Wer braucht schon Zauberfarben?
er.
Ihn ignorierend fahre ich fort: „Ich will die Kartographie und dein Versprechen, niemandem zu verraten, welche der Burgen das Zuhause von Hexen sind. Außerdem möchte ich, dass du mir die Menschen nennst, die diese Karte noch kennen, damit ich ihre Erinnerungen daran löschen kann.“
Gillean schnaubt laut auf. „Du bist von Sinnen Raven“, knallt er mir vor den Latz.
Ich erkläre: „Dafür bekommst du das, wonach du suchst.“
„Und was soll das sein?“, will er energisch wissen.
„Na deinen Vater natürlich, was denn sonst?“, erkläre ich selbstverständlich.
Er lacht laut auf. „Du glaubst doch nicht, dass ich darauf hereinfalle.“
„Ich habe ihn aus dem 21. Jahrhundert hierhergeholt. Gib mir das, was ich verlange, dann bringe ich dich heute noch zu ihm.“
Daran hat er sichtlich zu knabbern. Nach einer Weile sagt er: „Und warum um alles in der Welt, sollte ich dir diese absurde Geschichte glauben?“
Dieses Gespräch ist extrem anstrengend. „Weil ich deinen Vater gerade von dort, wo er versteckt war, zurück hierhergeholt habe“, gestehe ich.
„Wieso hättest du das tun sollen?“, will er wissen. Er glaubt mir kein Wort.
Weil er der Mörder meiner Zieheltern ist, den ich selbst ins Gefängnis gebracht habe und ihn jetzt gegen das Leben meiner Familie eintauschen will – ist mein erster Gedanke. Dabei kommen alle Gefühle von damals wieder hoch. Ich versuche, die Tränen runterzuschlucken.
„Damit ich etwas zum Verhandeln habe?“, erkläre ich stattdessen. „Es ist die Wahrheit Gillean. Komm schon, glaub mir endlich“, verlange ich.
„Du lügst“, raunt er fuchsteufelswild.
„Tu ich nicht. Er ist im Nebenzimmer“, informiere ich ihn.
Gillean ist stark am Überlegen, ob er rüberlaufen soll, zögert aber. „Das ist ein Trick“, haucht er kopfschüttelnd.
„Dann hole ich ihn“, verkünde ich, stapfe genervt aus der Tür, kralle mir McConnor vom Nebenraum und drücke ihn ins Zimmer, in dem Gillean wartet, der gerade vom Glauben abfällt.
„
Vater?
“, stößt er ungläubig aus.
„Gillean“, ruft McConnor, der auf seinen Sohn zukommt.
„Warte“, verkündet Gillean und hält seinen Vater zurück. „Was ist unser Geheimnis, von dem niemand erfahren darf“, fragt er ihn doch tatsächlich.
McConnor lächelt und flüstert ihm etwas ins Ohr. Ich schüttle genervt den Kopf. Gillean scheint überzeugt zu sein, denn er umarmt seinen Vater energisch.
„Die Kartographie, dein Versprechen und die Namen“, verlange ich von Gillean.
Gillean verschränkt die Arme vor der Brust. „Ich habe diesem Handel nie zugestimmt.“ Scheiße, er hat mich über den Tisch gezogen.
Strategieänderung: „Dann willst du also, dass ich sterbe“, mutmaße ich.
„Warte im Nebenraum auf mich Vater“, verlangt Gillean. Der Lord lässt uns sogleich allein.
Als wir allein sind, meint Gillean: „Wir rücken im Morgengrauen aus. Ich verstecke dich in meinen Gemächern. Dort bist du in Sicherheit.“ Im Traum.
„Du hast immer noch nicht verstanden, was ich dir die ganze Zeit über zeigen will“, verkünde ich. Energisch nehme ich seine Hand in meine und führe sie an mein Herz. „Fühlst du das denn nicht? Ich habe ein Herz, so wie du. Habe Gefühle. Empfinde Schmerz, Angst, Mitleid, Zorn, Freude, Liebe. Der einzige Unterschied zwischen uns ist, dass Magie in mir fließt. Bitte stoppe das Gillean. Das wird ein Völkermord, auch unter deinesgleichen. Sie tragen nicht alle Amulette, die sie schützen. Willst du wirklich so viel unschuldiges Blut an deinen Händen kleben haben? Bitte sag mir, dass du das nicht zulässt. Gillean, bitte tu das nicht. Zerstöre die Karte. Das ist das einzig Richtige.“ Meine Tränen lassen sich nicht mehr aufhalten.
Gillean mustert mich intensiv. Dabei nimmt er beide meiner Wangen in seine Hände und erklärt: „Es ist unaufhaltsam Raven.“
Mein Gesicht wird schmerzverzerrt. „Leb wohl Gillean“, hauche ich, während ich mich von ihm losreiße.
„Nein, geh nicht nach draußen Raven. Wenn die Sonne aufgeht, bist du nirgendwo mehr sicher. Dein Haar und deine Schönheit – du bist zu auffällig. Sie werden dich verbrennen“, prustet er ungehalten.
„Du hast mein Schicksal besiegelt Gillean. Ich kann mich davor nicht verstecken“, hauche ich unter Tränen. Schnell drehe ich mich um, aber er hält mich am Arm fest.
„NEIN“, brüllt er, kommt auf mich zu und presst seine Lippen auf die meinen. Das hat mich so überrascht, dass ich erst
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