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Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Titel: Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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Flügeln. Er hat Hörner auf dem Kopf.“ Danke Lydia. Das war gerade die Lektion:
Wie zerstöre ich Hopes Kleinstadtruf in nur zehn Sekunden
. Sogar dem Pfarrer steht der Mund sperrangelweit offen.
    Die Blicke der Sesselkreisteilnehmer sprechen Bände. Ihnen ist die Tatsache, neben einer Irren zu sitzen, sichtlich unangenehm. Sogar Kadien geht etwas auf Abstand.
    Wow, das war wohl die Retourkutsche, weil ich mit Lucien allein war. Ich wusste, dass sie es mir übel nehmen. In ihren Gesichtern war blanker Neid zu erkennen. So süß ist er auch wieder nicht. Ihr könnt ihn gerne haben.
    Im Raum bricht gerade angeregtes Tuscheln aus, das der Pfarrer mit lautem Händeklatschen unterbindet. „Bitte, Schäfchen, auch die verlorenen Seelen haben eine Berechtigung, hier auf Erden zu verweilen“, prustet er. Wow, er hat meine Seele wohl bereits abgeschrieben. Er scheint erst jetzt zu bemerken, wie abartig das gerade geklungen hat.
    Im Raum könnte man eine Stecknadel fallen hören. Ein paar Mädchen haben sogar die Luft hörbar eingezogen. Ich nutze ihre Benommenheit für meinen Abgang.
    Den ganzen Weg aus dem Gebäude lächle ich. Wenn sie denken, ich bete den Teufel an, dann lassen sie mich wenigstens in Ruhe und ich muss mir diese Gruppenscheiße nicht mehr antun.
    Zu meiner Verblüffung sind die Türen verriegelt. Wieso sollte der Pfarrer uns hier einsperren? Das ist echt schräg.
    Vielleicht gibt es ja einen Hinterausgang. Ich will gerade danach suchen, da kommt mir der Geistliche mit dem Schlüssel entgegen.
    „Jede Herde hat auch schwarze Schäfchen“, soll wohl geistreich sein. Ich kapier den tieferen Sinn seiner Worte nicht. Das Schloss klackt laut auf und entlässt mich in die Freiheit.
     

    Gut, dass ich Kadien die Taschenlampe geklaut habe, sonst wär das hier noch grusliger. Hinter mit vernehme ich Stimmen. „Hope?“ Mann, kann man hier nicht mal seine Ruhe haben? Meine Cousinen und die Jungs tauchen hinter mir auf.
    „Du darfst nicht alleine durch den Wald gehen. Sonst holen sie dich noch. Außerdem spukt es hier“, ermahnt mich Lydia ärgerlich. Werd endlich erwachsen.
    Luciens und mein Blick treffen sich. Sieht so aus, als wolle er einen Rückzieher machen und sich einen anderen Hof suchen. Er ist distanziert und sichtlich unschlüssig, wie er mit mir nun umgehen soll. Nicht zu fassen, dass er sich von so einer Story beeindrucken lässt. Sichtlich amüsiert laufe ich einfach stur weiter.
     

    Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Die Außenweihnachtsbeleuchtung des Hauses ist ausgefallen. Ich hatte fast vergessen, wie es ist, nicht bis zur Schmerzgrenze geblendet zu werden, wenn man auf die Türschwelle tritt.
    Hinter mir ertönen die aufgebrachten Schreie meiner Cousinen. Ja, lasst es einfach gut sein ihr Weibchen. Die „Mädchen in Not“-Masche hat schon letztes Mal kaum gezogen. Ist nur ein Stromausfall – kein Grund durchzudrehen.
    „
Hope
!“ Mann, was ist denn? Bin ich hier von lauter Hosenscheißern umgeben.
    Ich will gerade nach der Türklinke greifen, da packt mich Lucien wild und zieht mich grob von der Türmatte. Jetzt übertreibt er aber maßlos. Meine Taschenlampe fällt dem Angriff zum Opfer und beleuchtet die Eingangstüre. Wow, jemand hat ein schwarzes X draufgemalt.
    „Komm von der Tür weg, Hope“, reißt mich aus dem Aufstellen von Hypothesen, welcher Sprayer sich in diese Einöde verlaufen haben könnte.
    Lucien zerrt mich weg und übergibt mich an Kadien, der sichtlich überfordert ist. Nein warte, er hat Angst vor mir. Wütend schupse ich dem Mönch in den Schnee, bevor ich Lucien und Tristan ins Haus folge.
    Kopfschüttelnd öffne ich den Schrank im Flur, in dem ich die Sicherungen vermute. Genervt lege ich den Schalter um. Das Licht wird jeden Eindringling in die Flucht schlagen – das oder der Anblick der Deko.
    Keinen Wimpernschlag später poltert Onkel Tim zur Tür rein. „Du bleibst, wo du bist“, befiehlt er mir aufgebracht.
    Hallooooo, ich bin New Yorkerin. Wenn wir bei dem bisschen Vandalismus schon die Nerven verlieren würden, würden wir pausenlos wie kreischende Zombies herumlaufen.
     

    Claire hält ihre weinenden Töchter fest umschlungen, als wir wenig später zusammen im Wohnzimmer sitzen. Onkel Tim hat den Kopf in die Arme gestemmt und die Jungs hängen ihren Gedanken nach.
    Ich beobachte diese Heulbojen kopfschüttelnd. Wie kann man nur so überreagieren?
    Vollkommen genervt greife ich nach einem Block und kritzle die Worte:
    Könntet ihr euch mal

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