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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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seinen Schläfen pochte es heftig. Er fühlte, wie seine Körpertemperatur weiter in die Höhe schnellte, die alte Sprache hämmerte in seinem Kopf, ohne dass auch nur ein Wort wirklich über seine Lippen kam. Er wollte sich nicht beherrschen lassen, die Kontrolle über sich selbst in jedem Fall behalten. Er kämpfte wie ein Irrsinniger, sein gesamter Körper verkrampfte sich dabei.
    Er fühlte, dass Konrad seine zerschundene Hand endlich wieder los ließ. Der Arm fiel kraftlos herab auf den harten Opferstein. Die Hand war ein einziger, grauenvoller Schmerz. Diesen Schmerz zu ignorieren, war kaum möglich. Es gelang ihm nur in einem geringen Maß, ihn aus seinem Kopf zu verbannen.
    Doch etwas Anderes beschäftigte ihn plötzlich sehr viel mehr: Er hatte die Verbindung zu des Priesters Willen nicht völlig verloren, es war möglich, das Band wieder zu knüpfen. Ihre Augen waren starr aufeinander gerichtet, saugten sich geradezu aneinander fest. Roberts Lippen begannen, sich zu bewegen, doch sie produzierten nur unhörbare Worte. Immer schneller formten seine Gedanken die alten Formeln. Er wusste genau, es war nun nur noch eine Frage von Bruchteilen von Sekunden, wer von ihnen beiden den Sieg davontragen würde.
    Dies war der letzte Kampf.
     
    Und er spielte sich mit all seiner Gewalt in ihren beiden Köpfen ab.
    Die Luft war heiß und erfüllt von harten Vibrationen, die jeder von ihnen als heftiges Trommelfeuer gegen den eigenen, geistigen Schutzwall wahrnahm. Irgendwann war das Hämmern in Roberts Kopf so stark, dass er glaubte, die Schädeldecke würde jeden Moment zerspringen und der Priester sein bloßes Gehirn zwischen den sich zusammenpressenden Händen halten. Auf seiner Haut schienen Flammen zu tanzen. Die Gluthitze breitete sich von seinem Kopf im gesamten Körper aus und entwich über die Oberfläche in glühenden Schüben nach außen. Dann zerbrach plötzlich etwas zwischen ihnen, als zerspränge eine Wand aus dickem Glas mit einem gewaltigen Knall. Sogar die Scherben dieser Glaswand waren wie tausend scharfe Splitter auf der Haut zu spüren.
    Eine Lücke tat sich auf, in die Robert mit einem kräftigen Ruck eindrang.
    Die Augen des Priesters weiteten sich, die Hände gaben seinen Kopf unvermittelt frei.
    Die erschreckten Schreie der umstehenden Männer wurden von einem Geräusch erstickt, das dem Zerbersten von hartem Stein glich. Der Altar unter Roberts Körper erzitterte, als die Hitze wie ein reißender Strom aus ihm herausflutete. Der Priester war aus seinem Blickfeld verschwunden, doch er fühlte ihn ganz in der, hielt seinen Verstand mit geistigen Händen umfasst.
    Es war ihm nicht möglich, sich aufzurichten. Er konnte nur den Kopf zur Seite drehen.
    Doch auch so konnte er niemanden erkennen, außer den entsetzt zurückweichenden Schwarzen Brüdern, die wohl spürten, dass nun der Zeitpunkt für eine schnelle Flucht gekommen war. Wegen der schwarzen Verhüllung der Männer war es ihm nicht möglich, Konrad unter ihnen zu erkennen. Jedoch den Priester hätte er aufgrund seiner Statur mit Sicherheit identifiziert, wäre er in seinem Sichtfeld erschienen.
    In größter Konzentration kniff er die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, tastete mit unsichtbaren Fühlern die Umgebung ab. Alle seine Sinne waren geschärft – nicht nur die fünf Gottgegebenen , wie ihm der Priester selbst einmal geraten hatte. Befreit von allen noch
    verbliebenen Fesseln zu sein, die ihn noch immer auf dem Opferstein fixierten, wäre nun ein großer Vorteil für ihn gewesen. Doch wagte er nicht, auch nur ein winziges Stück Kraft zu opfern für die Befreiung seines Armes und seiner Beine, er war auf jedes bisschen Energie angewiesen. Und was nützte ihm schon die körperliche Freiheit, wenn er womöglich nicht einmal auf seinen Beinen stehen konnte?
    Seine Lippen begannen wieder, sich stumm zu bewegen. Sie formten Worte, die nur in seinem eigenen Kopf zu hören waren. Und im Kopf eines Anderen, dessen Verstand an ihn gefesselt war:
    Runter mit dir, in den Dreck, befahl er still. Knie nieder, so, wie ich es vor dir tun musste.
    Stille war die einzige Antwort.
    Dann legten sich plötzlich zwei Hände von hinten um seine Kehle und drückten zu.
    Doch es handelte sich nur um wenige Augenblicke, bis unter einem entsetzten Keuchen die Hände sich wieder zurückzogen. Im nächsten Moment steigerte sich das Keuchen zu einem lauten Geschrei, als die Person hinter ihm in Panik nach den Flammen schlug, die wie aggressive Raubtiere

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