Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall
kariertes Hemd unter einer ärmellosen Wollweste, die weit offen stand und flatterte, während sie rannte.
Meredith kurbelte das Fenster herab, als Ursula, nach Luft ringend, neben dem Wagen anhielt.
»Ich bin froh, dass du uns so schnell gefunden hast.«
»Kein Problem, bis auf meine Bekanntschaft mit einem eigenartigen alten Mann dort hinten auf der anderen Straßenseite. Er dachte, ich wäre auf der Suche nach der Müllkippe.«
Ursula fuhr sich mit der verschmutzten Hand durchs Haar und warf es wie einen schwarzen Vorhang nach hinten. Ein schmutziger Streifen blieb auf ihrer Stirn zurück.
»Das war Finny. Total verrückt, der Bursche, aber harmlos.«
Während Meredith aus dem Wagen ausstieg, flüsterte Ursula ihr zu:
»Was hat Markby wegen … wegen dem da gesagt?« Sie winkte mit dem Kopf in Richtung des Hippie-Lagers.
Meredith konnte das Lager inzwischen nicht nur hören, sondern auch riechen. Der Wind, der von dem alten Wall herunterwehte, brachte Stimmengewirr, Hundegebell, das hohe Weinen eines Babys und den Geruch von brennendem Holz und schmutzigen Motorteilen mit sich.
»Nicht viel Positives, fürchte ich. Genauso wenig wie über die andere Geschichte«, fügte Meredith geheimnisvoll hinzu.
»In Ordnung, wir reden später darüber.« Sie wechselten einen Blick. Meredith wandte sich zum Anhänger und murmelte:
»Ist das Dan?«
Doch der rötlichblonde stämmige Mann, auf den Meredith gedeutet hatte, kam bereits zielstrebig auf sie zu und beantwortete die Frage an Ursulas Stelle.
»Hallo!« Er hielt Meredith eine dicke Hand entgegen.
»Ich bin Ian Jackson, der Kurator des Bamford Museum. Sie sind sicherlich Meredith Mitchell. Willkommen am Ort des Geschehens – nur, dass im Augenblick überhaupt nichts geschieht bezüglich dieser Bande dort oben am Hügel, während Chief Inspector Markby in seinem Büro in Bamford auf dem Hintern sitzt. Ursula hat erzählt, Sie stünden irgendwie mit diesem Markby in Verbindung, stimmt das?«
Er sah ihr mit durchdringendem Blick in die Augen, doch wartete er ihre Antwort gar nicht erst ab.
»Falls das so ist, junge Frau, wäre ich Ihnen wirklich sehr verbunden, wenn Sie ihm die Ohren lang ziehen und ihn dazu bringen, etwas zu unternehmen! Er scheint sich mehr Sorgen um das Wohlergehen dieser Hippies zu machen als um unseres!«
Ursula holte tief Luft und sagte resolut:
»Gib ihr eine Chance, Ian! Du weißt, dass dieser Markby seine eigene Art und Weise hat, mit der Situation umzugehen, und Meredith kann daran auch nichts ändern.«
»Ich meine ja bloß …«
»Er meint bloß«, unterbrach ihn eine junge dunkelhäutige Frau mit Koboldgesicht,
»dass er gerne die Kavallerie dort oben auf dem Hügel sehen würde, um unsere Hippies in die Flucht zu schlagen!«
»Oh, wirklich sehr lustig!«, entgegnete Jackson säuerlich. Der amerikanische Akzent der Frau war für Meredith unüberhörbar, und Ursula beeilte sich, ihr die beiden anderen Mitarbeiter vorzustellen.
»Das ist Renee Colmar, eine amerikanische Kollegin. Und das ist Karen Henson, die uns ebenfalls aushilft.« Jackson stieß ein ersticktes Schnauben aus. Renee warf ihm einen Blick zu, der ihren Ärger zum Ausdruck brachte, dann lächelte sie Meredith freundlich an.
»Hi! Willkommen bei unserer kleinen, glücklichen Familie, Meredith. Und Sie haben freiwillig Ihren Kopf in die Schlinge gesteckt?«
»Hör auf damit, Renee!«, sagte Ursula scharf, aber ohne Groll. Die andere junge Frau, Karen, trat verlegen vor. Sie trug einen altmodischen Gärtnerhut aus Bastgeflecht. Zwar besaß der Hut einen breiten Rand, der mit Bastblumen dekoriert war, doch war er machtlos gegen die Heerscharen von Sommersprossen auf ihrem schlichten Gesicht, das an einen frisch gekochten Hummer erinnerte. Meredith fühlte mit ihr; sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie sehr diese kräftige und ausgesprochen unattraktive Frau unter der Sommersonne leiden musste. Wie um diese Tatsache noch zu unterstreichen, streckte Karen die Hand aus und entblößte einen Unterarm, der von Sonnenbrand gezeichnet war und Flecken von eingetrockneter Kalomel-Lotion aufwies.
»Hallo«, murmelte sie und blickte zu Boden, als wäre sie sich ihres unglückseligen Äußeren nur zu bewusst. Der Hund begrüßte Meredith ebenfalls, indem er seine Schnauze in ihre Hand stieß. Sie tätschelte seinen Kopf.
»Und wie heißt er?«, fragte sie Karen.
»Der Hund gehört eigentlich nicht zu uns«, antwortete Karen scheu.
»Er gehört dort oben hin, zum
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