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Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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der anderen Gäste das Haus verlässt, bevor wir sie befragt haben.«
    »Ich kümmer mich schon drum, Ma’am. Sind sowieso nur rund ein Dutzend, wie’s aussieht. Die Geschäfte scheinen nicht besonders zu laufen. Ich habe die, die schon runtergekommen sind, in den Speisesaal verfrachtet.«
    Gemma nickte. »Gut. Und können Sie dafür sorgen, dass niemand das Haus durch die Notausgänge verlässt?«
    »Schon erledigt, Ma’am«, erklärte Turner mit unübersehbarer Selbstzufriedenheit, was er allerdings mit seinem Grinsen wiedergutmachte.
    »Frecher Kerl«, murmelte Shara.
    Zwar hätte Gemma es vorgezogen, wenn das Tatortteam schon da gewesen wäre, bevor sie die Leiche in Augenschein nahm, doch sie sah wenig Sinn darin, die übrigen Angestellten zu befragen, solange sie nicht wusste, womit sie es genau zu tun hatten. »In Ordnung, Turner. Wir sind dann …«
    »Durch die Rezeption, die Treppe runter und dann rechts. Da sehen Sie dann schon den Constable vor der Tür stehen.« Turner lächelte jetzt nicht mehr. »Und falls Sie keine Zeit fürs Frühstück hatten, seien Sie nur froh.«
    Gemma folgte seiner Wegbeschreibung. War ihr bisheriger Eindruck von dem Hotel noch einigermaßen positiv gewesen, so blieb davon nichts mehr übrig, als sie die öffentlich zugänglichen Bereiche hinter sich ließen. Im Treppenhaus war es schummrig, die Wände waren fleckig und zerschrammt. Es roch nach starkem Desinfektionsmittel, aber nicht genug, um den penetranten Feuchtigkeitsgeruch zu kaschieren. Der Flur im Untergeschoss war auch nicht besser. Zwei der Neonröhren waren kaputt, und die übrigen gaben ein unangenehmes Summen von sich. Der uniformierte Officer, der im hinteren Teil des Flurs Posten bezogen hatte, war ein willkommener Anblick.
    Er war jünger als Turner, und sie vermutete, dass er bei der Aufgabenverteilung den Kürzeren gezogen hatte.
    »Ma’am.« Er nickte, als sie ihren Dienstausweis hochhielt, sah ihr aber nicht in die Augen.
    Die Tür, vor der er Wache stand, war geschlossen, doch der Schlüssel steckte.
    »Hat den außer der Servicekraft noch irgendjemand angefasst?«, fragte sie.
    » DC Turner war als Erster am Tatort, Ma’am, aber er hat Handschuhe benutzt. Ich – Ich bin nicht reingegangen.«
    »In Ordnung. Gute Arbeit, Constable.« Gemma zog ein Paar Nitrilhandschuhe aus der Tasche und streifte sie über. »Dann wollen wir uns mal umsehen, ja?«
    Sie drehte den Schlüssel im Schloss, stieß die Tür auf und blieb auf der Schwelle stehen.
    Der Gestank schlug ihr wie eine Wand entgegen. Urin, Kot – und der unverwechselbare Geruch des Todes. Das Hotel mochte nicht ausgelastet sein, aber man sparte offensichtlich nicht an den Heizkosten. Das Zimmer war wie ein Backofen, und Gemma spürte das Prickeln von Schweiß unter ihrem Jackenkragen.
    Graues Tageslicht strömte durch die Fenster herein, die dicht unter der Decke in der Außenwand saßen. Gemma blinzelte, als ihre Augen sich allmählich an die Helligkeit gewöhnten, und richtete dann den Blick auf das Doppelbett, das von einem plötzlichen Sonnenstrahl erhellt wurde wie eine Szene in einem mittelalterlichen Gemälde.
    »Oh, verdammt«, stieß sie hervor.

3
    Der Crystal Palace war ein riesiges Bauwerk aus Glas und Eisen, das ursprünglich für die Große Weltausstellung von 1851 im Londoner Hyde Park errichtet worden war. Prinz Albert, der Präsident der Society of Arts, hatte die Idee einer Ausstellung, bei der Großbritannien die Welt mit seinen industriellen Leistungen beeindrucken sollte. Länder wie Frankreich, die USA, Russland, die Türkei und Ägypten steuerten Exponate in den vier Hauptkategorien Rohstoffe, Maschinen, Fabrikate und Schöne Künste bei.
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    Gemma presste die Lippen zusammen. Sie hörte den Atem von Melody und Shara, die direkt hinter ihr standen. Alle drei waren einen Moment lang wie erstarrt.
    Dann sagte Shara: »Servierfertig verschnürt wie ein Truthahn, was? Aber einer mit ziemlich wenig Fleisch auf den Knochen, wenn ihr mich fragt.« Die Bemerkung löste die Anspannung ein wenig.
    Gemma ließ den Atem durch die Nase entweichen und trat einen Schritt ins Zimmer, wobei sie darauf achtete, nichts zu berühren. Als man ihr die Auffindungssituation geschildert hatte, war ihr erster Gedanke gewesen, dass es sich um einen Fall von autoerotischen Spielchen mit fatalem Ausgang handelte. Jetzt sagte sie: »Ist wohl nicht sehr wahrscheinlich, dass er sich das selbst zugefügt hat, oder?«
    Der Mann lag mit dem Gesicht

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