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Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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beherrschen, um sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Die Schwester würde so bald keine Hilfe sein. »Haben Sie ihre Telefonnummer?«, fragte sie.
    »Vincent hat alles für mich in einem Buch aufgeschrieben. Es liegt in der Schublade.« Mrs Arnotts Blick ging zu den Küchenschränken, doch dann zog sie bekümmert die Stirn in Falten. »Aber ich weiß nicht – Vincent ruft immer für mich an. Die Vorwahlen – ich kann mir nie merken …«
    »Keine Sorge«, sagte Gemma rasch. »Ich kann Ihre Schwester gleich nachher für Sie anrufen. Jetzt trinken Sie erst einmal noch etwas Tee.« Sie wartete, bis Mrs Arnott ihrer Aufforderung Folge geleistet hatte und wieder etwas Farbe bekam, ehe sie hinzufügte: »Sie wissen doch sicher, in welches Pub Vincent freitagabends immer geht.«
    »Natürlich.« Mrs Arnott schaute sie an, als ob sie nicht recht bei Trost wäre. »Ins White Stag, oben an der Kreuzung. Wohin sollte er sonst gehen?«
    »Geht er freitags immer um dieselbe Zeit?«
    »Wenn Emmerdale anfängt.«
    »Das ist Ihre Lieblingssendung, oder?« Gemma versuchte sich das Fernsehprogramm ins Gedächtnis zu rufen, was allerdings schwierig war, da sie zu Hause den Apparat höchstens für die Nachrichten oder ab und zu für ein besonderes Kinderprogramm einschalteten. Ihre Mutter war allerdings ein Fan der Serie, und Gemma glaubte zu wissen, dass sie immer um sieben anfing.
    Jetzt hatte sie wenigstens einen ungefähren zeitlichen und räumlichen Rahmen als Ausgangspunkt für die Ermittlungen zum Tathergang, und sie seufzte erleichtert auf. In diesem Moment erschien Melody in der Küchentür und machte ihr ein Zeichen.
    »Trinken Sie doch noch ein bisschen Tee, Mrs Arnott. Ich bin gleich wieder da«, sagte Gemma, während sie ihr den Arm tätschelte und aufstand, um Melody in den Flur zu folgen.
    »Marie Daeley ist schon unterwegs«, sagte Melody leise, »und ich habe die Kollegen in der Einsatzzentrale gebeten, alles herauszusuchen, was sie über Mr Arnott finden können. Ich habe auch mit der Nachbarin gesprochen – eine Mrs Bates. Sie sagt, Mrs A. habe Alzheimer im Frühstadium und der Ehemann habe sich immer um alles rund ums Haus gekümmert. Mrs Bates hat die Telefonnummer der Schwester. Sie kommt gleich rüber, um zu helfen, und wird auch versuchen, die Schwester anzurufen.«
    »Das würde uns allerdings entlasten.« Gemma warf einen Blick in die Küche, wo Mrs Arnott immer noch mit dem Rücken zu ihnen saß. »Die arme Frau. Hast du von der Nachbarin sonst noch etwas erfahren?«
    »Du hattest recht: Er war tatsächlich Anwalt, genauer gesagt Prozessanwalt, aber sie kann sich nicht an den Namen der Kanzlei erinnern. Sie hat aber auch verschiedene Nummern, unter denen sie ihn erreichen konnte. Die eine sieht nach seiner Handynummer aus, die andere ist wahrscheinlich die der Kanzlei. Da hab ich gleich auch die Zentrale drauf angesetzt.«
    Gemma nickte. »Irgendwelche persönlichen Kommentare?«
    »Nur dass die beiden wegen ihrer Krankheit kaum unter die Leute gegangen sind. Mrs Arnott – ihr Vorname ist wirklich Kathy – kam tagsüber immer noch ganz gut zurecht, solange nichts ihre Routine durcheinanderbrachte, aber Mrs Bates meinte, er habe sich schon Sorgen gemacht, weil er nicht wusste, wie lange es noch so weitergehen könnte. Er hatte mehrere Nachbarn gefragt, ob sie jemanden empfehlen könnten, der unter der Woche wenigstens für ein paar Stunden ins Haus käme.«
    »Hört sich jedenfalls nicht so an, als ob er gestern Abend vorgehabt hätte, länger wegzubleiben. Das erklärt, warum das Hotel damit gerechnet hat, dass sein Zimmer heute Morgen leer sein würde – falls er gewohnheitsmäßig an seinem freien Abend Frauen dorthin abgeschleppt hat.«
    »Dieser Mistkerl«, sagte Melody. »Er musste sich jedenfalls keine Sorgen machen, dass seine Frau dahinterkommen würde.«
    »Nein«, pflichtete Gemma ihr bei, doch ihr Ton war nachdenklich. »Erinnerst du dich, wie sie gesagt hat, sie hätten getrennte Schlafzimmer?« Sie drehte sich wieder zur Küche um, und es fröstelte sie innerlich. »Er wird ja wohl kaum … mit seiner Frau … das wäre ja so, wie wenn man ein Kind vergewaltigt.«
    »Aber die Fesselspielchen?« Melody schüttelte den Kopf.
    »Da hätten die Psychologen sicher ihren Spaß dran«, stimmte Gemma zu. »Aber ich finde, wir sollten uns jetzt erst mal im Pub umhören.«
    »Gehen wir zu Fuß«, schlug Gemma vor, nachdem sie und Melody das Haus der Arnotts verlassen hatten. »Ich kann

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