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Wer braucht schon Zauberfarben?

Wer braucht schon Zauberfarben?

Titel: Wer braucht schon Zauberfarben? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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Sekunden später reagieren kann.
    Da löst er sich aber schon wieder von mir. Ihn scheint sein Handeln genauso überrascht zu haben, wie mich. Er sieht vollkommen verblüfft aus, als hätten ihn seine Gefühle übermannt und zu einem willenlosen Zombie gemacht.
    Seine Irritation nutze ich, um aus dem Wirtshaus zu laufen. Ich höre ihn meinen Namen hinter mir brüllen, doch da steige ich bereits auf mein Pferd und galoppiere davon.
     

    Es wird bereits heller. Ich hab nicht mehr viel Zeit.
    Keuchend steige ich in einiger Entfernung des Friedhofes vom Pferd. Alexej kommt bereits auf mich zu.
    „Deine Leute haben die Gruft umzingelt und warten auf Befehle. Der Bann ist gebrochen und wurde durch ein Trugbild ersetzt“, informiert er mich.
    „Ausgezeichnet“, erwidere ich, immer noch bemüht, zu Atem zu kommen.
    „Ruh dich aus Raven“, schlägt er mir vor.
    Ich lächle. „Wir zwei gehen da allein rein. Wenn ich da unten deinen Namen rufe, ist das das Stichwort, um Tiberius anzugreifen.“
    „Dein Onkel hält deinen Ziehbruder gefangen?“, flüstert er überrascht.
    „Ja. Du darfst nicht vorher eingreifen, das ist von entscheidender Bedeutung. Nimm Nadars Form an, überlass das Reden mir und behandle mich grob. Das dürfte dir ja nicht allzu schwerfallen“, erkläre ich. Den Seitenhieb konnte ich mir nicht verkneifen. Immerhin soll es ihm eine Lehre sein, Frauen so zu behandeln.
    Alexej kommt herausgefordert auf mich zu. Seine Hand streicht durch meine blonden Locken.
    Er kommentiert meine Aussage nicht, nimmt stattdessen einfach Nadars Form an. Verblüfft mustere ich ihn. Wow, er ist echt stark. Memo an mich selbst: Ich sollte nicht so frech zu ihm sein. Außerdem will ich mir echt gerade nicht vorstellen, warum sie ihn den Pfähler nennen.
    Ich halte ihm die leere Flasche hin, in der ich eigentlich die Zauberkräfte meines Ziehvaters und die von Beliar einfangen sollte. „Händige Tiberius die Flasche auf keinen Fall aus, egal was passiert.“ Alexej nickt zustimmend.
    Die Sonne geht gerade auf, da schreiten wir gemeinsam zum Eingang der Gruft. Dabei hält seine Hand meinen Ellbogen locker umklammert. Mann, er wird uns so was von verraten.
    „Das ist ja jämmerlich“, flüstere ich ihm zu.
    Keine zwei Sekunden später packt er fester zu und zerrt mich förmlich die Stufen der Gruft runter. Aua. Das tut weh, verdammt nochmal. Naja, das hab ich jetzt davon.
    Tiberius empfängt uns bereits mit ausgestreckten Armen: „Kinder, da seid ihr ja. Hat sie dir Schwierigkeiten bereitet?“, will er von seinem vermeintlichen Sohn wissen.
    „Nein“, antwortet Alexej. Seine Stimme klingt sogar so, wie die von Nadar. Ist ja total gespenstisch.
    Junus ist bei Bewusstsein. Sein Blick ist angestrengt auf mich gerichtet. Die Elternpaare scheinen auch wohlauf zu sein. Bin ich froh.
    „Hast du, wonach ich verlangt habe?“, will Tiberius von mir wissen.
    „Nadar hat die Flasche“, informiere ich ihn. „Lass sie gehen. Du hast, was du wolltest“, verlange ich.
    Tiberius lacht laut auf. „Du hast doch nicht tatsächlich geglaubt, dass ich sie freilasse. Wie naiv du doch bist Raven“, knallt er mir vor den Latz. Natürlich habe ich schon damit gerechnet. Ich bin ja nicht blöd.
    Er fährt fort: „Sie werden sterben, gleich nachdem ich dir deine Kräfte rausgerissen habe. Junus brauche ich noch, aber er wird es sicher genießen, seinen Eltern beim Sterben zuzusehen.“ Mein Bruder knurrt bösartig. „Nadar, sie gehört dir, wenn ich mit ihr fertig bin. Ich bin sicher, die Peitsche brennt dir bereits zwischen den Fingern“, stößt Tiberius hinterlistig aus.
    Alexej zieht mich grob an sich und bestätigt Tiberius‘ Worte, in dem er seine Lippen auf den meinen versenkt. Dabei begrapscht er mich ungehalten. Ich wehre mich gegen ihn, aber muss es wohl über mich ergehen lassen. Wow, das ist wohl Alexejs Retourkutsche, für die ich ihn nicht mal bestrafen kann, da ich ja selbst von ihm verlangt habe, mich grob zu behandeln. Ich versuche, ruhig zu bleiben, als er von mir ablässt.
    „Ich will Beliars Vater um Vergebung bitten. Will, dass er meine Stirn küsst und mir die Absolution erteilt“, verkünde ich.
    „Nein, nein, du gibst mir deine Kräfte auf der Stelle“, verlangt er.
    „Bitte Onkel“, flehe ich. „Ich habe doch getan, was du wolltest. Blut klebt an meinen Händen.“ Schnell zeige ich ihm meine roten Finger. „Nadar hat alles mitangesehen“, fahre ich fort. „Nach allem, wozu du mich gezwungen hast,

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