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Wer den Tod begruesst

Wer den Tod begruesst

Titel: Wer den Tod begruesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Gerard
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Ich hadere immer noch damit.« Wieder hielt sie inne, lächelte. »Aber das muss ich dir ja nicht weiter erklären, nicht wahr?«
    »Mom, ich wusste …«
    Clare schüttelte den Kopf. »Ist schon in Ordnung. Lass mich ausreden.« Sie blickte entschuldigend zwischen Jillian und Darin hin und her. »Ich war dir keine gute Mutter während dieser Zeit. Und deinem Vater auch keine gute Ehefrau, fürchte ich.«
    »Das entschuldigt dennoch nicht, was ich getan habe.« Dies zu sagen fiel Jillians Vater schwer. Ebenso wie das Atmen. Er sah weder seine Frau noch seine Tochter an.
    »Ich bedauerte die Affäre sofort«, sagte er abrupt, und dann, schon wieder eher auf seine typische Weise, fasste er alles in knappe Worte. »Ich wollte nie, dass so etwas passiert. Herrgott. Eines Nachts musste ich aus dem Haus. Ich bin einfach nur gefahren. Hielt endlich irgendwo, um einen Kaffee zu trinken … zum Teufel, ich weiß nicht einmal, wo es war.«
    Er schüttelte den Kopf, machte eine Pause. »Wie auch immer. Marys Mutter war da.«
    »Und du warst einsam«, sprang Clare ihm bei mit Tränen in den Augen.
    Darin schluckte, blickte auf seine Hände. »Ihr Name war Ruth Gates. Ich weiß noch, dass sie mir von ihrer Tochter erzählte. Mary hieß sie. Sie war damals noch ein kleines Mädchen.«
    Er stand auf, schob die Hände tief in die Hosentaschen und starrte aus den Fenstern. »Ich habe sie nie wieder gesehen. Aber es scheint, dass sie durch meine unüberlegte Handlung ein Kind empfangen hat.«
    »Die kleine Schwester.« Jillian erinnerte sich an Dianes Worte, ihr Verstand wehrte sich gegen diese Enthüllung. »Du wusstest nichts von dem Baby?«
    Müde. Er sah sp müde aus. Zum ersten Mal war sie sich bewusst, dass ihr Vater kein junger Mann mehr war. Noch eine Neuerung.
    Das Schweigen schien sich unerträglich lange hinzuziehen, bis ihr Vater wieder sprach. »Die Polizei hat, soweit es geht, Dianes Geschichte zurückverfolgt – Marys«, korrigierte er sich und fuhr fort, ermutigt durch das Nicken von Jillians Mutter.
    »Diane – es tut mir Leid –, Mary, also, es ist klar, dass sie eine sehr unglückliche junge Frau ist. Es sieht so aus, als hätte ihre Mutter …«Er hielt mit tränenerstickter Stimme inne.
    »Ist schon in Ordnung, Lieber.« Clare nahm den Faden wieder auf, als Darin um Fassung rang. »Ihre Mutter neigte offenbar zu psychotischen Anfällen. Die Polizei hat den Weg von Mary zurückverfolgt nach Miami, wo sie, ihre Mutter und ihre Schwester lebten. Laut den Unterlagen wurde die Familienfürsorge mehrfach von Marys Schule und besorgten Nachbarn angerufen.«
    »Sie wurde misshandelt?«
    Ihr Vater nickte. »Es wurde zwar nie bewiesen, aber ja, alle Anzeichen sprechen dafür. Mary ist sehr gesprächig geworden, seit sie in die Psychiatrie überführt wurde. Sie … na ja, sie hat sehr anschaulich einige der Scheußlichkeiten beschrieben, die ihre Mutter ihr und dem anderen Kind angetan hat.«
    Und wieder kam Clare ihm zu Hilfe. »Mary erzählt Geschichten, dass sie mit Zigaretten verbrannt wurden, mit Messern verletzt, tagelang in dunkle Schränke eingesperrt wurden. Und währenddessen, so scheint es, hat ihr ihre Mutter von Darin erzählt und davon, wie er Marys Schwester gezeugt und wie viel Schmerz dieses Kind ihr bereitet hat. Irgendwann hat sie das Kind und sich selbst getötet. Mit einem Messer«, fuhr Clare nach einem quälend langen Moment fort. »Mary hat sie gefunden.«
    Jillian spürte Übelkeit in sich aufsteigen. »Oh Gott.«
    »Offenbar ist das schon sehr lange her, als Mary selbst noch ein kleines Kind war. Sie wanderte schließlich von einer Pflegefamilie in die nächste. Ein sehr gestörtes Kind. Mit achtzehn Jahren verliert sich ihre Spur, der Rest sind Mutmaßungen, aber die Psychiater machen gute Fortschritte mit ihrer Behandlung, die von der Annahme ausgeht, dass Mary selber auch unter psychotischen Anfällen leidet. Egal wie unstabil ihre Mutter war, sie war dennoch Marys einzige Konstante. Ihr einziger Anker. Als sie starb, hat Mary sich geschworen, den Tod ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester zu rächen.«
    »Indem sie meine Tochter tötet, um mich damit zu treffen«, fügte Darin dumpf hinzu.
    Tief betrübt von der Qual ihres Vaters legte Jillian die Hand über die ihrer Mutter, die über Darins lag. »Es ist nicht dein Fehler. Du wusstest nichts von dem Kind. Du konntest es nicht wissen. Und ich muss darüber gar nicht weiter nachdenken. Ich weiß, dass du das Richtige getan hättest für

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