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Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Titel: Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Feldweg unter den Bäumen hindurch.
    Der dünne Saum von Bäumen endete, und unvermittelt stand sie vor dem alten Steinbruch. Er hatte eine große Wunde in der Landschaft hinterlassen, doch die Vegetation hatte seine Flanken wieder in Besitz genommen, nachdem man den Steinbruch stillgelegt hatte. Ein breiter Kiesweg in relativ gutem Zustand führte nach unten, wo der Müll den breiten Grund bedeckte.
    Große, rostige Müllcontainer reihten sich aneinander. Außerdem lag unten auf dem Boden überall haufenweise Müll herum – entweder, weil die Container voll waren oder weil die Besucher des Steinbruchs keine Lust hatten, sie zu benutzen. Es war alles dabei, angefangen bei Gartenabfällen bis hin zu alten Möbeln. Selbst eine dreiteilige Garnitur konnte Meredith dort unten sehen, absurderweise in einem weiten Kreis aufgestellt wie in einem Wohnzimmer. Meredith erinnerte der Anblick an einen verlockenden fremdländischen Basar mit all seinen aufregenden eklektischen Handelsgütern. Am liebsten wäre sie hinuntergeklettert und hätte einen genaueren Blick auf die vielen Dinge geworfen, doch sie hatte nicht die Zeit dazu. Sie wandte den Kopf, und zwischen den Bäumen an der Straße entdeckte sie ein baufälliges Häuschen, von dem aus man die Straße bis hinab auf den Boden des Steinbruchs überblicken konnte. Das Strohdach war verrottet und von Mäusen zerfressen, die Wände provisorisch mit Wellblech repariert, die Fenster staubig und blind, der kleine Garten verwildert und der umgebende Zaun eingefallen. Meredith hielt das Haus für unbewohnt, doch ihre Vermutung sollte sich als falsch erweisen.
    Plötzlich flog die schiefe Tür auf, und ein älterer Mann erschien. Als er sie entdeckte, stieß er einen keifenden Schrei aus und humpelte, auf einen Stock gestützt, hastig herbei. Er war trotz seiner Lahmheit, seines kräftigen Bauches und seines Alters, das irgendwo jenseits der Sechzig liegen musste, überraschend behände. Er trug eine blaue Weste über einem schmutzigen kragenlosen Hemd, Kordhosen, stabile Lederstiefel und, um den Gesamteindruck zu vervollständigen, einen Klapprandhut.
    »Warten Sie!«, krächzte er.
    »Ich komme.«
    Ach du meine Güte! , dachte Meredith verblüfft. Glaubt er vielleicht am Ende, ich sei hergekommen, um ihn zu besuchen?
    Er hatte sie erreicht und stützte sich ächzend auf seinen Stock. Seine Wangen waren hochrot, und die Augen drohten aus den Höhlen zu quellen.
    »If … hab den Wagen gehört!«, stieß er schließlich hervor.
    »If hab gehört, wie Fie die Tür fugeworfen haben. Waf bringen Fie mit?«
    Meredith blinzelte.
    »Mit?«, fragte sie vorsichtig.
    Er verdrehte die rotgeränderten kleinen Augen und sog kurz die Lippen mit einem schmatzenden Geräusch in den Mund.
    »’nen Augenblick, Ma’am. If fieh mir nur eben meine Fahne an.« Er kramte in den Taschen seiner Plüschweste und brachte ein antikes Porzellangebiss zum Vorschein, das er zuerst bespuckte, dann den Speichel mit dem Daumen darauf verteilte und es sich anschließend in den Mund zu schob.
    »Dassis schon besser«, sagte er undeutlich.
    »Viel besser mit den Beißerchen im Mund.« Er schloss den Mund, die Zähne klickten laut vernehmbar, und dann sprach er weiter.
    »Ich heiße Finny. Was haben Sie mit?« Das weiße Porzellan wackelte beim Reden bedenklich in seinem Mund.
    »Mr. Finny«, sagte Meredith impulsiv.
    »Warum bitten Sie Ihren Zahnarzt nicht, diese Zähne anzupassen? Ich bin sicher, das Gebiss würde anschließend viel bequemer sitzen.«
    »Ich hab sie doch nicht von einem Zahnarzt!«, sagte er schockiert.
    »Ich hab sie von dort unten, wo ich auch alles andere herkriege!« Er deutete mit seinem Stock hinunter in den Steinbruch.
    »Die sind noch richtig gut gewesen! Keine Ahnung, warum jemand die weggeworfen hat!« Die Zähne klapperten inzwischen wie Kastagnetten.
    »Menschen!«, sagte er angewidert.
    »Sie würden nicht glauben, was die Leute so alles wegwerfen. Richtig gutes Zeugs, wunderbare Sachen! Ich hab mein ganzes Haus mit Sachen eingerichtet, die ich dort unten gefunden hab.« Meredith warf einen zweifelnden Blick zu dem verwahrlosten Schuppen, den er sein Heim nannte. Drinnen war es wahrscheinlich noch schlimmer als draußen, und sie hoffte inbrünstig, niemals einen Schritt über die schmuddelige Schwelle machen zu müssen.
    »Da unten steht ein wunderschönes Sofa mit den passenden Sesseln«, sagte Finny sehnsüchtig, während er auf seinen Stock gestützt stand und auf die dreiteilige

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