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Wer den Tod begruesst

Wer den Tod begruesst

Titel: Wer den Tod begruesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Gerard
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waren. Er blendete das emsige Geschnatter um sich herum aus und überprüfte routinemäßig jede der verschiedenen Doppeltüren, die zu und aus dem Raum führten.
    Der venezianische Ballsaal lag an der Rückseite des Hotels im Erdgeschoss und führte hinaus auf den Atlantik. Er war der größte von einer Vielzahl Bankettsälen, in denen derartige Preisverleihungen üblicherweise stattfanden. Und ähnlich wie bei der Fete im Mar-A-Lago eine Woche zuvor war wieder alles anwesend, was in Palm Beach Rang und Namen hatte. Sie waren in Scharen gekommen, trugen ihre glitzerndsten Sachen, um zu sehen und gesehen zu werden und den sorgfältig ausgewählten Empfängern der Preise, die von dem reichsten Kreis nach Pro-Kopf-Einkommen in den guten, alten, kapitalistischen USA verliehen wurden, ihre Reverenz zu erweisen.
    Schwarzweiß gekleidete Kellner des Hotels huschten während eines ausgedehnten Sieben-Gänge-Menüs umher und bedienten vollendet professionell. Wertvolles Sterling klimperte gegen gemustertes Porzellan. Eiswürfel klirrten in zerbrechlichen Kristallgläsern. Im Hintergrund spielte ein Streichquartett irgendwelche hochgeistige Musik, von Mozart oder irgendeinem anderen toten Komponisten. Jillian kannte zweifellos den Titel jedes einzelnen Stücks und dessen Urheber.
    Nolan hätte lieber Aerosmith gehört. Etwas harten Rock, der zu seiner Stimmung und dem Brechen der Wellen am Strand kaum zwanzig Meter von den Ostfenstern entfernt passte. Nicht, dass man sie an diesem Abend hätte hören können. Der Lärm von mehr als dreihundert Menschen hallte wider von den knapp sieben Meter hohen Decken; die Fenster mit ihrem spektakulären Blick auf den Atlantik hinter dem makellosen Sandstrand waren wenigstens halb so hoch. Sogar ein Prolet wie er wusste die Eleganz und Geschichte des Hotels zu schätzen. An einem anderen Abend bei einer anderen Gelegenheit hätte er möglicherweise sogar den einen oder anderen Blick riskiert.
    Aber nicht an diesem Abend. Jetzt kam es nur auf eines an: Jillians Leben zu schützen.
    Er hatte das böse Gefühl, dass nun der Abend gekommen war, an dem er sein Geld verdienen musste.
    Er zerrte an dem Kragen seines Smokinghemds und wünschte sich sehnlichst, die schwarze Schleife lockern zu können. Ein Kribbeln im Nacken – ein weiteres Zeichen seines Instinkts – sagte ihm, dass es noch prekär werden konnte, bevor der Abend vorüber war.
    Er hatte jede Vorkehrung getroffen, die in so kurzer Zeit möglich war. Ethan hatte dem Hotel schon bei anderen Anlässen Sicherheitskräfte zur Verfügung gestellt, so dass die Grundrisspläne bei E.D.E.N. hinterlegt waren. Nolan hatte einen guten Teil des Tages im Büro mit ihrem Studium verbracht und kannte die Lage jedes Ausgangs. Es gab einfach viel zu viele davon in dem weitläufigen Hotelkomplex. Zum Teufel, es gab fünf öffentliche Aufzüge, und die verdammten Dinger waren über den ganzen Ort verteilt. Sogar mit dem Hotelsicherheitsdienst in Alarmbereitschaft war es unmöglich, sie alle abzuriegeln, ganz zu schweigen davon, die mehr als tausend Übernachtungsgäste und wer weiß wie vielen anderen im Auge zu behalten, die hier ein und aus gingen an einem milden Samstagabend.
    Bei so vielen Gästen gab es natürlich unzähliges Personal. Ethan und Dallas waren dabei, die Namen zu überprüfen, die das Personalbüro des Hotels ihnen widerwillig weniger als eine Stunde zuvor überlassen hatte. Wenn irgendetwas von Interesse dabei wäre, würden sie ihn anrufen.
    Neben ihm unterhielt Jillian sich gezwungen fröhlich mit irgendeiner großen Nummer vom Civic Center, dem die Ehre zuteil geworden war, ihr den Preis zu überreichen.
    »Heute Nacht wird gefeiert«, hatte Jillian Nolan informiert, als er sie eine Stunde zuvor in Golden Palms abgeholt hatte. »Lächle, Darling.« Ihr Sarkasmus war schneidend gewesen. »Vielleicht sind kleine Kinder anwesend. Du wirst sie noch verschrecken.«
    Er hätte nicht einmal lächeln können, wenn er sechs Richtige im Lotto gehabt hätte. Verdammt, er bekam kaum Luft, als er sie sah.
    Er hatte sie seit mehr als vierundzwanzig Stunden nicht gesehen. Als er Golden Palms am Vortag verlassen hatte, hatte er sich auf die Socken gemacht. Und er war nicht weggelaufen, verdammt noch mal, egal, wie sehr sie davon überzeugt war. Er hatte sich nur klug verhalten.
    Er musste sich erst einmal sammeln. Die Bombe, die sie mit ihrer Ankündigung, den Civic Award entgegenzunehmen, hatte platzen lassen, hatte ihn genauso hart

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