa auch aus!«
Der Mann kriegt das mit. Der Mann ist durchaus sensibel. Da hat sich etwas verändert.
Ein Darwinist würde nun sagen: »Na ja, der Mann wird halt alt, aber das macht ja nichts. Die Nachkommenschaft ist produziert, die Arbeit ist getan, andere sind stärker, jetzt ist er über.« Sie werden verstehen, dass meine Argumentation in eine andere Richtung geht.
Im Gehirn des Mannes befindet sich ganz unten der sogenannte Hypothalamus. Das ist eine Art Stromzähler, und der zählt, wie viel von diesem seltsamen Testosteron sich da so rumtreibt im Mann. Und wenn der Hypothalamus meint, das wäre zu wenig, dann macht der sofort Meldung an die Hirnanhangdrüse. Und diese alte Petze tratscht das dann sofort an die Hoden weiter. Man kann auch sagen, die Drüse schickt Botenstoffe aus. Und dann geht es los.
Die Botenstoffe werden losgeschickt wie immer, aber die alten Hoden haben schon vierzig Jahre auf dem Buckel, und die sagen jetzt: Ja gut. Testosteron. Aber bloß nicht so viel!
Wir wollen es an einer kleinen Fabel deutlich machen.
Vielleicht kennen Sie diese schöne Geschichte: Auf einer Anhöhe stehen vier Bullen. Einer ist drei Jahre alt, also gerade mal geschlechtsreif, der zweite ist sieben Jahre alt, also ein richtig wilder Stier, dann haben wir noch den zwölfjährigen erfahrenen Latin Lover und den zwanzigjährigen Stier, ein kapitales Viech und Chef der ganzen Herde.
Diese vier erblicken nun unten im Tal vier Träume von einer Milchkuh, also Katie Price, Jenny Elvers-Elbertzhagen, Giselle Bündchen und Heidi Klum in Rind.
Der Erste, der gerade mal Geschlechtsreife, bemerkt nun: »Also, die in der Mitte, die mit dem Rieseneuter, die hätte ich ja nun mal ganz gerne.«
Der Zweite sagt: »Die rechts daneben, die kannste mir gleich mitgeben, die nehme ich alle beide.«
Der Dritte meint, er schafft alle vier, aber der Vierte, der Älteste, der sagt: »Wenn wir uns hier hinter dem Hügel verstecken, dann sehen die uns nicht.«
Die Frage, die sich uns nun stellt, ist doch, wie wird der Chefbulle sein Verhalten rechtfertigen. Nun, er wird sagen:
1 . Ey, wir wollen hier doch Party machen, da stören die Weiber nur!
2 . Es geht doch nicht um Quantität, es geht um Qualität, seid ehrlich, da war doch nix Vernünftiges dabei!
3 . Ich hatte gestern schon vier oder fünf, schon wieder Sex wäre langweilig.
Wollen wir mal ehrlich sein: So ein wilder Jungstier oder, um wieder zu der Gattung des Homo sapiens zurückzukehren, so ein dreiundzwanzigjähriger Mann, der produziert Testosteron wie ein Weltmeister.
Testosteron, das Zauberhormon, der Jungbrunnen des Mannes, der Stoff, der den Unterschied macht zwischen Mann und Maus, zwischen Sieger und Saftschubse, zwischen Hugh Jackman und Hansi Hinterseer.
Das Testosteron ist wichtig beim Mann. Es ist verantwortlich für:
Konzentrations- und Durchsetzungsvermögen
Bartwuchs
Stimmbruch
Brustbehaarung
Fettverteilung am Bauch
Libido und Spermaproduktion
Und von diesem Zeug hat der Dreiundzwanzigjährige über siebzehn Nanomol pro Liter Blut!
Das ist natürlich ein sehr technischer Ausdruck. Also, damit Sie sich das mal bildlich vorstellen können: Denken Sie an eine Pustefixdose, ganz frisch aufgerissen. So schießt das Testosteron aus den Hoden hervor, um nun seinen langen Weg durch den Körper in Angriff zu nehmen. Kaum ist es drei Zentimeter unterwegs, steht da einer auf und brüllt: »Halt! Libidokontrolle!« Glauben Sie im Ernst, da kommt viel dran vorbei? Ich glaube es nicht.
Aber jetzt ist der Mann plötzlich über vierzig. Die Testosteronproduktion ist abgesunken, ach was, abgesunken, sie ist eingebrochen, quasi halbiert, auf unter neun Nanomol pro Liter. Das heißt, wir vergessen mal das Bild von der Pustefixdose und stellen uns stattdessen einen Schlammsee in Island vor, mit einer heißen Quelle drin. Blub … blub … blub!
Da steht der gar nicht mehr auf, da bleibt der liegen und sagt: »Was, ich aufstehen, für die
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