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Wer Böses Tut

Wer Böses Tut

Titel: Wer Böses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Forbes
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mit dem Fuß entschlossen die Tür zu, ehe er das Telefon aufklappte.

    »Wo sind Sie?«, fragte Steele. Ihre Stimme klang leise und frisch, im Gegensatz zu den Stimmen im Hintergrund aus der Küche.
    »Bei meiner Schwester. In Islington. Es gibt gleich Essen.«
    »Gut«, sagte Steele, als hätte sie den letzten Satz nicht gehört. »Das ist nicht so weit weg. Ich möchte, dass Sie sofort zum Holland Park fahren. Wir haben da einen verdächtigen Todesfall. Sam und die Spurensicherung sind schon dort. Treffpunkt auf dem Hauptparkplatz an der Abbotsbury Road, zwischen Kensington High Street und Holland Park Avenue.«
     
    Die Ducati kam auf dem vereisten Boden schlitternd zum Stehen und landete mit der Nase in einem Schneehaufen. Tartaglia stellte den Motor ab, schaltete das Licht aus und stieg ab. Als er den Helm absetzte, fiel ihm auf, wie dunkel es bereits am frühen Nachmittag war. Der gesamte Holland Park war abgesperrt, und der Parkplatz war leer, bis auf die Streifenwagen und die Autos der Forensiker.
    An einer Ecke in der Ferne entdeckte er Sam Donovan. Sie stand telefonierend neben lauter uniformierten Polizisten vom zuständigen Revier, die sich im Halbkreis um einen offenen Lieferwagen scharten. Einer von ihnen verteilte Plastikbecher, und eine Thermoskanne mit etwas Heißem machte die Runde. Der Farbe nach sah das, was dort eingegossen wurde, aus wie Tomatensuppe.
    Als er auf sie zuging, winkte Donovan ihm und klappte kurz darauf ihr Handy zu.
    »Du bist aber schnell hier«, sagte sie, als sie vorsichtig durch den Schnee auf ihn zugestapft kam.
    Ihre kurzen braunen Haare standen in drahtigen Büscheln in der kalten Luft ab, ihre Augen tränten, und unter einem war die Wimperntusche verlaufen. Sie war in einen knappen, schwarzweiß
karierten Mantel gewickelt, der dem Wetter absolut nicht angemessen schien, und hatte einen leuchtend orange-rot gemusterten Schal um den Hals geschlungen.
    »Es war nicht viel Verkehr, wahrscheinlich sind alle beim Mittagessen.«
    Er ging hinter ihr her eine steile, rutschige Treppe in den Park hinauf und bemerkte, dass sie zur Abwechslung einen Rock trug, und zwar einen ziemlich kurzen, der kaum länger als ihr Mantel war, auch wenn von ihren schlanken Beinen nicht viel zu sehen war, weil sie in riesigen Gummistiefeln steckten.
    »Also, was haben wir?«, fragte er, als sie oben waren, und überlegte, warum sie sich an einem Sonntag so herausgeputzt hatte.
    »Das Opfer ist weiblich, Ende zwanzig oder Anfang dreißig. Man hat sie nackt ausgezogen. Bis jetzt haben wir keinen Ausweis, und die Todesursache ist noch unklar. Das Gelände wird nach Kleidung oder persönlichen Dingen abgesucht, aber sie haben noch nichts gefunden. Die Beamten gehen gerade die Vermisstenmeldungen durch.
    »Wer hat heute bei der Spurensicherung Dienst?«
    »Nina Turner. Ich habe eben mit ihr gesprochen.«
    »Gut«, antwortete er. Nina war mit einem der Kollegen aus dem Büro in Barnes, in dem er arbeitete, verheiratet und ging für gewöhnlich sehr gründlich vor. »Wo ist sie?« Er hatte ihr Auto auf dem Parkplatz nicht gesehen.
    »Sie gibt den Hundeführern Anweisungen, aber sie will dich in zehn Minuten am Fundort treffen. Wir sollten uns beeilen, es ist ein ganzes Stück weg.«
    Sie passierten das Restaurant Belvedere und liefen über die Wiese dahinter auf den Wald zu. Das letzte Mal war er vor ein paar Jahren im Sommer im Holland Park gewesen, mit Nicoletta, John und ein paar Freunden bei einer Freilichtveranstaltung - Verdi oder Donizetti, irgendeine lyrische italienische Oper. Er
erinnerte sich an das Kreischen der Pfauen, das von Zeit zu Zeit über die Musik hinweg ertönte, an die Hitze, daran,wie er in seinem Anzug geschwitzt hatte. Als er sich jetzt umschaute, war der Ort nicht wiederzuerkennen, und er wünschte, er hätte die Zeit, stehen zu bleiben und das Schauspiel zu genießen.
    Es hatte tagelang gestürmt und geschneit, alles war von einer dicken weißen Schicht bedeckt, die an manchen Stellen fast einen Meter hoch war. Ein großer Teil war unberührt, doch auf dem Pfad, den sie entlangliefen, durchzogen eine Reihe Fußspuren den Schnee, und Hundespuren verloren sich in der Ferne. Obwohl es über Nacht wieder heftig geschneit hatte, war der Park heute Morgen geöffnet worden, und er fragte sich, wie viele Spuren bereits zerstört worden waren, ehe das ganze Areal abgesperrt worden war.
    »Himmel, ist das kalt«, sagte Donovan und zog sich den Schal enger um den Hals. »Ich hasse den

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