Wer den Tod begruesst
Messer. Vor Jillians Gesicht fuhr sie damit durch die Luft. Lachte, als Jillian zusammenzuckte.
»Diane … Mary. Ich begreife es immer noch nicht. Aber was auch immer in Ordnung gebracht werden muss … was auch immer es ist, ich kann dir helfen, es in Ordnung zu bringen.«
Diane schüttelte den Kopf, ein zufriedenes und zynisches Lächeln umspielte ihre Lippen. »Natürlich kannst du das. Tatsächlich hast du mir bereits geholfen, weil du so leichtgläubig bist. Glaubst du wirklich, du bist engagiert worden, weil du die hervorragendste Bewerberin für den Moderatorenjob warst?« Sie lachte, ein hässliches, selbstzufriedenes Geräusch. »Du bist gut, Jillian, aber du hast diesen Job gekriegt, weil ich dafür gesorgt habe. Ich habe es seit Jahren geplant. Ich habe deine Karriere verfolgt, dafür gesorgt, dass unsere Pfade sich kreuzten. Dafür gesorgt, zu KGLO zu kommen, als du hier anfingst, dafür gesorgt, dass du in mein Team kommst.
Oh, ich weiß, was du denkst. Warum sich so viel Mühe geben? Warum dich nicht einfach eines Nachts umbringen, wenn du zum Wagen gehst? Oder dich auf der Straße überfahren?
Darin liegt doch keine Kunst, Jillian. Keine Finesse. So kann dein Vater nicht sehen, dass es jemanden gab, der cleverer war als du. Genau wie meine kleine Schwester es gewesen wäre.«
Mit aller Kraft wehrte sich Jillian gegen den betäubenden Schock, die Ungläubigkeit.
»Und jetzt willst du mir helfen«, wiederholte Diane mit einem verzerrten Lächeln. »Süße, das kannst du. Du kannst mir helfen, indem du stirbst. Endlich ist der richtige Zeitpunkt gekommen. Dann wird dein geliebter Daddy wissen, wie es ist, jemanden zu verlieren, den man liebt.« Ihre Stimme stieg erneut an und schwankte zwischen der eines verlorenen, kleines Mädchens und der eines hasserfüllten Dämons.
»Diane, bitte. Lass uns darüber reden.«
»Es ist viel zu spät, um darüber zu reden. Es ist Zeit, deinem geliebten Daddy zu zeigen«, schrie Diane, »dass das Leben die Hölle sein kann. So wie meins die Hölle war!
Sie ist jetzt tot, weißt du«, geiferte sie und rückte noch näher. »Meine Mutter. Er hat sie umgebracht! Oh, nicht mit einer Pistole – aber genauso effektiv. Er hat sie angebumst und mit einem Baby sitzen lassen. Meine kleine Schwester. Meine schöne, kleine Schwester! Er hätte sie lieben sollen. Er hätte meine Mutter lieben sollen! Mit uns leben sollen! Uns ins Bett stecken sollen abends. Uns Kinderreime aufsagen sollen! Nicht dir! Niemals dir!«
Jillians Augen weiteten sich, als sie versuchte, einen Sinn, irgendeinen Sinn darin zu sehen, was Diane sagte. Aber es lag kein Sinn darin. Es gab nur Wahnsinn.
Wenn sie das hier überleben wollte, musste sie einen Weg finden, Diane zu beruhigen. Wenigstens bis Nolan da war. Er war unterwegs. Dessen war sie sich sicher. So sicher, wie sie es niemals zuvor in ihrem Leben war.
»Du hältst mich für verrückt?«, fragte Diane stirnrunzelnd und musterte sie mit einem gemeinen Ausdruck. »Ja. Das tust du.«
Jillian schüttelte den Kopf. »Ganz und gar nicht.«
Diane lächelte. Dann lachte sie und trat noch näher ans Bett, während der Duft von Jillians Parfüm die Luft schwängerte. »Wenn dein geliebter Daddy dich findet und dieses Parfüm, das er dir gekauft hat, riecht, sieht er dich jedes Mal, wenn er diesen Duft wahrnimmt, tot vor sich. Und er wird trauern. Er wird meinen Schmerz fühlen, als meine Mutter starb und meine kleine Schwester mit sich nahm. Und weißt du, was das Beste daran ist? Er wird nie wissen, warum.«
Sie sank auf das Bett und bohrte die Messerspitze tiefer in ihre Handfläche, wieder und wieder, bis ein roter Blutstrom auf Jillians Oberschenkel floss. »Verstehst du jetzt? Hier geht es um Wiedergutmachung. Hier geht es um Rache.«
Jillian verstand nur eins. Sie musste den Hass umleiten. Musste Diane dazu bringen, über etwas anderes nachzudenken.
»Du … du hast dich verletzt«, sagte Jillian. »Du blutest. Im Badezimmer ist Verbandszeug. Vielleicht solltest du es dir holen.«
Wäre Diane erst aus dem Schlafzimmer, könnte sie vielleicht auch aus dem Zimmer fliehen. Vielleicht. Wenn sie vorher nicht ohnmächtig würde. Sie hatte viel Blut verloren durch den Messerstich. Und ihr Kopf pochte immer noch von der Gehirnerschütterung.
Am Ende spielte es keine Rolle. Diane nahm ihren Vorschlag so wenig wahr wie ihr eigenes Blut.
»Ist schon okay, Jillie. Ich bin daran gewöhnt, Blut zu verlieren. Und ich werde mit Freude deins
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