Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall
sie allmählich daran, dass wir sein Grab finden werden. Ich weiß, dass ihr beide mich unterstützt habt, und ich bin euch wirklich dankbar dafür. Aber mir ist schmerzhaft bewusst, dass wir absolut gar nichts gefunden haben, das meine Theorie stützt und das wir dem Ellsworth Trust zeigen könnten. Ich brauche mehr Zeit, und es darf absolut nichts dazwischen kommen, was das Vertrauen der Stiftung noch weiter erschüttert.« Er setzte seinen Becher ab.
»Also gut, ich kehre nach Bamford zurück und sehe zu, was ich für heute Nacht organisieren kann. Und dann stellen wir einen Dienstplan auf, bis der verdammte Konvoi weitergezogen ist.« Jackson war bereits auf dem Weg zur Tür, während er noch sprach. Dan begleitete ihn, und ihre Stimmen schallten durch den Hausflur zu Ursula herein. Sie überlegten laut, woher sie Schlafsäcke und Spirituskocher nehmen sollten. Ursula seufzte. Sie hatte sich zwar bereitwillig anerboten, doch war sie nicht gerade begeistert von der Aussicht, draußen auf dem Hügel zu schlafen, in enger Nachbarschaft mit einem Lager voller unbekannter Hippies, die sie von der Grabungsstätte fern halten sollte. Auch bedeutete Karens Gesellschaft für Ursula alles andere als ungetrübte Freude. Sie ließ die Hand neben dem Sessel sinken und tastete nach ihrer Umhängetasche. Ihre Finger berührten einen offenen Reißverschluss, und sie wühlte nach ihrem Taschentuch. Es dauerte einen Augenblick, bevor ihr bewusst wurde, dass etwas nicht in Ordnung war und ihre Hand nicht in ihrer eigenen Tasche, sondern in der von jemand anderem steckte. Unabsichtlich hatte sie ihre Tasche neben einer anderen abgestellt. Neugierig geworden, hob sie die andere Tasche auf. Sie war offen, und so warf sie einen Blick hinein. Eine ledernes Etui mit Kreditkarten, ein Lippenstift, ein Notizbuch, Kugelschreiber, eine Geldbörse, zwei Rechnungen vom Supermarkt, Autoschlüssel … Dan kam zurück, nachdem er hinter Ian die Tür geschlossen hatte. Ursula stellte die Tasche an ihren Platz und nahm gerade ihre eigene hoch, als er das Zimmer betrat.
»Ich glaube, ich gehe jetzt auch besser«, sagte sie und stand auf.
»Du musst nicht wegrennen, das weißt du, Sula.«
»Ich hab dir doch gesagt, meine Berichte …«
»Du wirst doch wohl noch fünf Minuten Zeit haben zum Reden!« Er brüllte ihr die Worte fast entgegen, und sie hallten durch den Raum.
»Und worüber?«, fragte Ursula leise. Er ließ die Schultern hängen und sagte verdrießlich:
»Über uns.«
»Es gibt kein ›uns‹. Ich habe dir gesagt, dass es vorbei ist. Es war schön, so lange es gedauert hat, aber es war ein Fehler.« Starrsinn hatte kompromisslose Linien in seine niedergeschlagenen Gesichtszüge gezeichnet.
»Ich hab dir doch gesagt, Natalie und ich bedeuten uns nichts mehr! Sie will es nur nicht zugeben. Aber sie wird einer Scheidung zustimmen, wenn wir nur lange genug durchhalten.«
»Ich will nicht, dass du dich wegen mir scheiden lässt. Ich würde dich bestimmt nicht heiraten, wenn du es tun würdest. Um Himmels willen, Dan! Wir haben das alles schon vor fast einem Monat besprochen! Ich dachte, du hättest inzwischen akzeptiert, dass es aus ist mit uns. Vorbei, Ende!« Sie wusste, dass sie wütend klang, doch es war, als hätte sie gegen eine Wand geredet.
»Aber nein, du und Natalie, ihr seid wirklich vom gleichen Schlag! Keiner von euch beiden hört auf ein Wort, das irgendjemand anderes sagt!«
»Ich liebe dich!«, brüllte er sie mit rotem Gesicht an. Er trat einen Schritt vor, streckte die Hände aus, doch dann schien er sich wieder zu fassen und blieb stehen. Kraftlos sanken die Arme an den Seiten herab.
»Das tust du nicht! Du denkst nur, dass es so ist. Aber wenn du die Sache objektiv betrachten würdest, würde dir klar werden, dass du mich schon seit Ewigkeiten nicht mehr liebst!«
»Das ist Unsinn!«, schoss er zurück.
»Und außerdem, ich glaube dir nicht, dass du mich nicht mehr liebst! Wenn nur Natalie nicht hier wäre …«
»Nun, sie ist nicht hier«, fauchte Ursula.
»Und ich werde jetzt ebenfalls gehen.«
»Ich lasse dich nicht gehen«, sagte er scharf.
»Du kannst nicht so einfach gehen, nicht nach allem, was zwischen uns war.« Sie hatte unterdessen die Tür erreicht, doch als sie die unterdrückte Wut in seiner Stimme hörte, drehte sie sich um und blickte ihn an. Er stand finster mitten im Flur, und in seinen Augen war so viel Zorn, dass sie sich einen Augenblick lang wirklich vor ihm fürchtete. Sie erblickte
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