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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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ist alles. Und außerdem liebe ich einen anderen Mann.«
    »Dann war das meinerseits wohl Wunschdenken«, sagte Romla und schloß die Tür laut hinter sich.
    Die Vorstellung, Chris Adams zum Geliebten zu haben, ließ Cassie eine Grimasse schneiden. Der alte Miesepeter. Er wurde zwar umgänglicher, aber Chris Adams war kein Mann, von dem sie sich hätte vorstellen können, ihn irgend jemandem zuzumuten, den sie kannte. Kalt. Leidenschaftslos. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß Chris Adams eine Frau auch nur im entferntesten liebevoll hätte berühren können. Isabel hatte ihr leid getan, und sie hatte sich gefragt, wie sie es wohl hatte ertragen können, so viele Jahre mit Chris zusammenzuleben. Und doch, erkannte sie, war er nie etwas anderes als rücksichtsvoll, geduldig und hingebungsvoll gewesen, wenn sie ihn mit Isabel zu Hause gesehen hatte. Er hatte für Isabel gesorgt und ihr jeden Wunsch erfüllt, während sie nur noch dagelegen hatte und dahingesiecht war.
     
    Zwei Tage später stieg Cassie in den Bus nach Augusta Springs. Sie hoffte, bei ihrer Rückkehr würde sie ein Brief von Blake erwarten. Nach einer Weile verlor die Landschaft jeden Reiz. Die Städte, in denen sie kurz anhielten, um eine Kleinigkeit zu essen, waren uninteressant. Die Fahrt führte nur durch wenige Städte, die weit voneinander entfernt lagen, und weiter westlich und in Richtung Süden fuhren sie über Hunderte von Meilen nur noch durch Städte, die diesen Namen nicht verdienten. Wie Yancanna. Eine Handvoll Häuser und nichts weiter. Manchmal eine Schule. Ein Gemischtwarenladen, fast immer eine Filiale von Teakles and Robbins.
    Sie haben recht, wenn sie vom Ende der Welt sprechen, dachte sie. Wir sind hier wirklich ab vom Schuß, obwohl es mir zu Hause so erscheint, als seien wir der Nabel der Welt. Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft vor rund einem Jahr erkannte sie, wie abgeschieden vom Rest der Welt sie war.
    Im Lauf der Nacht döste sie vor sich hin und kam zwischendurch immer wieder zu sich. Wo war Blake? Er hatte keine Ahnung, daß sie in einem Bus saß, der durch das Nichts fuhr, auf dem Heimweg, nachdem sie sein Kind abgetrieben hatte. Wenn er an sie dachte, würde er sich ausmalen, daß sie zu ihren Patienten hinausflog, bei »Addie’s« zu Abend aß oder auf Tookaringa eine Sprechstunde abhielt. Er wäre im Traum nicht darauf gekommen, daß sie tun könnte, was sie gerade tat.
    Wahrscheinlich war er noch in der Ausbildung. Auf irgendeinem Flugplatz in Schottland oder Irland … Irland, Fiona. Ob Fiona jetzt wohl in Irland festsaß? Würde sie etwa nicht zurückkommen? O Gott – Blake, Sam, Fiona … alle fort? Würde ihr niemand mehr bleiben? Klar, sie hatte immer noch Horrie und Chris. Vielleicht konnte sie sich enger mit Betty anfreunden. Und mit den Krankenschwestern, vor allem mit Claire, falls sie und Sam eines Tages vielleicht doch heiraten sollten. Sie brauchte keine Männer. Sie trug Blake in ihrem Herzen.
    Dachte er in diesem Moment an sie? Vielleicht schrieb er ihr in seiner Kaserne gerade einen Brief. Oder war er ausgegangen, trank mit seinen Kumpanen und lachte mit ihnen vor dem Kampf? Nein, er wurde bestimmt noch nicht als Flieger eingesetzt. Er war erst vor gut einem Monat fortgegangen. Warum war er nicht in Australien ausgebildet und dann erst nach England geschickt worden, damit er von dort aus losflog und die Deutschen bombardierte? Vielleicht war er gar nicht in England. O Gott, sie liebte diesen Mann mehr als alles andere auf der Welt, und sie hatte keine Ahnung, wo er wohl sein mochte. Sie wußte noch nicht einmal, wohin sie ihm hätte schreiben können.
    Wenn sie zu Hause ankam, würde sie damit beginnen, jeden Abend ein paar Zeilen an ihn zu schreiben, und wenn sie dann erfuhr, wie sie ihn erreichen konnte, würde sie alles auf einmal losschicken. Danach würde sie ihm allabendlich schreiben und es einmal in der Woche an ihn abschicken.
Blake, ich warte auf dich. Ich werde auf dich warten, ganz gleich, wie lange es auch dauern mag. Ich liebe dich. Es gibt nichts, was ich tue, ohne dich dabei in meinem Herzen zu tragen, tief in meinem Innern. Du bist zu einem Teil von mir geworden.
Es ist wahr. Sie fragte sich, wie sie überhaupt ohne ihn zurechtkam. Sie glaubte, nie wirklich gelebt zu haben, ehe er in ihr Leben getreten war.
    Mit geschlossenen Augen erinnerte sie sich an seine Hände auf ihrem Körper, seine Lippen auf ihrem Mund. Sie malte sich aus, wie ihre Körper einander berührten, wie sie

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