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Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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suchen, und sie meinte, es sollte möglich sein, die Gebühren aus dem Nachlassvermögen zu finanzieren.«
    »Und das hast du mir auch nicht gesagt?«
    »Du warst mit deinem Fall beschäftigt, und ich wollte dich nicht ablenken, solange ich noch nichts Definitives …«
    Sie schüttelte den Kopf, und als sie sprach, war ihre Stimme sehr ernst. »Du sollst keine Geheimnisse vor mir haben, Duncan. Egal aus welchen Gründen, und auch nicht, wenn du glaubst, es sei zu meinem Besten. Du hast nicht das Recht, darüber zu entscheiden. Und du magst die besten Absichten gehabt haben, aber ich bin hier zu kurz gekommen. Bist du nicht auf die Idee gekommen, dass ich auch gerne die Schule sehen und mit der Leiterin reden würde? Dass ich die Sorgen und die Vorfreude gerne mit dir teilen würde?«
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Es ist alles so schnell gegangen.«
    »Charlotte …«, sagte Gemma nach einer Weile. »Hat sie …« Ihre Stimme zitterte ein klein wenig. »Hat es ihr in der Schule gefallen?«
    »Sie war begeistert. Sie durfte Olivers Klasse besuchen. Und sie kann es kaum erwarten, dir alles zu erzählen, wenn du heimkommst.« Er fühlte sich jetzt wieder auf sichererem Terrain. »Falls es hilft, dürfen wir auch gerne an den ersten paar Tagen mitgehen, bis sie sich eingewöhnt hat.«
    »O Gott. Dieser verfluchte Fall.« Gemma rieb sich die Wangen; sie wirkte plötzlich niedergeschlagen. »Ich weiß nicht, ob ich mich werde loseisen können. Aber wenn es nicht bald einen Durchbruch gibt, wird die Chefin mir sowieso die Leitung der Ermittlung entziehen.«
    Kincaid seufzte. Sosehr es ihm widerstrebte, sie noch mit einer zusätzlichen Sorge zu belasten, er wusste, es würde keinen günstigeren Zeitpunkt geben, ihr von Louise zu erzählen. Wenn er es ihr weiter vorenthielte, wäre das unverzeihlich. »Da ist noch etwas anderes, Schatz«, sagte er.
    Melody hörte die Musik, als sie an der Hanway Place um die Ecke bog. Gitarrenmusik – sie kam aus Andys Wohnung, und sie war laut, trotz der geschlossenen Fenster. Er spielte auf einer E-Gitarre und hatte den Verstärker voll aufgedreht. Die eingängige Melodie kam ihr irgendwie bekannt vor, aber sie konnte sie nicht recht einordnen.
    Vor Erleichterung bekam sie ganz weiche Knie. Er war hier. Er war in Sicherheit.
    Doch aus der Erleichterung wurde sehr schnell Wut darüber, dass er sich geweigert hatte, sie zurückzurufen. Sie drückte fest auf die Klingel, ließ kurz los und drückte wieder. Als sie immer noch nicht das Summen des Türöffners hörte, zog sie ihr Handy heraus und tippte eine SMS : ICH WEISS , DASS DU DA BIST . MACH ENDLICH DIE TÜR AUF .
    Nach kurzer Zeit brach die Musik ab. Der Summer ertönte, und Melody drückte die Tür auf. Sie ging die Treppe hinauf, doch als sie im ersten Stock ankam, wartete Andy nicht im Flur auf sie. Die Wohnungstür stand jedoch einen Spalt offen, und so atmete sie noch einmal durch, klopfte flüchtig an und ging hinein.
    Er saß auf dem zusammengeklappten Futon, die Strat auf den Knien. Bert, der rote Kater, kauerte neben seinem Oberschenkel und funkelte Melody böse an.
    »Was hast du da gespielt?«, fragte Melody, obwohl sie eigentlich etwas ganz anderes hatte sagen wollen. Ihre Wut war so schnell verraucht, wie sie aufgeflammt war. »Hat mir gefallen.«
    »Bloß eine Nummer, an der ich mit Poppy gearbeitet habe.«
    Sie blickte sich suchend nach einer Sitzgelegenheit um, zog einen niedrigen Hocker hinter einem der Verstärker hervor und nahm darauf Platz. »Warum hast du mir nicht von Nadine erzählt?«
    »Ich konnte nicht.« Andy zupfte zwei Saiten, und die Gitarre gab ein misstönendes Jaulen von sich. »Ich dachte, ich hätte den Verstand verloren. Ich dachte, ich hätte Halluzinationen.«
    »Weil du Joe gesehen hattest?«
    »Du hast mit Duncan geredet.« Es war eine Feststellung.
    Sie nickte nur und wartete.
    Zögernd fuhr Andy fort. »Wegen Joe, und dann, am Sonntag – Ich dachte, es wäre vielleicht, weil ich mit dir zusammen gewesen war.«
    »Mit mir? Aber wieso?«
    »Du denkst sicher, das ist albern.« Andy sah zu ihr auf, dann senkte er den Blick wieder auf die Gitarre und fuhr mit der Hand am Hals des Instruments entlang. »Weil ich glücklich war mit dir in dieser Nacht«, sagte er so leise, dass sie sich nicht sicher war, ob sie richtig gehört hatte. »Und ich hatte mich nicht mehr so gefühlt, seit – Na, egal. Ich hab dir ja gesagt, es ist albern.«
    Melody schlang die Arme um die Knie, um sich daran zu

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