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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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einmal in seine Richtung gesehen, und nun brannte die Kapuze in Konrads Händen lichterloh. Schon griffen die ersten Flammen auf Konrads Gewand über, deshalb ließ er das Stoffstück auf den Waldboden fallen. Der Priester an seiner Seite bewegte sich ruckartig ein Stück vom Altar zurück, wobei das restliche Blut aus der Schale über den Rand schwappte und über Roberts Gesicht und Oberkörper spritzte.
    Die Ärmel von Konrads Gewand hatten Feuer gefangen, er spürte das heftige Brennen auf seinen Armen. Die Flammen waren erschreckend aggressiv, breiteten sich blitzschnell aus. Er riss sein Gewand an der Vorderseite auf und warf es hastig von sich, auf die Erde. Auf Laub und Äste am Waldboden war das Feuer von der brennenden Kapuze übergesprungen, und so stand der Bereich um Konrads Füße bereits in hellen Flammen. Konrad machte drei hastige Schritte zur Seite, um dem heiß lodernden Feuer zu entkommen.
    Unter seiner Kapuze sammelten sich kalte Schweißperlen auf der Stirn. Deshalb landete die Kopfbedeckung im nächsten Moment ebenfalls auf der Erde.
    „ Verdammter Wahnsinniger “, fluchte Konrad atemlos, während das Feuer sich wie ein lebendiges, gefräßiges Wesen zu Füßen des Altares ausbreitete.
    Er warf einen Blick zu seinem Meister herüber, der im selben Moment die beinah leere Silberschale auf die Erde fallen ließ und dann die Arme in die Höhe riss. Die Worte, die der Priester hervorstieß, waren wie harte, kleine Steine, die durch die Luft geschleudert wurden. Er stand näher an den Flammen, als Konrad, hatte das Gesicht weiterhin dem Altar zugewandt.
    Konrad sah, dass das gierige Feuer sich an der Altarseite entlang fraß und schon beinah Roberts dort gefesselten Arm erreicht hatte. Rot glühten die Spitzen der Flammen, wie brennende Zungen. Schwarzer Rauch stob in dicken Schwaden gen Himmel und legte sich um den Opferstein, wie eine lichtschluckende, dichte Wand. Das Messer musste noch immer auf dem Stein liegen, es war von der gegenüber liegenden Seite sicher zu erreichen.
    Die Hitze brannte auf seiner Haut, als Konrad sich wieder den Flammen näherte. Die Stimme des Priesters zerschnitt die glühend heiße Luft wie ein scharfer, metallischer Gegenstand. Doch die harten Vibrationen, die die Nerven dicht unter Konrads Haut heftig reizten, hatten nicht aufgehört.
    Sie zeigten deutlich, dass Robert sich noch immer zur Wehr setzte.
     
    Woher er auch immer die Kraft dazu nahm.
    Ich bringe dich schon zum
Schweigen , dachte Konrad bitter, während seine schnellen Schritte ihn um die lodernde Feuerwand und den Opferstein herum führten.
***
    Roberts Körper war betäubt.
     
    Kein Schmerz, keine Qualen mehr.
     
    Die Hände waren taub, kein wirklicher Teil des Körpers.
    Sein Geist hatte den Kontakt zu seinem Leib zum größten Teil gekappt. Es war automatisch geschehen, als die Messerklinge Knochen und Fleisch seines Fingers mit einem Hieb durchtrennte.
    Vor diesem letzten, grellen Schmerz hatte sich eine Ruhe seiner Seele bemächtigt, die an Resignation grenzte. Er war dabei gewesen, einzuschlafen, sein Leben aufzugeben. Die Hände des Priesters auf seinen Schläfen hatten begonnen, das quälende Feuer aus seinem Inneren zu verbannen, es aus ihm herauszusaugen. Doch dieser Hieb mit der scharfen Messerklinge hatte nicht nur einen Teil seines Körpers zerschnitten, sondern auch das immaterielle Band, mit dem der Priester seinen Willen gefesselt hielt.
Er war nun wieder zurück.
    Zumindest der Teil von ihm, der überlebt hatte.
    Und zum allerersten Mal hatte der Priester seine Deckung vergessen, war unvorbereitet gewesen auf den Angriff eines bereits besiegt Geglaubten.
    Robert war in seinen Kopf gedrungen. Und ließ nun nicht mehr los.
    ***
    Schwarze Gestalten strömten zwischen den Bäumen hervor, liefen auf die von Feuer und Rauch erfüllte Lichtung. Die Helfer kamen herbei.
    Einige wenige von ihnen blieben erschreckt oder unschlüssig am Rand der Lichtung stehen, den Blick auf den brennenden Boden neben dem Altar gerichtet. Die meisten von ihnen jedoch liefen ohne zu zögern direkt auf ihren Meister zu, der vor einer Wand aus Feuer stand, mit hocherhobenen Armen, im Versuch, die heißen Flammen und dessen Urheber unter seine Kontrolle zu bringen.
    Konrad hatte sein Ziel erreicht, wollte nach dem Messer greifen, das neben Roberts blutbefleckten Oberkörper lag. Ein schneller Schnitt durch die Kehle würde alles beenden. Doch plötzlich war einer von Roberts Armen frei. Mit einem kurzen Stoß zur

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