Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall
Garnitur hinabstarrte.
»Die Polster sind aus ungeschnittenem Moquette, der Rahmen aus massivem Holz, und es hat Laufrollen aus Metall. Ich hab einfach keinen Platz dafür. Wenn es erst anfängt zu regnen, ist alles ruiniert. Sie brauchen nicht zufällig ’ne dreiteilige Garnitur, Ma’am? Erstklassiger Zustand. Ich könnt sie Ihnen für ’nen Fünfer überlassen.« Meredith verzichtete darauf, ihm zu sagen, dass er nicht das Recht hatte, die Sachen zu verkaufen.
»Ich fürchte nein«, antwortete sie stattdessen.
»Und ich bin auch nicht gekommen, um irgendetwas wegzuwerfen.«
»Sie haben nichts dabei?«, stotterte Finny.
»Was machen Sie dann überhaupt hier? Oje! Sie sind doch wohl nicht von der Stadt? Sind Sie wegen meinem Haus gekommen?«
»Nein«, versicherte Meredith. Er schien nur zur Hälfte überzeugt.
»Die Stadt will es nämlich abreißen, und ich soll in eine dieser Mietwohnungen von Bamford ziehen.«
»Es wäre jedenfalls angenehmer für Sie, Mr. Finny.« Und bestimmt auch hygienischer. Sie hatte ein Holzhäuschen zwischen den verwilderten Gartensträuchern entdeckt, ganz ohne Zweifel ein primitives Plumpsklo.
»Ich gehe nicht hier weg!«, sagte Finny eingeschnappt.
»Ich hab ein hübsches eigenes Haus, voller wunderschöner Dinge. Ich komme sehr gut zurecht hier. Außerdem werf ich für die Stadt ein Auge auf die Müllkippe. Sie sollten mir dankbar sein, das sollten sie!« Er stampfte mit dem Stock auf.
»Sind Sie nur hergekommen, um herumzuschnüffeln, wenn Sie schon keinen Abfall haben? Sie sind wirklich nicht von der Stadt, ganz sicher?«
»Ganz sicher. Ich habe nur angehalten, um einen Blick in den Steinbruch zu werfen.«
»Und Sie sind auch keine neue Gemeindeschwester? Nein …« Er schob sich näher an sie heran und inspizierte sie.
»Sie sind keine Schwester. Die haben Uniformen. Meine kommt einmal im Monat her und schneidet mir die Zehennägel und Hühneraugen. Ich hab nämlich schlimme Füße … Was stehe ich eigentlich hier herum und halte Schwätzchen! Wo Sie doch keinen Müll dabei haben. Das verstehe ich nicht. Jeder hat irgendwas zum Wegwerfen.«
»Sobald ich etwas habe, bringe ich es hierher«, versprach Meredith. Seine Miene hellte sich auf.
»Ah, rufen Sie mich, bevor Sie es dort unten abladen. Und wenn es halbwegs in Ordnung ist, laden wir es gleich hier aus, und ich muss es nicht erst wieder hochschleppen. Und wenn Sie jemanden kennen, der eine hübsche dreiteilige Garnitur braucht, ich hab eine da unten. Nur die Rollen müssen ein wenig geölt werden. Ein Zehner.« Er humpelte zu seiner Hütte zurück und drehte sich in der Tür noch einmal um.
»Ungeschnittener Moquette!«, rief er, bevor er ihr mit dem Stock grüßend zuwinkte und die Tür hinter sich ins Schloss warf. Meredith trat hastig den Rückzug zu ihrem Wagen an und bog ein kurzes Stück weiter in den Feldweg auf der anderen Seite der Hauptstraße ein, der zum Hügel hinaufführte.
»Hippies auf der einen und Finny auf der anderen Seite, und Ursula und ich in einem Wohnwagen genau dazwischen«, sagte sie laut.
»Ein attraktiver Wohnsitz in einer angenehmen Nachbarschaft.«
Als Meredith sich der Grabungsstätte näherte, bemerkte sie ein Empfangskomitee, vier Menschen und ein schwarzer Labrador-Mischling. Die untergehende Sonne verlängerte die Schatten der fünf Gestalten, sodass die dunklen Streifen auf der Wiese aussahen wie die gespreizten Finger einer Riesenhand, die nach Meredith griff.
Die vier Menschen – drei Frauen und ein Mann – standen vor einem klapprigen Anhänger, als hätten sie eine Diskussion geführt und bei Merediths Auftauchen innegehalten. Die Unzulänglichkeiten des Anhängers als Unterkunft zum Schlafen und Frühstücken waren bereits beim ersten Anblick nur allzu offensichtlich.
Das Lager der New-Age-Leute war unübersehbar, ein Stück weiter den Hügel hinauf, unmittelbar unterhalb einer beträchtlichen grasbewachsenen Erhöhung, die sich in beide Richtungen rings um den Hügel erstreckte. Wäscheleinen flatterten zwischen der Ansammlung schrottreifer Wagen und verliehen der Szenerie eine unpassende Atmosphäre von Häuslichkeit.
Merediths früherer Gleichmut schwand angesichts dieses Anflugs von Realität, und mit einiger Besorgnis schaltete sie den Motor ab. Ursula kam mit wehenden dunklen Haaren auf sie zugerannt. Seit Meredith nach dem Mittagessen von Ursulas Wohnung weggefahren war, hatte Ursula sich offenbar umgezogen. Nun trug sie schmutzige Jeans und ein
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