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Wer den Tod begruesst

Wer den Tod begruesst

Titel: Wer den Tod begruesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Gerard
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seinen Schoß zu ziehen, damit sie sich so lange sie wollte an ihn klammern konnte. Aber er wusste, wohin das führen würde. So aufopfernd war er nicht. Und so viel Beherrschung besaß er auch nicht.
    »Wie wäre es mit der Fünfzig-Cent-Tour?«, fragte er und redete sich ein, dass es ein Ablenkungsversuch wäre und kein Verzweiflungsakt.
    Sie blickte auf. Zwang sich zu einem Lächeln. »Sicher. Dann stolpere ich später nicht über irgendwas, falls ich nachts aufstehe, weil ich nicht schlafen kann.«
    Okay. Fein. Was auch immer. Er wollte nicht an sie denken, wie sie nachts umherstreifte. Ruhelos. Genau wie er ruhelos in seinem Bett liegen würde.
    Also zeigte er ihr die EDEN vom Bug bis zum Heck, dann ging er zurück mit ihr zum Vordeck, wo sie schweigend standen und dem Wasser lauschten, gelegentlich ein Stück Unterhaltung aufschnappten und die kleinen, verstreuten Lichter um sie herum beobachteten, die ihnen zeigten, dass auch andere Schiffe besetzt und sie nicht so isoliert waren, wie es schien.
    Sie zog ihre Schuhe aus, dann setzte sie sich und ließ ihre nackten Füße über den Bug baumeln. Die Hände auf die Reling gestützt, blickte sie über die Seite, wo die EDEN einen guten Meter über der Wasseroberfläche befestigt war.
    »Sie hatten also eine gute Zeit hier.«
    In sicherem Abstand hinter ihr, lehnte er sich an den hoch liegenden Steuerstand und beobachtete, wie das Mondlicht ihr Haar in weiche Schatten tauchte. »Ja. Ich weiß nicht, wie meine Eltern es ausgehalten haben. Jeder Einzelne von uns war eine echte Landplage. Inklusive Eve.«
    »Sie haben das Schiff nach ihren Kindern benannt. Das sagt mir irgendwie, dass sie es sehr gut ausgehalten haben.
    Sie ist ein hübsches Stück handwerkliches Können«, fügte Jillian hinzu und fuhr mit der Hand über die polierte Reling. »Ich beneide Sie um die Zeit, die Sie hier mit Ihrer Familie verbracht haben.«
    Nolan hatte Bilder von Kincaids Yacht gesehen. Obgleich die EDEN in tadellosem Zustand und seetüchtig war, sah sie im Vergleich zu der Yacht wie ein Dingi aus. Ein altes, wettergegerbtes Dingi.
    »Daddy benutzt seine Yacht für gesellschaftliche Anlässe. Ich weiß nicht, ob sie je den Hafen verlassen hat. Verrückt, was? Sie ist rund um die Uhr voll bemannt, und ich glaube nicht, dass er letztes Jahr mehr als ein- oder zweimal an Bord gewesen ist.«
    »Segeln Sie?« Er konnte sie sich gut vorstellen auf hoher See, das Gesicht in den Wind gedreht, die Augen strahlend vor Aufregung.
    »Ich? Nein. Ich liebe das Wasser, aber in meiner Jugend habe ich die meiste Zeit mit Turnen verbracht. Da hatte ich keine Zeit zum Segeln.«
    »Wie sieht es mit anderen Dingen aus?«, fragte er, beugte sich vor und half ihr, sich zu erheben.
    »Andere Dinge?«
    Er zuckte die Achseln, dann bückte er sich und hob ihre Schuhe auf. Dabei bemerkte er, dass ihre Zehennägel hellrot lackiert waren. »Hatten Sie nie Trouble?«
    Sie lachte, aber es klang ziemlich humorlos. »Ich war ein braves Mädchen. Brave Mädchen haben keinen Trouble. Sie bekommen gute Noten, fügen sich ein und setzen sich Ziele.«
    »Klingt langweilig.«
    Sie begann, über das seitliche Deck nach achtern zu gehen, bis zu der Leiter, die nach oben zum Steuerstand führte. Statt nach oben zu klettern, was er angenommen hatte, lehnte sie sich dagegen und starrte hinauf in den Sternenhimmel. »Ich war zu beschäftigt, um mich zu langweilen.«
    Er grunzte, zog einen gepolsterten Terrassenstuhl vom Achterdeck und setzte sich. Weil er müde war, redete er sich ein, nicht um ihr Gesicht besser sehen zu können im Mondlicht. »Und ich war schwer beschäftigt damit, Unfug zu machen.«
    »Ich wette, Sie waren einer dieser Jungs, die den Mädchen den Kopf verdreht haben.« Sie lächelte unmerklich. »Fußballheld. Gut aussehend. Flegelhaft und eingebildet.«
    Er lehnte sich zurück und verschränkte die Finger über seinem Bauch. »Weil Sie eben gelächelt haben, will ich mal nicht allzu gekränkt sein.«
    »Erzählen Sie mir von Ihrer Familie«, bat sie abrupt. »Nicht die üblichen Dinge, die man in Zeitungen oder Artikeln lesen kann. Die richtigen Dinge. Dinge, die Sie alle miteinander verbinden.«
    Ihre Hände hielten sich jetzt über ihrem Kopf an den Stufen der Leiter fest, eine unbewusste, verführerische, eindeutig sexy Pose. Ihr offenes gelbes Jackett gab den Blick frei auf das schwarze Mieder, das sich eng um ihre Brüste schmiegte. Ihr kurzer Rock zeigte genug Bein, um ihm die Kehle zuzuschnüren. Wieder

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