Wer den Tod begruesst
Pressekonferenz. Es ist tierisches Blut. Das Labor ist dran, aber bisher gibt es kein Resultat.«
Nolan gab die Information über Rachael Hanover weiter. Laurens war derselben Meinung: Es war interessant, aber es war weit hergeholt. Dennoch, der Detective sagte, er würde es weiterverfolgen.
Nolan beendete das Gespräch und folgte den lauten Stimmen in der Bibliothek. Die Kincaids – alle drei – waren mitten in einem Streit darüber, wo Jillian wohnen sollte, bis das hier vorüber war.
»Machen wir drei gegen eine daraus«, sagte er und stellte sich mit Darin und Clare gegen Jillian. »Du bleibst hier. Und du gehst nicht eher, als bis das vorbei ist.«
»Vorbei? Mach dich nicht lächerlich. Es könnte noch Monate dauern.«
»Dann wohnst du eben Monate hier.«
»Ich habe einen Job. Und auch auf die Gefahr hin, wie eine defekte Schallplatte zu klingen, ich lasse mir von diesem Verrückten nicht mein Leben ruinieren. Du bist engagiert worden, um mich zu beschützten. Also beschütze mich.«
»Sorry, Prinzessin. Ich habe offiziell nichts mehr mit diesem Fall zu tun.«
»Was?« Sie sah von Garrett zu ihrem Vater.
»Ich habe ihn gefeuert«, erklärte Kincaid.
Um nur das Mindeste zu sagen von dem, was Kincaid getan oder geäußert hatte in den verschiedenen Nachrichten, die er auf Nolans Handy hinterlassen hatte. Das Wort Klage war auch mehrmals gefallen.
Nolan warf Jillian ein hartes Lächeln zu. »Problem erledigt. Du bleibst hier.« Wo sie in Sicherheit war, nicht nur vor dem Killer, sondern auch vor ihm.
»Deine Mutter braucht dich, Jillie«, warf Kincaid ein.
»Mom hat dich«, beharrte Jillian auf ihrem Widerstand. »Und ich habe ein eigenes Leben.«
»Das hast du nur, wenn du hier bleibst.« Nolan gestattete sich einen letzten, langen Blick. »Pass auf dich auf, Prinzessin.«
Er drehte sich um und wollte gehen.
»Okay. Okay.«
Ihr entschlossener Tonfall hielt ihn zurück.
»Ich gebe auf. Ich bleibe heute Nacht hier, in Ordnung?«
Dröhnende Stille hallte in der Bibliothek in Folge ihrer widerstrebenden Konzession nach. Dann ließ sie die Bombe platzen.
»Unter der Bedingung, dass ich meinen Bodyguard wiederbekomme.«
Ihre Entscheidung stand fest. Er hatte noch nie so viel sture Entschlossenheit in ihren Augen gesehen.
»Ich soll wiederkommen? Ich dachte, du würdest vor Freude in die Luft hüpfen.«
Sie übersah ihn und wandte sich an Kincaid. »Garrett bleibt, oder ich gehe auch«, sagte sie und forderte ihren Vater heraus. »Morgen ist das Bankett für den Palm Beach County Civic Award. Ich gehe hin – mit ihm oder ohne ihn. Es ist deine Entscheidung. Aber ich gehe. Dieser Mensch hat mir meine Sicherheit genommen, hat mir meinen Frieden gestohlen. Ich lasse nicht zu, dass er mir alles stiehlt, wofür ich gearbeitet habe. Ich möchte diesen Preis. Ich verdiene ihn. Und ich werde anwesend sein, wenn er überreicht wird.«
22
Der stumpfe Rasierer verletzte die Haut, als John sich damit übers Kinn fuhr. Die billige Rasierseife des Motels trug wenig zur Linderung der aufgeschürften Haut bei. Ein scharfer, schneller Schmerz, der ihn durchfuhr, ließ seine Hand innehalten. Mit unbeteiligter Faszination sah er zu, wie sich ein dünner Blutfaden über dem frischen Schnitt bildete.
Wie … seltsam, dass er blutete, dass sein Herz immer noch schlug, wo er doch praktisch nur noch ein Geist war. Eine Erscheinung.
Gäbe es nicht Jillian Kincaid und ihre endlosen Fragen, hätte man diesen Geist schon vor langer Zeit zur Ruhe gebettet, und er würde endlich so etwas wie Frieden finden.
Ihre Fragen hatten ihn so weit gebracht, dass ihn selbst nur noch eine einzige Frage beschäftigte: Hatte er je einen Menschen so gehasst wie diese Frau, die darauf bestand, dass er wichtig war, wenn doch nichts in seinem Leben das bestätigte?
Er wollte Erleichterung. Er verzehrte sich danach.
Als er sich den Rest des Rasierschaums vom Kinn wischte und auf das vorbereitete, was heute Abend zu tun war, hatte er sich noch nie weniger menschlich gefühlt.
Nach heute Abend würde er Erleichterung empfinden. Mary hatte ihm das versprochen.
»Fertig?«, fragte Mary freundlich hinter ihm.
Er starrte auf ihr Gesicht hinter sich im Spiegel.
Sie lächelte, und er nickte. Und bereitete sich auf das vor, was getan werden musste.
Der Ort mochte zwar spektakulär sein, aber alles andere im Breakers war ein Sicherheitsalbtraum.
Nolan saß neben Jillian an einem der Tische, die für die Empfänger des Civic Award reserviert
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