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Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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gerade, als Gemma und Melody zu den beiden Frauen traten.
    »Mr Smith hat immer bar bezahlt. Es schien mir nicht nötig«, antwortete die Frau. Sie hatte einen leichten Akzent, den Gemma als osteuropäisch einordnete.
    Shara begrüßte die Neuankömmlinge mit einem Nicken. »Morgen, Chefin. Hallo, Sarge. Das ist Irene Dusek. Sie ist die Nachtmanagerin, bei der das Opfer eingecheckt hat.«
    »Ich bin Detective Inspector James, Ms Dusek«, sagte Gemma. »Und das ist Detective Sergeant Talbot.« Sie setzte eine strenge Miene auf, ehe sie fortfuhr: »Ms Dusek, Ihnen ist doch sicher bekannt, dass Hotels verpflichtet sind, die Ausweisdaten ihrer Gäste aufzunehmen.«
    »Ja, aber wir kennen Mr Smith. Er hat nie Schwierigkeiten gemacht, und er ist nie lange geblieben.«
    »Tja, jetzt hat er schon gewisse Schwierigkeiten, nicht wahr?«, entgegnete Shara, worauf Gemma ihr einen warnenden Blick zuwarf. Ms Dusek wirkte eingeschüchtert, und Gemma war es eindeutig wichtiger, an Informationen zu kommen, als sie wegen Verstößen gegen die Vorschriften zu maßregeln.
    »Um wie viel Uhr hat Mr Smith gestern Abend eingecheckt?«, fragte sie.
    Die Frau schien sich zu entspannen. »Es war vielleicht elf, aber ich bin mir nicht ganz sicher.«
    »War er in Begleitung?«
    »O nein. Mr Smith kommt immer allein.«
    »Hatte er Gepäck?«, fragte Melody.
    »Oh, das habe ich nicht gesehen. Ich hatte zu tun – ein Anruf. Vielleicht hat er noch etwas aus dem Auto geholt.« Ms Dusek trat von einem Fuß auf den anderen, und Gemma vermutete, dass sie log.
    »Sie haben sein Auto gesehen?«, fragte sie.
    »Nein, nein. Aber ich dachte – er sah aus wie ein Mann, der ganz bestimmt ein Auto hat. Ein schickes Auto, wissen Sie?«
    »Also, dieser Gentleman « – Shara legte besonderen Nachdruck auf das Wort – »ist regelmäßig in Ihrem Hotel abgestiegen, immer allein und ohne Gepäck. Und Sie sagen, er sei nie lange geblieben. Soll das heißen, dass er normalerweise nicht die ganze Nacht geblieben ist? Ich habe langsam den Verdacht, dass Sie hier ein Bordell betreiben.«
    Ms Dusek schüttelte heftig den Kopf. »Nein, nein«, sagte sie. »Wir tun nichts Verbotenes. Die Servicekraft hat gesagt, er hat immer früh ausgecheckt. Wir sind anständiges Hotel.« Unter dem Druck schien ihr Englisch schlechter zu werden.
    Gemma betrachtete prüfend die Fassade des Hotels und konnte auf den ersten Blick keine weiteren Türen entdecken. »Ms Dusek, hat das Hotel noch andere Eingänge?«
    »Wir haben natürlich Notausgänge. Die sind vorgeschrieben.« Ms Dusek schien froh zu sein, sich wieder auf sichererem Boden zu bewegen. »An den Seiten und nach hinten raus.«
    »Okay«, sagte Gemma. »Die werden wir uns mal ansehen. Aber zuerst wollen wir uns Ihren Mr Smith anschauen.«
    Ms Dusek schluchzte leise auf und presste die Faust an ihren Mund. »Er war ein netter Mann, immer sehr freundlich. Ich verstehe nicht, wie so etwas passieren konnte.«
    »Es ist unser Job, das herauszufinden, Ms Dusek. Wir müssen später noch einmal mit Ihnen sprechen. Ist hier jemand, der Ihnen so lange Gesellschaft leisten kann?«
    »Raymond ist da, der Tagportier. Und die Servicekraft. Es hat sie sehr mitgenommen.« Ms Dusek, die keine Jacke trug, fröstelte jetzt.
    »Na, dann kommen Sie mal mit rein.« Gemma führte die Frau in die Eingangshalle, Melody und Shara folgten.
    Sie betraten ein Foyer mit einem Teppich in einem schrillen rosa-blauen Muster. Auf einer Seite befand sich ein etwas schäbiger Empfangstresen, auf der anderen eine Sitzecke mit Fernseher. Drei Personen saßen dort an einem der Tische: eine Frau in einem Kittel, die sich schniefend ein Taschentuch an die Nase hielt, ein junger Mann mit pickligem Gesicht, der ein weißes Hemd und eine schwarze Hose trug, sowie ein korpulenter Constable in Uniform. Sie sahen aus wie die bunt zusammengewürfelten Teilnehmer einer Kartenrunde – oder, angesichts der Kannen und Tassen, die auf dem Tisch herumstanden, einer Teegesellschaft.
    Der Constable sprang sofort auf und kam ihnen entgegen. Nachdem Gemma sich identifiziert hatte, sagte er: » DC Turner, Ma’am. Revier Gipsy Hill.« Er war blond und wirkte ein wenig schwerfällig, doch seine blauen Augen waren hellwach.
    »Ms Dusek wird vorläufig bei Ihnen bleiben. Ich möchte später auch mit den anderen sprechen. Können Sie die Kollegen von der Spurensicherung zu uns schicken, wenn sie eintreffen? Und den Rechtsmediziner? Ach ja, und noch etwas, Turner: Ich möchte, dass keiner

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