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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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ließ sich beim besten Willen nicht beurteilen, aber sie glaubte, daß es noch Stunden dauern würde, bis es nah genug kam, um Schaden anzurichten. Sie fragte sich, wie lange, wie qualvoll lange, es wohl dauerte, lebendigen Leibes zu verbrennen.
    Sollten sie versuchen fortzulaufen? Vielleicht sogar zur Seite hin zu entkommen, statt vor dem Feuer herzulaufen? Konnten sie heute fünfzehn Meilen weit laufen, vielleicht sogar noch mehr? Nein, natürlich nicht. Nicht mit drei kleinen Kindern. Den Wagen hatten die Besitzer mitgenommen, und es gab noch nicht einmal einen Traktor.
    Als sie zum Haus zurückkehrte, fand sie Fiona vor, die in der Tür stand und das Baby in den Armen hielt. »Hat dich dein Rundgang auf eine brillante Idee gebracht?«
    »Ich weiß nicht, wie brillant meine Idee ist, aber solange du keine bessere hast …«
    »Ich habe überhaupt keine Idee. Ich will wegrennen, aber ich weiß, daß es vergeblich wäre. Wir können niemals vor einem Feuer davonlaufen, und schon gar nicht mit Kindern.« Dann war Fiona also zu derselben Schlußfolgerung gelangt.
    Cassie holte tief Atem und zögerte. »Was ich mir überlegt habe, ist, daß wir die Schafe holen, möglichst alle neun, und in einem immer größer werdenden Kreis mit ihnen um das Haus herumlaufen. Ich werde außen um den Kreis herumlaufen, und du kannst mit den Kindern hinter uns herlaufen, und wir können nur hoffen, daß wir das Gras mit unseren Schritten niedertrampeln, bis es so flach auf dem Boden liegt …«
    »Das Gras niedertrampeln?« Fiona sah Cassie an, als hätte ihre Freundin den Verstand verloren. »Siehst du, wie dicht dieses Gras ist?«
    »Ja, allerdings.« Einen Moment lang wollte Cassie aufgeben und wegrennen und einfach nur hoffen, daß sie vor dem Feuer davonlaufen konnten. »Wir werden also immer wieder um das Haus herumlaufen müssen, bis wir das Gras plattgetreten haben. Mehr als sechs Meilen können wir nicht zurücklegen, weil Schafe auf dem Viehtrieb nicht mehr als sechs Meilen am Tag schaffen. Das ist ihre absolute Grenze.«
    »Du hast wirklich eine ganze Menge gelernt.«
    Cassie strich sich mit dem Handrücken das Haar aus den Augen. »Wie wenig ich doch wußte, daß mir das eines Tages einmal nützlich sein könnte. Also, was meinst du dazu?«
    »Ich meine, daß ich mich zu Tode fürchte.« Fiona ging ins Haus und legte das Baby in sein Kinderbettchen. »Aber wenn wir nichts tun, haben wir überhaupt keine Chance. Was ist, wenn die Schafe weglaufen?«
    »Ich weiß es nicht. Glaubst du, es würde etwas nützen, wenn wir sie aneinanderbinden?«
    »Und du hältst sie dann fest? Glaubst du wirklich, wenn sie anfangen zu rennen, kannst du neun Schafe festhalten, von denen jedes weit über einen Zentner wiegt?«
    »Nun …« Cassie lachte trotz der Furcht, die sie erschauern ließ. »Sehen wird doch einfach, was wir tun können. Du und die Kinder – du erklärst es ihnen, du hast mehr Erfahrung mit Kindern als ich –, ihr helft mir, die Schafe zusammenzutreiben. Vielleicht weiß der Hund, was er zu tun hat. Ihr behaltet den Hund bei euch und folgt mir und den Schafen, damit er die Rolle des Hirtenhundes übernehmen kann …«
    Die Schafe ließen sich mühelos zusammentreiben, und als Cassie sich erst einmal in Bewegung gesetzt hatte und im Kreis um das kleine Haus herumlief, liefen sie neben ihr her wie auf einem Viehtrieb. Das Gras beugte sich kaum unter ihren Hufen. Eine Stunde lang liefen sie immer wieder im selben Kreis, bis Laurie anfing zu weinen. Cassie dachte: Ich sollte sie besser ein Weilchen ausruhen lassen, aber sie muß mithelfen. Wir brauchen jedes einzelne Paar Füße.
    »Ich werde jetzt die Schafe tränken«, sagte sie zu Fiona. »Besorg etwas zu trinken für die Kinder. Und für dich und mich.« Sie konnte spüren, wie sich an ihrer Ferse eine Blase bildete. Fiona versorgte das Baby, und Laurie sagte: »Das macht keinen Spaß. Ich bin müde.«
    Cassie sah Fiona an.
    »Wir werden singen. Ich werde euch jetzt ein paar Lieder beibringen, ein paar Wanderlieder.« Fiona lächelte, doch Cassie konnte ihr anmerken, wie wenig ihr danach zumute war. »Sehen wir doch mal, ob wir nicht ein Stück Schnur finden. Die könnten wir einem Schaf umbinden, und das führt dich dann im Kreis. Das macht doch bestimmt Spaß, meinst du nicht auch?«
    Die zweite Stunde ging vorüber wie die erste, abgesehen davon, daß Cassies Blase aufplatzte und ihr jeder Schritt, den sie machte, weh tat. Sie wußte, daß die Kinder in einer noch

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