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Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Hatte er nicht irgendwo gelesen, dass Sägemehl explodieren konnte? »Mach mit mir, was immer du willst, aber lass sie gehen.« Er flehte jetzt.
    »Oh, das glaube ich kaum.« Über Nadines Kopf sah Andy Joe grinsen. »Ich habe sie auch gewollt – hast du dir das nicht denken können? Aber ich wusste nicht, wie ich sie wiederfinden sollte. Und jetzt ist sie direkt zu mir gekommen – dank dir.«
    »Joe, bitte«, sagte Andy, und er sah, wie Nadines Augen sich in ihrem angstverzerrten Gesicht weiteten. Das Feuer breitete sich aus, er hörte es knistern und knacken, und er hustete, als der Rauch in seine Lunge drang.
    »Die Polizei wird glauben, dass du sie umgebracht hast. Vielleicht werden sie sogar glauben, dass du auch die anderen umgebracht hast. Und dann wurdest du vom Feuer überwältigt, ehe du fliehen konntest.« Joe zog mit einem brutalen Ruck an dem Kabel.
    Nadine griff danach, versuchte es von ihrem Hals wegzuziehen, doch Joe verdrehte es nur noch fester, so lange, bis ihre Hände herabfielen und sie schlaff an seine Brust sank.
    »Du Mistkerl!«, schrie Andy. Das Wort war wie ein Echo aus der fernen Vergangenheit, verwoben mit Erinnerungen und Träumen. Er war an die Werkbank zurückgewichen und tastete jetzt hinter sich, bis seine Finger sich um einen kalten, dünnen Gegenstand schlossen.
    Ein Schraubenzieher. Er zog ihn zu sich, bis er den geformten Plastikgriff sicher zu fassen bekam. Dann stürzte er sich durchs Zimmer.
    Joe ließ Nadine los und hob die Hände, um sich zu verteidigen. Das war sein Fehler.
    Nadine brach zu seinen Füßen zusammen. Und schon stürzte sich Andy auf ihn, sein Gewicht und der Schwung des Anlaufs warfen sie beide zu Boden, und dann fand die Stahlspitze des Schraubenziehers ihr Ziel.

24
    Wer zwischen den Ruinen umhergeht, bekommt eine Ahnung davon, welch einen außergewöhnlichen Anblick der Palast geboten haben muss – ein Hinweis darauf, wie mächtig die Spuren von etwas sein können, das im Grunde nicht mehr existiert. Im Fall des Crystal Palace liegt das meines Erachtens daran, dass seine wahre Stärke nicht in Joseph Paxtons innovativem Entwurf für den Bau aus Eisen und Glas lag – das Entscheidende war vielmehr die Art, wie er die Fantasie der Menschen ansprach.
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    Sie fuhren gerade die Westow Hill entlang, als Melody sah, dass der Verkehr vor ihnen völlig zum Erliegen gekommen war. »Fahr links ran und schalt den Warnblinker ein«, sagte sie zu Gemma, die das Steuer des Clio übernommen hatte. »Wir müssen den Rest zu Fuß gehen. Und ich hab im Navi nachgeschaut – wir können sowieso nicht die Woodland Road runterfahren, weil es eine Einbahnstraße ist.«
    Sie nahm ein Schild mit der Aufschrift Metropolitan Police aus dem Handschuhfach und legte es hinter die Windschutzscheibe, während Gemma den Wagen auf den Bordstein lenkte.
    Der Gehsteig war nicht ganz so vereist, als sie zur Woodland Road vorliefen, doch als sie zur Abzweigung kamen, blies ihnen der eisige Nordwind voll ins Gesicht.
    »Oh, Mist«, sagte Melody, als sie die Straße hinunterschaute. Der Asphalt war schon mit einer zentimeterdicken Schneeschicht bedeckt. Sie konnten hören, wie die Räder eines Autos durchdrehten, das auf halbem Weg den Berg herauf ins Schlingern geraten war.
    »Weißt du noch die Hausnummer?«
    »Ich glaub schon. Es ist relativ weit oben.«
    »Bist du bereit?« Gemma warf ihr einen raschen Blick zu. »Also los.«
    Sie waren erst ein paar Meter gegangen, als Melody es sah: Rauch, vermischt mit den wirbelnden Schneeflocken, kam aus einem Haus ein Stück weiter unten auf der anderen Straßenseite. »Da!«, rief sie Gemma zu und zeigte in die Richtung. »Da brennt es. Ich glaube, das ist das Haus.«
    Sie schlitterten den Rest des Wegs, ohne Rücksicht auf ihre Sicherheit, und überquerten die Straße, als sie auf der Höhe des Hauses waren. Jetzt sahen sie den Rauch durch die Ritzen der vernagelten Fenster quellen.
    Melody rutschte auf der untersten Stufe aus, und ein höllischer Schmerz durchzuckte sie, als sie mit dem Knie auf den vereisten Beton knallte. Sie biss die Zähne zusammen, ignorierte das Pochen im Knie und zog sich am Geländer hoch. Hinter sich hörte sie, wie Gemma mit dem Handy die Feuerwehr rief.
    Als sie den schrillen Schmerzensschrei aus dem Haus hörte, erstarrte sie einen Moment lang, von Panik gepackt. Andy. Um Gottes willen, Andy.
    Als sie näher trat, sah Melody, dass die Haustür einen Spalt offen stand. Sie zog sich die restlichen

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