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Wer den Tod begruesst

Wer den Tod begruesst

Titel: Wer den Tod begruesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Gerard
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wollte, veränderte sich das Bewusstsein, wurde zu Neuland. Und veränderte sich erneut, als sie mit einer Geste, die ihre enorme Verletzlichkeit in diesem Moment bewies, ihr Gesicht an sein Handgelenk schmiegte.
    Hitze. Weichheit. Unglaubliche Verletzlichkeit.
    In dem Moment verlor er fast die Beherrschung. Vergaß beinahe alles, was er über richtig oder falsch wusste, darüber, wer sie war und wer er war. Beinahe hätte er ihren Kopf angehoben, um herauszufinden, ob dieser bemerkenswerte Mund genauso schmeckte, wie er glaubte. Nach Sex und Gier und Erlösung, die ein Mann wie er nicht bei einer Frau wie ihr suchen sollte.
    Heißes Begehren durchfuhr ihn. Das Verbotene daran lauerte im Hintergrund wie ein Gefängniswärter. Und als er in ihren Augen sah, dass sie nicht diejenige wäre, die etwas wirklich unglaublich, unvorstellbar Dummes verhindern würde, riss er sich zusammen und zog selbst die Notbremse.
    Abrupt ließ er die Hand fallen.
    »Es tut mir Leid«, sagte er, und die schroffe Zärtlichkeit in seiner Stimme schockierte ihn. »Ich hätte Sie nicht ins Nirvana schleppen dürfen. Ich hätte Sie zu Ihrem Vater bringen müssen.«
    Sie blinzelte, schien sich zu konzentrieren und begriff, was beinahe passiert wäre. Sie schluckte schwer, und er sah, wie sie gegen Tränen ankämpfte. »Ich wäre nicht gegangen.«
    »Ja. Das habe ich mir gedacht.«
    Schweigen senkte sich hernieder, schwer und undurchdringlich. Es wurde Zeit, etwas zu unternehmen, bevor er erneut in Schwierigkeiten geriet.
    Er nahm ihr die Wundsalbe aus den zitternden Händen. »Ich kann das allein beenden. Es ist wirklich nur ein Kratzer, Jillian. Nichts, worüber man sich aufregen muss.«
    Sie fuhr zurück, als hätte er sie geschlagen. »Nichts, worüber man sich aufregen muss? In Ihrer Realität vielleicht. Nicht in meiner.« Sie hob die Hand, eine Geste äußerster Verwirrung gepaart mit Entsetzen. »Das ist Ihr Leben?«
    Sie sah ihn mit großen, verwunderten Augen an, ihre Stimme war um ein paar Oktaven gestiegen, und er bemerkte, wie die Erschöpfung und der Schock sie gefährlich nahe an einen hysterischen Ausraster brachten. Sie verschränkte die Arme um die Taille, als müsste sie sich selbst Halt geben, und lehnte sich an die gegenüberliegende Theke.
    »Und das ist tatsächlich Ihr Leben?« Abscheu vermischte sich mit Ungläubigkeit. »Sie schleichen sich in anderer Leute Heim, zerstören deren Geborgenheitsgefühl, prügeln sich in Bars herum und gefährden sich selbst aufs Äußerste?«
    Er warf ihr einen Blick zu und glitt von der Theke. »Ja, nun, es ist ein schmutziger Job, aber …«
    »Hören Sie auf! Hören Sie bloß auf mit diesen Klugscheißereien.«
    Er beobachtete sie scheu, als sie sich mit der Hand durchs feuchte Haar fuhr und ihn anfunkelte. Dann blickte er weg.
    »Ich möchte da nicht hineingezogen werden«, sagte sie so leise, dass er es kaum verstehen konnte. Als ihre Blicke einander wieder begegneten, lag eine unglaubliche Angst in ihren Augen, die er keinesfalls sehen sollte. »Ich möchte mich nicht ständig umsehen müssen oder jemanden zu meinem Schutz benötigen.«
    Sie blickte von der bösen Schnittwunde auf seinem Bauch zu der Prellung auf seiner Wange. »Ich möchte nicht dafür verantwortlich sein, dass jemand verletzt wird. Ich möchte, dass das hier zu Ende ist.«
    Er starrte von ihrem Gesicht zu der Wundsalbe, dann wieder auf ihr Gesicht. »Mit etwas Glück wird es das auch sein. Bald. Die Polizei wird denjenigen aufspüren und festnehmen. In der Zwischenzeit sehe ich ein bisschen nach dem Rechten, okay?«
    »Nach dem Rechten sehen? Das ist was? Ein taktischer Ausdruck für Kugeln abzufangen?«
    Er ignorierte einfach den Abscheu in ihrer Stimme, verteilte etwas Salbe auf ein Stück Gaze und platzierte es über dem Messerstich. »Dazu wird es nicht kommen.«
    »Da haben Sie verdammt Recht. Dazu wird es nicht kommen. Weil Sie morgen nicht mehr hier sind.«
    Sein Kopf fuhr hoch.
    »Wenn ich meinem Vater von Ihrer kleinen Nummer, die Sie abgezogen haben, berichte, mich mitten in der Nacht in eine Schlägerei in einer Biker-Bar zu schleppen, sind Sie schneller entlassen, als Sie sich vorstellen können.«
    Er musterte sie nachdenklich, zuckte dann die Achseln. »Sie wollen mich bei Daddy verpetzen? Nur zu. Ich bin sicher, dass Sie Recht haben – aber wenn Sie glauben, dass ich dem Job hier auch nur eine Träne nachweine, täuschen Sie sich.«
    Er riss mit den Zähnen ein Stück Pflaster ab und klebte es

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