Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
Vom Netzwerk:
Und er will Polizist sein. Wenn er sich schuldbewußt fühlt, weil er nicht mehr verdient, dann wird er dir vorwerfen, daß du ihm das Gefühl gibst, er sollte sich einen anderen Job suchen.«
    Romla sah Cassie lange Zeit an. Dann stand sie auf, ging zum Couchtisch, um ihn abzuräumen. »Weißt du überhaupt, wie langweilig es ist, nichts anderes zu tun, als abzustauben, zu waschen und zu spülen und Mahlzeiten zuzubereiten? Ich höre meinen Kindern zu, und ich höre mir an, was mein Mann zu berichten hat, und das ist mein Leben.«
    »Und wer hört dir zu?«
    Romla lächelte. »Du.«
    »Du füllst deinen Tag mit Kleinigkeiten aus, aber mir erscheinst du wie jemand, der Herausforderungen braucht und seinen Verstand ständig beschäftigen muß.«
    »Mein Gott.« Romla setzte sich wieder und nahm einen Moment lang Cassies Hand. »Wir kennen einander erst seit rund vierundzwanzig Stunden, und schon jetzt bist du der erste Mensch, der je in mich hineingeschaut und gesehen hat, was dort ist.« Sie legte sich die Hand auf die Brust.
    Eine Minute lang herrschte Schweigen. »Manchmal verzehre ich mich regelrecht«, sagte Romla. »Ich frage mich, was mit mir nicht stimmt und warum ich nicht glücklicher bin. Ich habe zwei Kinder, die ich liebe. Einen Mann, der sich nicht rumtreibt. Ich bin dazu erzogen worden zu glauben, daß die Ehe und die Mutterschaft mir alles geben, was ich für mein Glück brauche, aber ich habe dieses schreckliche Verlangen. Ich glaube nicht, daß es dabei nur um Geld geht, obwohl das auch dazugehört. Ich will etwas erreichen, obwohl ich selbst nicht weiß, was. Und ich stelle fest, daß ein Mann nicht die Antwort auf alles ist.«
    »Hm«, bemerkte Cassie, als sie den letzten Schluck von ihrem Tee trank. »Zumindest nicht
dein
Mann.«
    Romla riß den Kopf hoch.
    Cassie biß sich auf die Lippen. »O Romla, es tut mir ja so leid. Ich habe es absolut nicht so gemeint. Was ich meine, ist … oh …« Cassie stellte fest, daß sie vor Verlegenheit errötete, weil sie zu jemandem, den sie kaum kannte, etwas Derartiges gesagt hatte.
    »Es ist schon gut«, sagte Romla. »Du sprichst Dinge laut aus, die ich aus meinen Gedanken zu verdrängen versucht habe. Ja. Er kommt nach Hause und sitzt einfach da, oder er geht aus und spielt mit einem Nachbarn Ringewerfen oder … nun ja, wir reden nie über etwas anderes als über die Kinder oder … nie auch nur ein Wort über unsere wahren Gefühle. Weißt du, in was ich mich verliebt habe? In seine Uniform. Ich war damals siebzehn, und er war dreiundzwanzig, und ich habe ihn auf einer Straßenkreuzung stehen sehen, wie er als Polizist den Verkehr geregelt hat, und ich habe mir gedacht, so was Gutaussehendes habe ich noch nie gesehen, und dann habe ich alles drangesetzt, damit er auf mich aufmerksam würde. Damals habe ich nicht gewußt, daß sich nichts hinter dieser Uniform verbirgt. Himmel, jetzt habe ich Gewissensbisse, weil ich das gesagt habe. Ich habe mir bisher nie erlaubt, es auch nur zu denken.«
    »Du solltest dir aber Gedanken darüber machen«, riet ihr Cassie.
    In dem Moment läutete das Telefon.
    Romla kam aus dem Wohnzimmer zurück, nachdem sie sich ein paar Minuten lang angeregt unterhalten hatte. »Chris möchte dich sprechen.«
    Seine Stimme, die einen förmlichen Anstrich hatte, wurde von dem Rauschen atmosphärischer Störungen begleitet. »Ich dachte mir, ich erkundige mich mal, um zu sehen, ob bei dir alles in Ordnung ist.«
    »Mir geht es gut. Wahrscheinlich werde ich übermorgen den Bus nehmen und wieder nach Hause fahren.«
    »Gut. Ich wollte mich nur vergewissern, daß es nicht zu Komplikationen gekommen ist.«
    »Ich rechne dir hoch an, was du alles für mich getan hast, Chris. Und deine Schwester ist einfach wunderbar.«
    »Ich dachte mir gleich, daß du dich gut mit Romla verstehen wirst.«
    Die Leitung wurde unterbrochen.
    Als Cassie ins Eßzimmer zurückkam, sagte Romla: »Es würde nichts schaden, wenn du den Tag im Bett verbringst. Die Kinder kommen erst im Lauf des Nachmittags nach Hause. Ich habe Einkäufe zu erledigen. Du bist vollkommen ungestört und kannst deine Ruhe haben, wenn du willst.«
    Cassie war ihr dankbar dafür.
    Als Romla ihre Einkaufstasche schon in der Hand hatte und aus dem Haus gehen wollte, warf sie den Kopf zurück, wobei ihr die Haare ins Gesicht fielen, und sagte: »Ich nehme kaum an, du und Chris …«
    Cassie hob eine Hand. »Tu das nicht, Romla. Ich kenne deinen Bruder kaum. Wir sind Berufskollegen, das

Weitere Kostenlose Bücher