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Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Titel: Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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für solche Gebäude hatte, beschloss augenblicklich, hinaufzuklettern und es sich anzusehen, sobald sich ihr eine Gelegenheit böte. Jackson hatte bemerkt, wie ihre Blicke über den Horizont geschweift waren, und jetzt deutete er auf den grasbewachsenen Steinhaufen oberhalb des Hippie-Lagers.
    »Diese Wehrmauer dort ist Mott’s Castle. Der Name deutet auf eine normannische Erdhügelburg mit einer Ummauerung hin, doch sie ist schon viel, viel älter. Sie reicht bis in die Eisenzeit zurück.«
    »Ursula hat irgendetwas von sächsischen Ruinen erzählt.« Er nickte.
    »Nachdem die römischen Legionen sich von der britischen Insel zurückgezogen hatten, dauerte es nicht lange, bis Räuber das Meer überquerten und das Land ausplünderten. Es war leichte Beute, und schließlich blieben sie und ließen sich nieder. Erstmals tauchten sie etwa im fünften Jahrhundert in dieser Gegend auf, als reine Plünderer …« Jackson warf – wahrscheinlich unbewusst – einen Blick den Hügel hinauf zu dem chaotischen Lager,
    »… und sie wurden von einem sächsischen Fürsten namens Wulfric angeführt. Die einheimischen Briten setzten den Eindringlingen überraschend starken Widerstand entgegen und verschanzten sich hier hinter der alten Befestigungsanlage. Doch Wulfric und seine Krieger überrannten die Mauern und massakrierten alle. Allerdings haben die Briten trotzdem zuletzt gelacht, denn Wulfric wurde von einem vergifteten Speer tödlich verwundet. Mit ›vergiftet‹ meint der Chronist wahrscheinlich Wundbrand. In den Chroniken des Altertums und des gesamten Mittelalters gibt es eine ganze Reihe Referenzen über vergiftete Pfeile und Speere und so weiter, weil sich die Menschen anders nicht erklären konnten, warum einige Wunden zu schwären begannen und andere nicht.« Jacksons Blicke waren inzwischen in weite Ferne geschweift, und sein Gesicht leuchtete vor Begeisterung.
    »Stellen Sie sich das nur vor! Dort fand eine richtige Schlacht statt, Leichen lagen überall, einschließlich der sächsischen Verluste. Wulfrics Krieger waren Heiden, und sie machten sich daran, ihre Toten nach der Tradition zu bestatten. Und sie begruben sie dort, wo sie gestorben waren, weil sie weiterziehen wollten, sobald sie eine ausreichend lange Totenwache gehalten hatten. Einige sächsische Stämme verbrannten ihre Toten, andere begruben sie mitsamt ihren Waffen in der Erde. Wulfrics Leute folgten der zweiten Tradition. In der Zwischenzeit verfärbte sich die Wunde des armen Wulfric grün. Wahrscheinlich wurde er zu einer Hütte getragen. Ganz sicher war er sehr schwach, und sie konnten ihn nicht besonders weit transportieren. Also lag er irgendwo in einem requirierten römisch-britischen Bauernhaus und musste mit ansehen, wie sein Fleisch verfaulte, mutterseelenallein, weil der Gestank die anderen auf Distanz hielt. Er konnte hören, wie seine Leute ganz in der Nähe die Gräber für ihre gefallenen Kameraden aushoben, und bestimmt wusste er, dass eines davon für ihn bestimmt war. Oder vielleicht lag er auch schon im Delirium.« Jackson schüttelte den Kopf und deutete auf den Hügel. Seine Stimme bebte vor Erregung, als er fortfuhr.
    »Wir wissen nicht genau, wo Wulfric schließlich gestorben ist. Aber hier irgendwo haben sie den armen Schlucker begraben, genau hier, da bin ich absolut sicher! Weil das hier der Ort seiner letzten siegreichen Schlacht war! Er war ihr Fürst, und sie haben ihn mit allen Ehren zur nächsten Welt weitergeschickt. Man zog ihm seine besten Kleider an und beerdigte ihn zusammen mit Schild, Schwert, Rüstung, Trinkbechern und all seinem Schmuck! Und falls der Raubzug der Sachsen bis dahin erfolgreich verlaufen war, haben sie auch seinen Anteil an der überall eingesammelten Beute hinzugefügt: Münzen, Schmuck, goldenes und silbernes Geschirr. Alles und jedes, was ihm gehörte, ist mit ihm zusammen in das Grab gewandert und liegt noch immer dort!« Jacksons Stimme hatte nach und nach fiebrige Höhen erreicht.
    »Es ist hier, verdammt!« Sein Arm schwang über die umgebende Landschaft.
    »Wulfric der Sachse liegt hier irgendwo in seiner vollen Pracht begraben, und ich werde ihn finden!« Schweigen senkte sich auf die kleine Gruppe. Schließlich fragte Meredith zaghaft:
    »Ursula hat erzählt, Sie hätten bereits ein Skelett ausgegraben?«
    »Was?« Jackson wandte sich zu ihr um und blinzelte verwirrt.
    »Ach so, ja. Wir haben ein Skelett gefunden, aber es gehört nicht Wulfric. Wahrscheinlich einer seiner Leute. Es

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