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Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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an ihn gerichtet war. Aber Shaun war schon durch die Lücke im Zaun verschwunden.
    »Nein, ich habe ihm nicht gesagt …«
    »Du, Andy? Du hast diesen – diesen kleinen Mistkerl dazu angestiftet?« Sie zitterte jetzt, und ihre Stimme war schrill vor Wut und Schock. Joe stolperte davon, und dann hatte auch er den Garten durchquert und schlüpfte durch den Zaun.
    »Wie konntest du nur? Wie konntest du?« Nadine wandte den Blick nicht von Andy, und als sie wieder sprach, wünschte er, sie hätte ihn weiter angeschrien. »Du, Andy. Ausgerechnet du. Ich dachte, du wärst mein Freund.«
    Damit drehte sie sich um und knallte die Tür zu, und einen Augenblick später ging das Licht in der Küche aus.
    Andy stand allein in der Dunkelheit.

19
    Die schiere Masse von Menschen machte den Plan, das Gebiet um den Turm herum zu evakuieren, zunichte. Anerley Hill, wo der Turm höchstwahrscheinlich aufschlagen würde, war eine einzige brodelnde Menschenmenge. Polizisten zu Pferd und zu Fuß mühten sich, die Scharen zurückzudrängen. Selbst die Löschfahrzeuge waren eingekeilt …
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    Gemma konnte sich nicht erinnern, sich je in Melodys Gegenwart so unwohl gefühlt zu haben. Sie fuhren mit Gemmas Escort zu ihrem Termin mit dem Direktor von Norwood College in Dulwich, und Gemma hoffte, dass die Fahrt ihnen eine Gelegenheit geben würde, die Sache wieder geradezubiegen. Bislang jedoch war Melody ganz gegen ihre Art sehr schweigsam gewesen.
    Am Abend zuvor war Gemma erst sehr spät dazu gekommen, Kincaid von den neuen Entwicklungen zu berichten, darunter Melodys Enthüllung über ihr Gespräch mit Nick, dem Bassisten.
    »Blöde Situation«, sagte Kincaid, während sie in der Küche standen und die letzten Teile vom Abendessen spülten. »Tam hat mich heute Morgen angerufen, nachdem du mit Andy gesprochen hattest. Offenbar hast du den Jungen total in Panik versetzt. Was hast du gemacht – ihm die Daumenschrauben angesetzt?«
    »Sehr witzig«, erwiderte sie. »Ich finde, dass ich ihn überaus sanft angefasst habe.«
    »Tam sagte, er hätte sogar gedroht, ihm das Projekt mit dieser Poppy vor die Füße zu schmeißen.«
    »Das ist merkwürdig. Er wirkte auf mich eher verärgert als verängstigt, aber die letzte Frage, die ich ihm gestellt habe, betraf Caleb Hart. Interessant.«
    »Ich muss sagen, du bist besser mit Harts Sekretärin klargekommen als ich.« Er schlug spielerisch mit dem Geschirrtuch nach ihr.
    »Das war mein unwiderstehlicher Charme.«
    »Offensichtlich. Für mein hübsches Gesicht war sie ganz und gar nicht empfänglich.«
    Sie sah ihn von der Seite an, um herauszufinden, ob es ihm wirklich etwas ausmachte, doch er war ganz aufs Abtrocknen konzentriert. Er war den ganzen Abend in einer merkwürdigen Stimmung gewesen, hatte mehr als sonst mit den Kindern gescherzt und gealbert, und sie hatte irgendwie das Gefühl, dass er ihr auswich, auch wenn sie sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, wieso. »Tam wollte, dass ich mit Andy rede, um herauszufinden, was ihn so eingeschüchtert hat«, fuhr er fort. »Ich habe gesagt, ich könne es ihm nicht versprechen, ohne vorher mit dir geredet zu haben.«
    Gemma dachte kurz nach. »Nun ja, es ist wohl klar, dass ich nichts weiter aus ihm herausbekommen werde, und ich kann Melody nicht mit ihm reden lassen. Vielleicht hast du ja mehr Glück. Obwohl mir immer noch nicht ganz klar ist, was uns das bringen könnte. Vielleicht war die Schlägerei im Pub ja nur ein Streit um eine Frau – etwas, was er wohl kaum Melody erzählen würde, wenn er ihr imponieren wollte.«
    »Also gut, dann sehe ich mal zu, ob ich es morgen irgendwann einrichten kann. Aber dann muss ich etwas für Charlotte organisieren. Ich ruf mal eben Betty an, ja?«
    Gemma hatte den Rest des Abends über das Gespräch nachgegrübelt und war endlich zu dem Entschluss gelangt, über Tams Sorgen wegen Andy nicht mit Melody zu sprechen. Sie würde abwarten, was Duncan in Erfahrung brachte, und inzwischen Caleb Hart etwas genauer unter die Lupe nehmen.
    Jetzt hatten sie die Grenze von Dulwich erreicht, und sie sah auf die Uhr am Armaturenbrett. »Wir haben noch reichlich Zeit vor unserem Termin. Ich will vorher noch woanders vorbeischauen.«
    Das Gemeindezentrum, dessen Adresse sie von Caleb Harts Assistentin hatte, befand sich im Osten des Vororts; ein langes, niedriges Gebäude im Stil der Sechzigerjahre, das zumindest von außen betrachtet wenig einnehmend wirkte.
    »Das AA -Meeting?«, fragte

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