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Wer braucht denn schon Liebe

Wer braucht denn schon Liebe

Titel: Wer braucht denn schon Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marte Cormann
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zu Weihnachten geschenkt, zweifelte mittlerweile jedoch stark am Sinn dieser Investition. Großmutter, die neumodischen Kram, wie sie sich ausdrückte, hasste, spülte nach wie vor mit der Hand.
    »Kevin würde sich kaputtlachen, wenn er dich hören könnte. Wir mögen uns, aber mehr auch nicht. Und das ist auch vernünftig. Liebe geht immer schief. Denk nur an Romeo und Julia. Oder Othello. Hamlet. Elisabeth I.«
    »Tolle Schauspielerin letztens. Nur warum de Gute sich zum Schluss ’ne Glatze schneiden musste, ist mir schleierhaft. So schöne rote Haare, fast wie deine.« Käthe Rohnert warf ihrer verwirrten Enkelin aus blauen Knopfaugen einen spitzbübischen Blick zu. »Fernsehen bildet eben«, erklärte sie hoheitsvoll.
    Mit zwei schnellen Schritten war Karen bei ihr, schlang die Arme um sie und presste ihr Gesicht fest an die runzelige Wange. »Mensch, Oma. Pass bloß auf dich auf, wenn ich weg bin. Ich würde dich echt vermissen, falls dir was passiert!«
    Oma Käthe tätschelte ihr gerührt die Hand. »Danke, gleichfalls, meine Kleine. Wann geht dein Flug morgen?«
    »Um zwölf ab Düsseldorf. Ich nehme den Wagen und stelle ihn im Parkhaus ab. Für die drei Tage rechnen sich die Gebühren grad noch.« Karen war schon fast an der Tür, als die Stimme ihrer Großmutter sie noch einmal zurückrief.
    »Karen?!«
    »Mmh?«
    »Wenn Kevin dich fragt, sag einfach Ja! Mit ihm hast du was Solides, das ist nicht so einer wie …«
    »Oma, du nervst! Gute Nacht.« Karen zog energisch die Tür hinter sich ins Schloss. Manchmal wunderte sie sich selbst, weshalb sie noch nicht eins von Kevins Angeboten angenommen hatte und in eine eigene Wohnung umgezogen war. Doch die Vorstellung, ihre Oma, der sie so viel im Leben verdankte, im Alter der Einsamkeit zu überlassen, bereitete ihr Bauchschmerzen. Auch wenn Karen sich manchmal fast schmerzhaft der Enge ihrer häuslichen Umgebung bewusst war. Sie liebte ihre Großmutter über alles, sie war der einzige Mensch, dem sie vorbehaltlos vertraute. Doch an schlechten Tagen reichte ein kurzes Gespräch mit ihr, um Karen in lähmende Depression zu stürzen.
    Heute war definitiv ein schlechter Tag.
    Und wie sollte sie reagieren, wenn ihre Großmutter Recht behielt und Kevin ihr tatsächlich einen Heiratsantrag machte? Oder besser gefragt: Wie konnte sie seinen Antrag ablehnen, ohne ihn gleichzeitig als Freund zu verlieren?
    Diese Denksportaufgabe nahm Karen mit in den Schlaf.

Zwei
    Das Licht der Sonne fiel warm auf Karens Gesicht, und der Wind trug den würzigen Duft italienischer Kräuter und Gräser zu ihr ans Bett. Karen gab sich gar nicht erst die Mühe, sie unterscheiden zu wollen. Es reichte ihr völlig, die Augen geschlossen zu halten und die neuen Eindrücke auf sich wirken zu lassen. Wider Erwarten hatte Kevin Recht behalten. Auch sie begann, ihren Ausflug nach Italien zu genießen.
    Dabei hatte es noch am Morgen so gar nicht danach ausgesehen. Der Nieselregen, der mittlerweile genauso zu Düsseldorf zu gehören schien wie der Kö-Graben, und die morgendliche Hetze hatten nicht gerade zu ihrer guten Laune beigetragen. Dazu noch diese verflixten Halsschmerzen, die ihr das Schlucken schwer machten. Wenn Kevin nicht kurz entschlossen ihr Gepäck aufgegeben und sie zum Abfertigungsschalter geschleift hätte – vermutlich hätte sie auf dem Absatz kehrtgemacht und wäre ins Büro geeilt.
    »Es sind keine drei Tage, Karen«, hatte Kevin sie leicht genervt beschworen. »Überübermorgen sitzt du schon wieder in deinem geliebten Büro.«
    »Ich bin kein Workaholic, falls du darauf anspielst. Ich arbeite nur zufällig genauso gern wie du«, hatte sie sehr kühl erwidert. Dann hatte sie zwei Aspirin geschluckt und den Flug nach Neapel dösend hinter sich gebracht, während neben ihr Kevin die Unterlagen über die Villa studierte, die er im Auftrag einer verwitweten Düsseldorfer Millionärin verkaufen sollte.
    Nun war alles gut. Wirklich gut. Nach einem kurzen Schlaf, einer Zwangspause wegen der rasenden Kopfschmerzen, die sie zwischendurch trotz der Tabletten befallen hatten, fühlte sie sich rundum wohl. Wie generalüberholt.
    Froh gestimmt trat Karen ans Fenster. Weiße Wölkchen vor azurblauem Himmel. Glitzernde Sonnenlichter auf tanzenden Wellenkronen. In Sachen Romantik und Traumblick auf das Mittelmeer war Amalfi wirklich unschlagbar.
    Karen reckte sich zufrieden und machte gleich noch zwei Atemübungen. Sie beugte sich ein wenig aus dem Fenster, um hinunterzusehen, als sie zwei

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