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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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nackt nebeneinander lagen, wie ihre Hand über seinen Arm glitt und Muster beschrieb und wie seine Lippen ihren Nacken küßten. Sie erinnerte sich an die Worte, die er ihr ins Ohr geflüstert hatte, verliebte Worte … sie setzte sich aufrecht hin und schlug die Augen auf. Hatte er je zu ihr gesagt: »Ich liebe dich?« Sie konnte sich nicht erinnern, diese Worte je von ihm gehört zu haben. Aber er mußte es zu ihr gesagt haben. All die Worte, die er benutzt hatte, alles, was er getan hatte, jede seiner Berührungen … und wie er sie angesehen hatte. Niemand hatte sie je so angesehen, als sei ihm jeder ihrer Gedanken vertraut, als tauche er in ihre Seele ein. Wenn er in ihr war, waren sie eins. Das war nicht nur eine romantische Verklärung; es entsprach der Wahrheit. Sie waren vereint. Sie waren etwas, was niemand sonst im ganzen Universum sein konnte. Er empfand es genauso. Es war die reinste Magie.
    Sie schloß die Augen wieder.
    Natürlich hatte er ihr gesagt, daß er sie liebte.
    Aber selbst wenn sie sich noch so sehr bemühte, konnte sie sich nicht daran erinnern, diese Worte je von ihm gehört zu haben. Aber das spielte keine Rolle. Schließlich hatte er ihr deutlich genug gezeigt, was er empfand.
    Dennoch wäre es ihr lieb gewesen, wenn sie diese Worte in sich getragen hätte. Wenn es ihr möglich gewesen wäre, sich an diesen Worten festzuhalten.
    Am Morgen, als sie in Augusta Springs eintrafen, konnte sie sich nicht entscheiden, ob ihre Depressionen den körperlichen Strapazen entsprangen, die sie durchgemacht hatte, oder ob sie daher kamen, daß sie sich nicht erinnern konnte, je von Blake gehört zu haben, daß er sie liebte.

31
    D er neue Pilot und ein Brief von Fiona erwarteten sie bereits. Warren Plummer war eine Woche früher eingetroffen als geplant. Er war Mitte Vierzig und machte einen netten Eindruck, wirkte jedoch keinesfalls distinguiert. Er hatte braune Augen, braunes Haar und helle Haut. Er lächelte oft und rauchte viel zu viele Zigaretten, ohne sie je zu fragen, ob sein Rauchen sie störte. Er war dünn, und seine Schultern waren schon jetzt ein wenig gebeugt.
    Er und seine Mary hatten Sams Unterkunft übernommen.
    Mary, eine attraktive Frau, die ebenfalls braunes Haar, braune Augen und helle Haut hatte, sagte: »Ich weiß nicht, wie wir die Kinder unterbringen sollen, wenn sie in den Ferien nach Hause kommen.« Sie hatten drei Teenager, die alle weit entfernt zur Schule gingen. »Sie leben bei meiner Familie in Melbourne«, sagte sie.
    Die beiden hinterließen auf Anhieb keinen allzu starken Eindruck bei Cassie, und sie stellte sich vor, es könnte durchaus an ihrer Bereitschaft liegen, jeden abzulehnen, der versuchte, Sams Platz einzunehmen.
    »Wenn morgen früh in der Funksprechstunde keine Notrufe eingehen, werden wir zu Routinebehandlungen nach Witham Downs rausfliegen. Das ist ein AIM -Hospital in der Schafzüchtergegend unten im Süden.«
    Er nickte. »Ich werde es mir auf der Landkarte ansehen.«
    Cassie wartete, bis sie allein war, ehe sie Fionas Brief las. Sie spürte, wie sich ihre Kehle zuschnürte, als sie den ersten Satz las.
    Mein Vater ist letzten Monat gestorben, Cassie. Wenn wir ihn auch noch so sehr vermissen, dann ist es doch eine Erleichterung. In den letzten Wochen hat er Qualen ausgestanden. Meine Mutter hält sich tapfer. Es kann gut sein, daß ich mich schon auf den Heimweg gemacht habe, wenn du diesen Brief erhältst. Wegen des Kriegs und der Bombenangriffe möchte meine Mutter, daß ich fortgehe. Ich habe sie angefleht mitzukommen, aber sie sagt, daß das hier ihr Zuhause sei. Sie hat den Rest der Familie und unzählige Freunde um sich. Sie weiß, daß ich mein eigenes Leben leben muß, und mein Leben spielt sich dort draußen ab.
    Ach ja, ich habe Neuigkeiten. Ich habe Blake Thompson getroffen. Er ist außerhalb von Dublin auf dem dortigen Luftwaffenstützpunkt stationiert. Es war ein reiner Zufall, daß wir einander über den Weg gelaufen sind. Ich war in Dublin, denn dort rolle ich jede Woche einmal Verbände für das Rote Kreuz auf, und dort gibt es einen Treffpunkt für Soldaten, die fern der Heimat sind; sie bekommen belegte Brote und Kaffee serviert, und eines Tages kam ein vertrautes Gesicht aus der Heimat hereinspaziert. Er war ebenso überrascht wie ich. Das hat uns beiden das Gefühl gegeben, ach, ich weiß auch nicht, was es war, aber jedenfalls war es ein schönes Gefühl. Schließlich sind wir dann am selben Abend miteinander essen gegangen, und

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