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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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geschlafen. Sie öffneten die Küchentür, um die Schafe aus dem Haus zu lassen, doch die Tiere drängten sich in einer Ecke zusammen und wollten nicht einmal in die Nähe der Tür. Cassie trat ins Freie, weil sie hoffte, sie würden ihr folgen, doch der verbrannte Boden war noch zu heiß, und sie sprang schnell wieder ins Haus zurück. Kein Lebenszeichen war zu erkennen.
    Sie blieb in der Tür stehen und drehte sich mit einem matten Lächeln zu Fiona um. »Ich glaube, wir haben es überlebt.«
    Sie fragte sich, warum sie nicht optimistischer gestimmt war.
    »Ich werde jetzt das Baby füttern. Du kümmerst dich um die älteren Kinder, einverstanden?«
    »Weißt du, was? Ich zittere«, sagte Fiona überrascht. Sie streckte die Hände aus. »Sieh dir das nur an, jetzt, nachdem alles vorüber ist. Man sollte meinen, das hätte ich gestern tun sollen und nicht ausgerechnet jetzt, wo wir in Sicherheit sind.«
    »Keineswegs«, erwiderte Cassie, »Menschen wachsen in Notlagen oft über sich hinaus und stehen sie ziemlich heroisch durch, aber wenn das Trauma vorüber ist, brechen sie zusammen und sind manchmal vollkommen funktionsunfähig.«
    »So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Ich zittere nur ein wenig.« Fiona ging ins Kinderzimmer, in dem das Baby in seinem Kinderbettchen stand, sabberte und vor Freude strahlte, als es sie sah. Phil hatte sich mit dem Hund im Arm zusammengerollt, der jetzt seinen Ellbogen leckte. Laurie hatte im Schlaf einen Schluckauf.
    Cassie setzte Wasser für den Kaffee auf und fragte sich, wie sie alle über die Erde, die immer noch glühte, nach draußen zur Toilette laufen sollten. Sie würde eine Art Notlösung herrichten müssen.
    Heute bekamen sie keine Eier von den Hühnern. Würden sie ohne den Vorratsschuppen überhaupt genug zu essen haben, um sich bis zum Ende der Woche zu ernähren? Mußten sie nur noch vier Tage durchstehen? Nein, drei. Das konnten sie zur Not schaffen, dachte sie. Aber würde die Erde sich bis zum Sonntag genügend abkühlen, so daß ein Wagen darüber fahren konnte? Wohin sie auch sah, stiegen Rauchschwaden von dem versengten Land auf.
     
    Zwei Tage später schaffte es jedoch ein alter Halbtonner über die fünfzehn Meilen verbrannter Erde, als Steven Thompson und Chris Adams den Weg zurücklegten, der vorher schon kaum als Straße erkennbar gewesen war.
    Steven schlang die Arme um Fiona, während Chris Cassie einfach nur ansah. »Himmel«, sagte er, »sowie ich von dem Feuer gehört habe, habe ich versucht herzukommen, aber es war völlig ausgeschlossen. Seit gestern warten wir darauf, daß die Erde weit genug abkühlt und uns die Reifen nicht verbrennen. Steven und ich haben einander immer wieder eingeredet, daß euch nichts fehlt, aber …«
    Steven fiel ihm ins Wort. »Ich glaube nicht, daß einer von uns beiden daran geglaubt hat. Wißt ihr überhaupt, was für ein Gefühl es war zu sehen, daß das Haus noch dastand, und zu sehen, wie sich jemand davor bewegte? Ich habe Chris gesagt, wenn es überhaupt zwei Frauen gibt, die das überleben, dann seid ihr beide es.« Er ließ Fiona los, ging auf Cassie zu und drückte sie kräftig. »Allmächtiger Gott, ich bin in meinem ganzen Leben noch nicht so froh gewesen, zwei andere Menschen zu sehen.« Tränen traten in seine Augen.
    »Wie habt ihr das geschafft?« fragte Chris. »Wie ist dieser Flecken Erde nur verschont geblieben? Er wirkt wie eine Insel inmitten der Hölle.«
    Er überraschte Cassie damit, daß er ihr die Arme um die Schultern legte und sie an sich zog. »Himmel, ich dachte, mein Leben sei zu Ende«, sagte er leise. Er hielt sie fest und wollte sie nicht mehr loslassen.
     
    Sowie sie in Augusta Springs angekommen waren, begab sich Cassie direkt ins Bett. Sie lag in ihrem dunklen Zimmer, hatte die Rolläden heruntergezogen und zitterte unkontrolliert. Ihre Zähne klapperten. Fiona fütterte die Kinder und brachte sie ins Bett.
    Steven sagte: »Ich werde auf dem Sofa schlafen. Ich lasse euch zwei Mädchen nicht allein.«
    Auch Chris blieb und streckte alle fünfzehn bis zwanzig Minuten den Kopf zu Cassies Tür herein. Immer wieder kam er, setzte sich auf die Bettkante und strich ihr mit der Hand über die Stirn. Aber sie stieß seine Hand von sich und sagte: »Laß mich einfach nur in Ruhe. Ich komme schon allein zurecht.«
    Als er gegangen war, brach sie in Tränen aus und konnte nicht aufhören zu schluchzen. Fiona, Steven und Chris gingen zu ihr. Cassie wollte lediglich, daß sie verschwanden,

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