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Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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mich nicht erinnern, dort oben allzu viele freie Parkplätze gesehen zu haben.«
    Sie hatten Mrs Arnott in der Obhut ihrer Nachbarin Mrs Bates gelassen, die einen freundlichen und patenten Eindruck machte. »Sind Sie sicher, dass es Vincent ist?«, hatte sie geflüstert, nachdem sie Gemma und Melody beiseitegenommen hatte. »Ich kann es einfach nicht glauben.«
    »So sicher, wie wir ohne eine formelle Identifizierung sein können«, antwortete Gemma.
    Mrs Bates erbleichte. »Oh, Sie können doch nicht erwarten – Kathy kann unmöglich …«
    »Nein«, hatte Gemma ihr zugestimmt. »Aber vielleicht kann das ein Arbeitskollege übernehmen. Oder ein anderes Familienmitglied. Wissen Sie, ob es da jemanden gibt?«
    »Ich glaube nicht. Ich erinnere mich, dass seine Mutter vor ein paar Jahren gestorben ist, und ich habe ihn nie von irgendwelchen Geschwistern reden hören.« Sie sah die beiden an und runzelte die Stirn. »Sie sind doch von der Kriminalpolizei. Ich dachte zuerst an einen Verkehrsunfall oder einen Herzinfarkt, aber …«
    »Ich fürchte, wir können Ihnen im Moment nicht mehr sagen«, hatte Gemma abgeblockt und der Frau gedankt.
    »Du willst nur wissen, wie gut ich zu Fuß bin«, sagte Melody jetzt, als sie die Belvedere Road hinaufstapften.
    »Du bist doch die Läuferin. Ich wette, du bist besser zu Fuß als ich.«
    »Aber du bist im Vorteil, weil du längere Beine hast«, konterte Melody.
    Gemma hielt einen Moment inne, als sie auf der Kuppe angekommen waren, und betrachtete das Pub, an dem sie am Morgen vorbeigefahren waren. Das Haus war im Stil der viktorianischen Neogotik aus orangeroten Ziegeln erbaut, mit einer Reihe von Stabkreuzfenstern im Erdgeschoss. Sie konnte sich vorstellen, dass es im Sommer ein einladendes Bild abgeben würde, mit Blumenampeln an der Fassade und voll besetzten Tischen auf der Terrasse. Im Moment jedoch war es nur eine willkommene Zuflucht vor der Kälte.
    Der Wind hatte aufgefrischt, während der Regen nachgelassen hatte, und als Gemma die Eingangstür aufzog, wurden sie von einer Bö regelrecht ins Lokal geweht. Verlockende Essensdüfte empfingen sie, dazu vielstimmiges Gemurmel und das Klirren von Besteck und Tellern.
    Eine geschwungene Theke teilte den großen Gastraum. Dahinter stand eine junge Frau mit blonden Locken, die sie mit einem roten Stirnband gebändigt hatte, und bediente flink die Zapfhähne.
    »Was darf’s sein?«, fragte sie lächelnd, als die beiden an den Tresen traten.
    »Nur ein paar Informationen«, antwortete Gemma, indem sie das Lächeln erwiderte und ihren Dienstausweis hochhielt.
    Die Augen der jungen Frau weiteten sich. Sie blickte nach links und nach rechts, um sich zu vergewissern, dass die anderen Gäste an der Bar beschäftigt waren. »Gibt es ein Problem?«
    »Kennen Sie einen Mann namens Vincent Arnott, der hier Stammgast ist? Anfang sechzig, gepflegt, weiße Haare?«, fragte Melody und zeigte ihr das Foto aus dem Führerschein auf ihrem Handy.
    Die junge Frau schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass ich den schon mal gesehen habe, aber wir haben schließlich eine Menge Gäste.«
    »Wir glauben, dass er regelmäßig am Freitagabend herkam«, sagte Gemma. »Und wir wüssten gerne, ob er gestern Abend auch hier war.«
    »Ach so.« Die junge Frau wirkte erleichtert. »Dann müssen Sie Reg fragen. Ich helfe nur am Wochenende mittags aus, wenn ich nicht an der Uni bin.«
    »Könnten wir Reg sprechen?«
    »Sein Sohn hatte heute Morgen ein Fußballspiel an der Schule.« Die junge Frau sah auf die Uhr an ihrem schlanken Handgelenk. »Er müsste eigentlich jeden Moment zurück sein – vielleicht möchten Sie ja warten. Dieser Mann da« – sie deutete auf das Foto – »… steckt der irgendwie in Schwierigkeiten?«
    »Könnte man wohl sagen.« Gemmas Blick schweifte zu der Schiefertafel mit dem Speisenangebot ab, und ihr Magen knurrte. Sie erinnerte sich, dass sie nicht gefrühstückt hatte und dass Kincaids Freitagabend-Pizza nur noch eine vage Erinnerung war. »Bestellen wir uns doch was zu essen, während wir warten«, schlug sie Melody vor.
    »Ich hatte schon gedacht, du würdest nie fragen. Ich habe schon ganz weiche Knie, und das nicht vom Bergaufgehen.«
    Kurz darauf saßen sie bei Kaffee und Sandwichs an einem Tisch an der Fensterfront.
    »Nettes Lokal«, meinte Melody und biss in ihr Brötchen mit leckeren Fischstäbchen. »Shabby Chic für gehobene Ansprüche.«
    Gemma wusste genau, was sie meinte. Bunt zusammengewürfelte Möbel,

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