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Wer braucht schon Zauberfarben?

Wer braucht schon Zauberfarben?

Titel: Wer braucht schon Zauberfarben? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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hast, waren aber nicht gelogen.
    Weißt du, ich habe absolut keine Ahnung, was es bedeutet, eine schwarze Hexe zu sein. Zu allererst hatte ich ein Bild von einer verrückten, buckligen Hexe mit Warze auf der Nase im Kopf, aber du weißt ja, wie krank meine Phantasie ist.
    Ich will nicht zu dem Monster werden, das du in mir suchst. Um ehrlich zu sein, will ich auch gar nicht wissen, was eine schwarze Hexe ausmacht. Davor habe ich unsagbare Angst.
    Ich spiele mit dem Gedanken, mir selbst meine Kräfte zu nehmen und sie irgendwo ganz tief im Ozean zu versenken, damit ich nicht besessen werde oder den Teufel anbete. Wobei wir wieder bei der kranken Phantasie wären.
    Ich gehe fort, damit mich niemand für seine Zwecke missbrauchen kann. Weder diejenigen, die mich gegen Junus‘ Schwester getauscht haben – wer immer das auch war – noch du selbst. Ich will keine Marionette sein. Das wollte ich niemals.
    Ich habe dir gesagt, ich will einfach ein normales Leben führen und daran halte ich fest. Nein, falsch – ich sagte, ich will ein normales Leben mit
dir
führen.
    Auch wenn es mir schwerfällt, verstehe ich, warum das nicht möglich ist ... Nein, eigentlich verstehe ich gar nichts. Um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, warum weiße und schwarze Hexen Feinde sind. Ich verstehe auch nicht, warum wir nicht zusammen sein können. Aber dass das für dich nicht infrage kommt, hast du ja mehr als deutlich klargemacht.
    Woher ich das weiß? Ich lasse dich von meinem Raben beobachten, daher war ich auch vor den Tests gewarnt. Es tut mir nicht leid, dich ausspioniert zu haben – das Efeublatt vor Augen.
    Das erste Mal war reiner Zufall. Ich wollte dich in deiner Burg besuchen, da habe ich die Hexe in deinem Arbeitszimmer gesehen. Du hast sie getestet und an der Art, wie du ihr Haar berührt hast, wusste ich, dass ich dich verloren habe. Damit hast du mir unsagbar wehgetan. Ich hatte Angst, du könntest hören, wie mein Herz entzweibricht.
    Du vertraust mir nicht, also vertraue ich dir nicht. Das ist das Aktions-Reaktionsprinzip.
    Auch wenn ich keine Beweise vorbringen kann, sage ich dir, dass ich nichts davon wusste, dass mich irgendjemand auf dich ansetzen wollte. Du kannst mir das aufs Wort glauben oder auch nicht – das obliegt dir.
    Ich weiß nichts über die schwarze Gilde, will auch nichts darüber wissen. Vielleicht wusste ich es sogar. Möglicherweise haben sie es mich einfach vergessen lassen. Die Erinnerungen sind womöglich in irgendeiner Murmel, die jemand um den Hals trägt, aber es ist mir egal – ich will sie nicht.
    Der bloße Gedanke an dich, bereitet mir unsagbare innere Qualen. Die Wunde ist wohl vergleichbar mit den Kratzern auf meinem Rücken. Sie werden immer schmerzen und nie ganz heilen.
    Ich versuche, nicht zurückzublicken – du solltest dasselbe tun.
    Gerade im Moment weiß ich gar nicht, wie es weitergeht. Ich habe alles verloren. Meine Familie, meinen Bruder, meine Identität, meine Liebe.
    Was bleibt dann noch von mir – frage ich mich die ganze Zeit über. Ich habe keinen Plan und du weißt ja, wie gerne ich plane.
    Aber weißt du, was das Schlimmste ist? Was mich echt fertigmacht?
    Ich liebe dich immer noch wie am ersten Tag.
     

    Dein Weib“
    Meine Worte aus seinem Munde zu hören, macht mich grad mehr als fertig. Obwohl ich vor ihm keine Schwäche zeigen will, gelingt es mir nicht, die Tränen zurückzuhalten.
    Beliar mustert mich intensiv. „In dem Brief hast du alles offenbart. Das sind die aufrichtigsten Worte, die ich jemals erhalten habe“, gesteht er.
    „Die Worte spielen keine Rolle. Wir können nicht ändern, wer wir sind“, stelle ich fest.
    „Ich wünschte, wir wären uns unter anderen Umständen begegnet“, haucht er melancholisch. Das ist wohl das Lebwohl.
    Schweren Herzens verlange ich: „Bitte geh jetzt Beliar und komm nicht wieder her. Es tut mir weh, dich zu sehen.“
    Er kommt langsam auf mich zu. Sein Kuss ist so sehnsuchtsvoll, dass es mir die Brust zuschnürt.
    Die Tatsache, dass es unser letzter sein wird, bereitet mir unsagbare innere Qualen. Viel zu schnell ist es vorbei. Unser Atem geht schnell. Wir haben sichtlich Mühe, die Blicke voneinander loszureißen. Wir tun es aber, weil wir beide Marionetten sind.
     

    Ein Gefühl, als würde eine Kraft an mir zerren, reißt mich aus dem Schlaf. Als ich die Augen öffne, finde ich mich in der Mitte der großen Halle wieder.
    Beliar sitzt auf einem antik aussehenden Stuhl und thront über seinen

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