Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall
Lager. Aber er hat sich uns irgendwie angeschlossen. Er ist ganz prima!«, fügte sie defensiv mit einem trotzigen Blick auf Jackson hinzu. Der Hund legte sich vor Karen auf den Boden und blickte sie mit heraushängender Zunge an. Offensichtlich hatte er sie als seine Gefährtin auserkoren und verließ sich darauf, dass sein neues Frauchen ein gutes Wort für ihn einlegte, damit er in die Gruppe aufgenommen würde.
»Ich muss gestehen«, wandte sich Meredith an Jackson,
»dass ich das Bamford Museum noch nie besucht habe, obwohl ich häufig in Bamford bin.« Er blickte wehmütig drein.
»Darin unterscheiden Sie sich nicht vom Rest der Welt. Wir sind nicht gerade von Besuchern geplagt, wissen Sie? Den größten Andrang haben wir, wenn eine der örtlichen Schulen im Rahmen eines Projekts mit einer Kinderschar aufkreuzt. Ich kann niemandem einen Vorwurf daraus machen. Feuerstein und Tonscherben sind für den Laien nicht eben von besonderem Interesse. Was wir dringend brauchen, ist etwas wirklich Dramatisches!« Er warf einen sehnsüchtigen Blick auf das Gewirr von Gräben und freigelegter Erde.
»Und aus diesem Grund bin ich hier. Die Grabung ist, nun ja, meine große Hoffnung.« Merediths erster Eindruck von Jackson war der eines barschen jungen Mannes, der von einer fixen Idee besessen ist, doch plötzlich stellte sie fest, dass sie ihn irgendwie mochte.
»Sie klingen, als erwarteten Sie, etwas Bedeutsames zu finden.«
»Diese ganze Unternehmung ist Ians Kind«, erklärte Ursula.
»Er hat die Stiftung überredet, die Grabung zu finanzieren. Erzähl es ihr, Ian.« Jackson errötete, teils aus Verlegenheit, teils aus Stolz wegen Ursulas Würdigung.
»Wenn wir nicht bald mit einem wichtigen Fund aufwarten, wird uns die Stiftung nicht mehr lange finanzieren. Aber ich weiß, dass es dort ist …« Er brach ab und zuckte mit den Schultern.
»Mag sein, dass ich Sie nicht besonders freundlich willkommen geheißen habe, Meredith. Aber ich habe eben nicht gerade die beste Laune, weil ich so verdammt frustriert bin wegen alledem! Bitte entschuldigen Sie, wenn ich wie ein Miesepeter geklungen habe.«
»Ich würde sagen, Sie haben allen Grund dazu«, erwiderte Meredith und deutete auf das fröhliche Chaos, das die NewAge-Tramps in ihrem Lager veranstalteten. Es lag sicherlich nahe genug, um Besorgnis zu erwecken, und Jacksons Bedenken waren verständlich. Seit Merediths Ankunft hatte offenbar einer der Hippies versucht, ein Feuer anzuzünden, doch das Holz war eindeutig noch zu frisch, und eine dichte Qualmwolke stieg zwischen den Campingwagen in den abendlichen Himmel. Der charakteristische, durchdringende Schwefelgestank wehte zur Grabungsstätte, und Meredith schniefte. Ihre Nasenlöcher juckten. Sie verspürte einen wachsenden Niesreiz und zog ein Taschentuch hervor, um sich die Nase zu reiben.
»Es wird noch schlimmer«, sagte Renee, die Meredith beobachtet hatte.
»Glauben Sie mir, wir sind hier schon fast ausgeräuchert worden! Nun, ich mache jetzt besser weiter. Wir reden später, Meredith.« Sie grinste, ließ resigniert die Schultern hängen und wandte sich ab, um ihre unterbrochene Arbeit ein paar Yards abseits wieder aufzunehmen. Karen machte keine Anstalten, ihr zu folgen. Sie scharrte lediglich betreten auf der Stelle und tastete mit der Hand nach dem Kopf des Hundes, als wollte sie ihn oder sich selbst beruhigen. Meredith war nicht sicher, was von beidem zutraf. Letzten Endes waren sie doch alle Eindringlinge in dieser Landschaft. Meredith versuchte sich vorzustellen, wie der Hügel ohne die Menschen ausgesehen hatte. Ruhig. Mit einem Hauch von Melancholie. Aber nicht im Frieden mit sich selbst. Dieser ursprüngliche Ort strahlte eine Aura der Ruhelosigkeit aus. Der Wind stand hier niemals still. Und niemand konnte mit Gewissheit sagen, ob diejenigen, die im Schatten des großen Hügels gelebt hatten oder in seinem Schatten gestorben waren, nicht noch immer hier spukten? Konnte man jemals sicher sein, dass das Rascheln im hohen Gras nur vom Wind herrührte? Doch obwohl der Ort einsam war, gab es direkt hinter dem Horizont eine Wohnstätte. Meredith konnte die Schornsteine sehen. Und noch ein Stück weiter, die gesamte Szenerie beherrschend, stand die sonderbare Ruine eines zinnenbewehrten Gebäudes. Es sah nicht wirklich mittelalterlich aus, sondern eher, als sei es der Fantasie eines exzentrischen Menschen aus der viktorianischen Zeit entsprungen – ein reiner Prunkbau. Meredith, die eine Schwäche
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