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Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Titel: Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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beide Hände abweisend hoch. Das soll heißen, dass ich mir was anderes suche, da ja hier offensichtlich schon besetzt ist.
    „Hast du Angst da oben?“ Das sagt er so, als würde er mit einer geistig Zurückgebliebenen sprechen. Das hab ich echt nicht nötig. Wütend verlasse ich den Raum.
    Die Badewanne ist als Schlafquartier zwar abartig, aber keine zehn Pferde bringen mich heute Nacht in mein Zimmer.
     

     
     

Drei
     
    Der Vorteil, wenn man in einer zutiefst abergläubischen Kleinstadt von allen für eine verrückte Teufelsanbeterin gehalten wird ist, dass man am rammelvollen Dorffest einen Tisch ganz für sich allein hat. Es ist mir eigentlich scheißegal. Hauptsache, sie hatten eiskalte Colaflaschen, von denen ich mir gerade eine an die pochende Birne halte. Der Einbrecher hat mich ganz schön niedergemäht.
    Nach ein paar Minuten wagt sich ein Mutiger vor und nimmt mir gegenüber Platz. Es ist der Grapscher vom Café, der mich mit zusammengekniffenen Augen mustert.
    „Wir haben noch eine Rechnung offen“, stößt er arrogant aus.
    Vollkommen unbeeindruckt knalle ich die Cola vor ihm auf den Tisch. Dabei spritzt etwas aus der Flasche und trifft ihn am Ärmel. Ups. Das tut mir aber leid, du abartiger Idiot. Jetzt zieh Leine.
    Seine Kiefermuskulatur zuckt. Der Typ hat sichtlich Mühe, mich nicht gleich über den Tisch zu ziehen, um seine Rechnung hier und jetzt zu begleichen.
    „Pass auf deinen Rücken auf, du verrücktes Weib“, rät er mir und stößt sich am Tisch ab. Ich rolle mit den Augen, während ich mir die Flasche erneut an die Schläfe drücke. Pass auf deine Gehirnzellen auf, damit du nicht auch noch die letzte verlierst.
    Natürlich sehe ich schon von Weitem, dass er etwas gegen mich plant. Sie tun zwar so, als würden sie saufen, stecken aber die Köpfe tuschelnd zusammen. Einer von ihnen löst sich aus der Gruppe und verschwindet. Ich rolle erneut mit den Augen.
    Jetzt zwingen sie mich echt dazu, den Wichtigtuer raushängen zu lassen. Ich ziehe mein Handy aus der Tasche und tue so, als würde ich SMS tippen. Dass ich hier nicht mal ein Signal habe, weiß ja niemand und so kann ich die App aktivieren, die mein Spiegelbild auf das Display überträgt.
    Natürlich sehe ich ihn durch die Kamera schon von Weitem hinter mir auf mich zukommen. Das ist ja echt übel – er hat einen Bierkrug in der Hand, den er mir wohl „ganz unabsichtlich“ über den Schädel kippen will. Hey, in meinem Krug war nur Wasser.
    Eigentlich keine schlechte Idee – er macht das sogar ganz gut. Der Krug ist so voll, dass er langsame Schritte machen muss, um nichts zu verschütten. Noch ein Stück, dann ist er bei mir.
    Unbeholfen stolpert er über seine eigenen Füße und wankt auf mich zu.
    Im selben Moment hechte auf die Bank, von dort auf den Tisch und springe aus dem Stand in einen Rückwärtssalto. Im Flug mache ich eine Schraube, die mich direkt hinter ihm landen lässt. Das hat ihn so überrascht, dass er sich erst nach ein paar Sekunden umdreht. Zu meiner Verblüffung setzt er an, den Plan zu Ende zu bringen und mir den Krug dennoch überzuschütten.
    Jemand zieht mich im letzten Moment am Arm weg. Ich pralle gegen einen Körper. Das Bier plätschert melodiös auf die Stelle, an der ich noch vor zwei Sekunden stand.
    Tumult bricht aus und der Typ wird von ein paar der Finnen abtransportiert. Erst jetzt merke ich, wer mich da vor einer Bierdusche bewahrt hat. Es ist der Gothic-Typ mit den Dreadlocks, der mich kurz mustert, mich aber einen Wimpernschlag später einfach stehenlässt. Gutes Gespräch.
    Ich verkneife es mir nicht, dem Grapscher einen belustigten Blick zuzuwerfen, bevor ich mich vom Acker mache. Der Kerl sieht nicht sehr begeistert aus. Ich bin gespannt, welche Gemeinheiten er noch für mich auf Lager hat.
    Vor einer der Hütten erkenne ich Onkel Tim mit dem Pfarrer. Sie sind in eine rege Diskussion vertieft. Lucien ist auch bei ihnen. Mich würde ja brennend interessieren, über was sie reden.
    Ich schleiche mich an den Marktständen vorbei und trete an die Rückseite der Hütte, vor der sie diskutieren.
    „Das kannst du nicht tun Tim“, meint der Pfarrer.
    „Es geht hier um meine Kinder, Josef. Du würdest auch alles tun, um dein eigen Fleisch und Blut zu beschützen.“ Mann, jetzt tritt er die Sprayer-Geschichte wieder breit.
    „Aber sie ist deine Nichte.“ Hey, da geht’s um mich. Was ist denn nun schon wieder?
    „Niemand wird sie vermissen. Wir sagen einfach, sie ist wieder in eine

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