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Wer braucht schon Zauberfarben?

Wer braucht schon Zauberfarben?

Titel: Wer braucht schon Zauberfarben? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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ist das doch das Mindeste, was ich verlangen kann. Ist wirklich keinerlei Barmherzigkeit mehr in dir?“
    Tiberius kratzt sich am Kinn. „Also gut, aber eine falsche Bewegung und du lernst meine Barmherzigkeit kennen“, droht er mir. Das war ein Fehler Mann.
    Er schließt die Zelle auf und lässt mich vorbei. Schnell schlüpfe ich rein, um mich Beliars Vater zu nähern.
    „Hast du meinen Sohn getötet?“, fragt er eiskalt.
    Ich lasse ihm keine Möglichkeit weiterzusprechen. Wie eine Irre schmeiße ich mich ihm an den Hals und drücke mich fest an ihn. Einen Wimpernschlag später presse ich meine Lippen auf die seinen. Nach ein paar Sekunden löse ich mich von einem sichtlich überwältigten Mann.
    Meine Beine geben sogleich nach. Der Lord hält mich aufrecht, küsst mich sogar unbemerkt auf die Stirn. Mag daran liegen, dass ich ihm das Gespräch von Alexej und mir von vorhin in meiner Erinnerung gezeigt habe. Er kennt also den Plan.
    Tiberius tritt in die Zelle und entreißt mich den Armen von Beliars Vater.
    „Das reicht jetzt“, herrscht er mich an. „Du weißt schon, dass das nicht verhindert, dass du für die Morde in der Hölle schmoren wirst. Naja, dort siehst du wenigstens deine Eltern wieder. Jetzt reiße ich dir erst mal deine Kräfte raus. Wie ich sehe, hat die schwarze Magie in deinem Körper wieder überhandgenommen.“ Meine Locken sind tatsächlich erneut schwarz geworden. Tiberius zerrt mich zu einem Steintisch, auf den er mich grob stößt.
    „Halt sie fest“, befiehlt er Alexej, der glücklicherweise noch die Form seines Sohnes hat. Wir haben nicht mehr viel Zeit – fünf Minuten sind gleich um.
    Alexej kommt sogleich näher und fixiert meine Arme. Der Schlafmangel und die daraus resultierende Erschöpfung fordern ihren Tribut, denn ich kann mich kaum wehren. Tiberius malt mir Runen auf die Stirn.
    „Willst du nicht schreien?“, fragt mich Nadar überheblich – also Alexej. Ich weiß, was er damit sagen will. Ich soll endlich seinen Namen rufen, aber es ist noch zu früh. Ich will den Überraschungsmoment auf meiner Seite haben.
    Tiberius‘ Zornesfalte tritt hervor. „
Was zum
...“, stößt er irritiert aus. „
WO SIND DEINE ZAUBERKRÄFTE
?“, brüllt er wie von Sinnen.
    Dabei holt er mit der Hand zu einem Schlag gegen mich aus, den Alexej sauber abfängt. Tiberius fällt gerade vom Glauben ab, als er in das Gesicht des Großfürsten blickt. Okay, jetzt schreie ich seinen Namen: „ALEXEJ.“
    Der Fürst zögert nicht, verpasst Tiberius einen Fluch, der ihn an die Mauer prallen lässt. Bewusstlos sinkt er zu Boden. Mann, das war knapp.
    Im nächsten Moment zieht mich Junus vom Tisch und drückt mich fest an sich. „Ich hatte solche Angst um dich“, flüstert er.
    „Junus“, warnt uns eine Stimme. In einem unbeobachteten Moment konnte sich Tiberius wohl hochrappeln, was er jetzt ausnutzt, um die Hand gegen uns zu erheben.
    Mein Herz bleibt stehen, doch da hat ihm Beliars Vater schon eine mit den weißen Kräften, die ich ihm mit dem Kuss geschenkt habe, verpasst.
    Daher wurden auch meine Haare wieder schwarz – ich bin jetzt sozusagen magiefrei, wie vor meinem sechzehnten Geburtstag. Was soll ich sagen, es fühlt sich richtig an.
    Junus drückt mich an sich, da ich mich kaum aufrechthalten kann. Der Verlust meiner Zauberkräfte zwingt mich immer noch in die Knie.
    „Raven, ist alles in Ordnung?“, haucht er, während er mein Kinn in seine Hand nimmt, damit ich ihn ansehen muss.
    „Ja“, lüge ich. Um ehrlich zu sein, fühle ich mich beschissen. Als hätte man mir die Lebensenergie ausgesaugt. Der Nervenkitzel, der letzten paar Stunden, fällt förmlich von mir ab. Ich versuche, mir meine Schwäche nicht allzu sehr anmerken zu lassen und drücke Junus von mir weg.
    „Bringt sie hier raus“, verlange ich. Junus nickt, hebt seine Mutter in die Arme und trägt sie aus dem Verlies. Alexej bannt Tiberius in eine der Zellen. Daraufhin hilft er Beliars Mutter, die zu schwach zum Laufen ist.
    „Raven, komm“, verlangt Beliars Vater, der mir seine Hand hinhält, die ich sogleich ergreife. Ich schaffe es kaum, alleine die Treppe hochzukommen. Immer wieder knalle ich an die Steinwand. Beliars Vater stützt mich, zieht mich immer weiter nach oben, bis die morgendliche Sonne meine Augen blendet.
    „Raven, schaffst du es?“, will Junus wissen. Ich ignoriere ihn, befehle ihm stattdessen: „Bring sie zu Beliar. Alexej, geh mit ihnen, falls ihr der Inquisition begegnet. Sie greifen

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