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Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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glaub’s einfach nicht. Er war erst gestern Abend hier. Hatte er einen Unfall oder so? Hören Sie, ich achte immer darauf, dass meine Gäste es nicht übertreiben«, fügte er mit defensivem Unterton hinzu. »Und außerdem fährt Vince nie …«
    »Es gibt keine Hinweise darauf, dass er das getan hat«, sagte Gemma rasch, die ihren Gesprächspartner nicht gleich auf dem falschen Fuß erwischen wollte. »Um wie viel Uhr ist er gekommen?«
    Reg schien sich zu entspannen. »Kurz nach sieben vielleicht. Hier herrschte der übliche Freitagabend-Trubel. Ich erinnere mich, dass ich ihn bedient habe, nachdem die Band angefangen hatte, vielleicht gegen halb neun, aber das war mindestens schon sein zweites Glas Wein. Vorher muss ihn schon jemand anders bedient haben.«
    »Haben Sie mit ihm gesprochen?«
    »Eher nicht. Bei der Musik konnte man ja sein eigenes Wort kaum verstehen.« Reg wies auf den hinteren Teil des Lokals rechts vom Tresen, wo Gemma eine kleine Fläche erkennen konnte, die als Bühne diente. »Vince war oft genervt, wenn die Bands laut waren. Da konnte er richtig pampig werden.«
    »Wieso ist er dann gekommen?«, fragte Gemma.
    »Ach, na ja – wir waren nun mal sein Stammlokal.« Reg zuckte mit den Achseln, und Gemma glaubte einen Anflug von Unbehagen in seiner Miene zu sehen.
    »Haben Sie ihn denn gut gekannt?«
    »Hmh, nur die üblichen Thekenplaudereien. Manchmal hat er unter der Woche für eine halbe Stunde reingeschaut, wenn nicht so viel los war. Ich wusste, dass er in der Nähe wohnte, und dass er Anwalt war. Prozessanwalt, soviel ich weiß. Einmal hat er erzählt, dass seine Frau krank sei.« Das Unbehagen trat jetzt deutlicher zutage.
    »Was stört Sie denn daran?«, fragte Melody, die es ebenfalls bemerkt hatte.
    »Also, wissen Sie …« Reg seufzte. »Ich bin glücklich verheiratet. Und ich bin Barkeeper, also kriege ich so allerhand mit. Was andere Leute so treiben, geht mich nichts an.«
    »Und was hat Vincent Arnott getrieben, das Ihnen nicht gepasst hat?«, fragte Gemma, seine Beteuerungen ignorierend.
    Reg sah sie beide an, dann zuckte er wieder mit den Achseln. »Man soll ja nicht schlecht über Tote reden, nicht wahr, aber wenn er hier war, hat er fast immer irgendwelche Frauen angequatscht. Hat ihnen ein paar Drinks spendiert. Und manchmal ist er auch mit einer abgezogen, glaube ich.«
    »Jemand Bestimmtes?«
    »Nein. Aber er stand auf einen bestimmten Typ. Blond. Nicht mehr ganz jung. Geschieden. Frauen, die sich am Wochenende mal so richtig amüsieren wollten.«
    »Wissen Sie, ob er mit den Frauen ins Belvedere Hotel gegangen ist?«, warf Melody ein.
    Reg reagierte mit einem ungläubigen: »Wie? Dieses Dreckloch? Tut mir leid«, fügte er erschrocken hinzu. »Aber jeder hier im Viertel weiß, dass der Laden nicht gerade ein Vier-Sterne-Hotel ist, und Vince war doch eher der Kaschmir-Typ. Aber trotzdem …« Er dachte einen Moment darüber nach. »Es wäre wohl die praktischste Lösung gewesen, es sei denn, er hätte die Damen mit nach Hause genommen …«
    »Wissen Sie, ob Arnott auf ausgefallene Sexpraktiken stand?«
    »Ausgefallene Sexpraktiken?« Reg starrte Melody an, und Gemma war sich nicht sicher, ob er schockiert über die Vorstellung an sich war oder nur über die Tatsache, dass sie von einer Frau geäußert wurde, die so brav und korrekt wirkte wie Melody Talbot. »Um Gottes willen, nein. Ganz bestimmt nicht. Was das betrifft, war er bestimmt so konservativ wie in allem anderen auch.«
    »Was ist mit gestern Abend? War er da auch mit jemandem zusammen?«, fragte Gemma.
    »Nicht, dass es mir aufgefallen wäre.« Reg kratzte sich am Kinn. »Ach ja, es gab da allerdings ein bisschen Stress mit dem Gitarristen.«
    »Was?«, riefen Gemma und Melody im Chor, und nachdem sie einen Blick gewechselt hatten, fuhr Gemma fort: »Sie meinen, er war in eine Schlägerei verwickelt?«
    »Nein, sie haben sich bloß angeschrien. Es war der Gitarrist, der dem Typen eins auf die Nase gegeben hat.«
    »Okay, noch mal von vorn«, sagte Gemma. »Welcher Gitarrist, und wer bekam eins auf die Nase?«
    »Na, der Gitarrist von der Band«, antwortete Reg ein wenig ungehalten. »Hören Sie, ich habe selbst nicht gesehen, was passiert ist. Die Band hat eine Pause gemacht, und da war natürlich ein großes Gedränge an der Bar. Dann hör ich plötzlich jemand schreien, und als ich hinschaue, steht da dieser Typ und hält sich die Nase, und einer von der Band packt den Gitarristen an den Schultern und zerrt

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