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Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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zerschrammte Holzdielen, schnörkelige Lampen – und hervorragendes Essen. Sie spießte eine der hausgemachten Pommes auf, die zu ihrem Clubsandwich mit Huhn, Cheddar und Räucherspeck serviert worden waren. »Ich kann verstehen, dass Vincent Arnott gerne hierherkam, aber zwischen diesem Pub und dem Belvedere Hotel liegen doch Welten.«
    »Auch wenn es nur ein Katzensprung ist.« Melody wischte sich mit dem kleinen Finger einen Remouladenklecks von der Lippe.
    Gemma nickte. Sie fragte sich, ob es an dieser Kreuzung Überwachungskameras gab, die einen guten Blick auf das Pub boten. Sobald sie eine genauere Vorstellung davon hatten, wie Arnott die letzten Stunden seines Lebens verbracht hatte, würde sie die Kriminaltechniker darauf ansetzen.
    Während sie auf ihr Essen warteten, hatte sie sich bei DC MacNicols nach dem Stand der Dinge erkundigt. Jetzt warf sie wieder einen Blick auf ihr Handy, für den Fall, dass ihr eine Nachricht von Kincaid entgangen war, aber es war nichts gekommen.
    »Was hattest du dir eigentlich für diesen Samstag vorgenommen?«, fragte sie Melody.
    »Ich wollte Doug helfen, sein Wohnzimmer zu streichen.«
    »Das große Heimwerker-Projekt?«, fragte Gemma lächelnd. »Wie kommt er denn voran?«
    »Seeehr laaangsam.« Melody zog die Vokale in die Länge. »Er weiß jetzt, welche Farben authentische Reproduktionen von viktorianischen Originalen und welche Marken am wenigsten schadstoffbelastet sind.« Sie verdrehte die Augen. »›Such dir einfach eine Farbe aus, die dir gefällt‹ – so schlicht kann man ein derart bedeutendes Problem offenbar nicht angehen, wenn man Detective Sergeant Cullen heißt.«
    Doug Cullen war als Sergeant in Kincaids Team gekommen, als Gemma zum Inspector befördert worden war, und obwohl er zu einem anderen Mordermittlungsteam gewechselt hatte, als Kincaid in Elternzeit gegangen war, hatte sich zwischen Cullen und Melody eine verhaltene Freundschaft entwickelt.
    »Nun ja, es ist sein erstes Haus«, meinte Gemma lachend. »Da darfst du nicht so streng mit ihm sein.« Dann wurde sie wieder ernster und betrachtete Melody ein wenig unsicher, während sie an einer Ecke ihres Sandwichs kaute. »Wir haben ihn in letzter Zeit kaum gesehen. Wie läuft es denn so im Yard, hast du da etwas mitbekommen?«
    »Ich weiß, dass es Doug total stinkt, mit Superintendent Slater zusammenarbeiten zu müssen, und das scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Ich glaube, Doug reagiert seinen Frust jetzt mit Farbe und Pinsel ab.«
    »Hat er irgendetwas über Duncan gesagt? Was die Arbeit betrifft, meine ich?«
    »Nur dass er es kaum erwarten kann, dass Duncan zurückkommt. Wieso?« Melody wirkte jetzt besorgt. Gemma bedauerte fast schon, das Thema angesprochen zu haben, aber Melody war der einzige Mensch, mit dem sie darüber reden konnte.
    »Es ist nur, weil – Du sagst doch Doug nichts davon, oder?«
    »Nicht, wenn du es nicht willst.« Melody legte ihr Sandwich hin und schenkte Gemma ihre volle Aufmerksamkeit.
    »Ich mache mir wahrscheinlich ganz umsonst Sorgen. Aber als Duncan Denis Childs gesagt hat, dass er noch etwas mehr Zeit für die Familie braucht, da hat Denis nur gesagt, er solle sich da mal keine Sorgen machen, und hat ganz den jovialen Chef rausgekehrt, was doch sonst gar nicht seine Art ist.«
    »Nein«, bestätigte Melody zögernd und runzelte die Stirn. »Aber sicher wollte er nur …«
    »Nett und verständnisvoll sein?« Gemma schüttelte den Kopf. »Das ist definitiv nicht der Stil des Chief Super, auch wenn er unter seinem unbeteiligten Äußeren sicherlich ein mitfühlendes Wesen verbirgt. Aber ich …«
    Sie brach ab, als ein Schatten ihren Tisch verdunkelte. Als sie den Kopf hob, erblickte sie einen Mann mit kahl rasiertem Schädel und sorgsam gestutztem braunen Bart, der sich gerade eine Barkeeperschürze umband. »Ich bin Reg«, stellte er sich vor. »Kasey sagte, Sie wollten mich sprechen.«
    Gemma schob ihren Stuhl zurück und zeigte ihm ihren Dienstausweis. »Es geht um Vincent Arnott. Einer Ihrer Stammgäste, soviel ich weiß?«
    »Klar, er ist fast jeden Freitagabend hier.« Der Mann grinste. »Erzählen Sie mir nicht, dass die Polizei hinter Vince her ist.«
    »Das nicht, nein. Er ist tot«, sagte Gemma leise.
    »Was?« Das Lächeln verschwand aus dem Gesicht des Barkeepers. »Sie nehmen mich doch auf den Arm, oder?« Als ihre Mienen ihm verdeutlichten, dass das nicht der Fall war, zog er einen Stuhl heraus und ließ sich schwerfällig darauf nieder. »Ich

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