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Wer bricht das Schweigen (German Edition)

Wer bricht das Schweigen (German Edition)

Titel: Wer bricht das Schweigen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janina Mantoni
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nicht? In der Kürze liegt die Würze, Michael.“ Sie lachte auf. „Diese Sprichwörter sind sehr treffend, findest du nicht auch?“
      „ Warum sagst du das, Janina?“, fragte er gequält. „Du weißt, dass es nicht so ist. Ich habe dich gesucht, weil ich dir sagen wollte, dass es in meinem Leben keine andere Frau mehr geben wird. Alles, was ich dir in jener Nacht gesagt habe, ist wahr, Janina.“
      „ Hör endlich auf damit, Michael“, fuhr sie ihn an. Sie spürte, dass die Tränen nicht mehr weit waren, und sie wollte jetzt auf keinen Fall Schwäche zeigen.
    „ Wozu soll das jetzt noch gut sein?“, fragte sie. „Du gehst weg aus Diebach, wenn ich dich richtig verstanden habe. Dann bleibt mir nur noch, dir eine glückliche Zukunft zu wünschen, wo immer das auch sein mag.“
      „ Das steht noch nicht ganz fest, sagte er leise. „Ich könnte es dir noch mitteilen, aber ich glaube, es interessiert dich ja doch nicht mehr. Du wirst mir bestimmt nicht schreiben wollen?“
      Warum klang seine Stimme nur so wehmütig? Janina brach fast das Herz, als ihr auffiel, wie er litt. Das war kein Theater, das er ihr vorspielte, davon war sie auf einmal fest überzeugt. Sie überlegte gerade, wie sie es anstellen sollte, um endlich den wahren Grund für seine Flucht zu erfahren, als er begann: „Ich bin froh, dass ich dir das noch vor meiner Abreise sagen konnte, Janina. Für die Zukunft möchte auch ich dir von ganzem Herzen alles Gute wünschen. Vergiss mich nicht ganz, Janina“, bat er, „so wie auch ich dich nie vergessen werde.“
    Er nahm ihre Hand.
    Sie schaute zu ihm auf. Waren das wirklich Tränen, die sie in seinen Augenwinkeln blitzen sah? Sie musste sich täuschen. Es war doch sein freier Wille, dass er fort ging. Niemand zwang ihn dazu. Oder doch?
      Der Platz, auf dem er kurz zuvor gestanden hatte, war auf einmal leer.
      Schwerfällig erhob sie sich, um zum Schulhaus zurückzugehen. Sie wollte daheim in ihrem Buch weiterlesen, um sich von ihrem Kummer abzulenken. Als sie aber daheim ankam, brach sie zuerst einmal in Tränen aus. Dabei warf sie sich vor, dass sie nicht darauf bestanden hatte, die Wahrheit zu erfahren. Sie musste doch wissen, warum er unbedingt weggehen wollte. Jetzt werde ich es nie mehr erfahren, stellte sie traurig fest.
    * * *
      Lisa Krämer hatte sich danach sofort in ihr Bett gelegt, um zu schlafen. Aber schon bald musste sie feststellen, dass das gar nicht so leicht war. Ihr ging einfach noch zu viel im Kopf herum, um einschlafen zu können.
      Doktor Baumann hat mich hinausgeworfen, einfach so, stellte sie verbittert fest. Diese Tatsache nagte am meisten an ihr. Das änderte aber immer noch nichts daran, dass sie ihn gern hatte. Er tat ihr leid, weil sie wusste, wie schwer er sich das Leben machte.
      Diebach würde einen echten Verlust erleiden, wenn er wirklich fort ging.
      Doktor Baumann müsste nur auf mich hören, dann würde bestimmt alles gut werden. Mit seinem sturen Kopf macht er sich sein ganzes Leben kaputt.
      Am nächsten Morgen sah sie aber alles schon wieder in einem ganz anderen Licht. Die junge Lehrerin fiel ihr wieder ein, mit der Doktor Baumann ausgegangen war. Er hatte sie sehr gern, davon war sie fest überzeugt. Janina Meisner war aber auch eine reizende junge Frau. Ob sie mit der jungen Lehrerin einmal reden sollte? Auf sie würde ihr Doktor bestimmt eher hören, als auf eine alte Frau, wie sie es nun einmal war.
      Die Idee begeisterte sie. Während sich die Haushälterin zum Ausgehen fertigmachte, schwor sie sich, dass dies ihr letzter, verzweifelter Versuch sein sollte, um Doktor Baumann davon abzubringen, den Ort zu verlassen.
      Am liebsten hätte sie wieder kehrt gemacht, als sie dann vor dem Schulhaus stand und überlegte, wie sie der Lehrerin ihren Besuch erklären sollte. Was tun, wenn sich Frau Meisner gar nicht dafür interessierte und in Ruhe gelassen werden wollte? Ich muss es eben darauf ankommen lassen, entschied die alte Frau und drückte beherzt auf den Klingelknopf.
      Die Lehrerin wollte offensichtlich gerade das Haus verlassen, denn die Haustür ging sofort auf. „Frau Krämer, Sie?“, kam es überrascht über ihre Lippen. „Wollen Sie zu mir? Hat Doktor Baumann Sie geschickt?“
      „ Doktor Baumann hat keine Ahnung, dass ich hier bin. Wie sollte er auch? Er hat mich entlassen, weil er weggeht“, sagte die alte Frau verbittert „Ich nehme an, er hat Ihnen von seinen Plänen erzählt. Aber ich halte Sie

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