Wer den Tod begruesst
Krebshilfe.«
Er rieb sich die Nase mit dem Handrücken, stellte sich gerade hin und zuckte zusammen, als die Schnittwunde sich meldete.
»Die Hauptrednerin«, wiederholte er und hatte das untrügliche Gefühl von drohendem Unheil. Sie nickte.
Verdammt und zugenäht. Passte das nicht hervorragend zu allem Übrigen?
9
»Mir gefällt das nicht.« Später am Tag klemmte Nolan sich das Handy zwischen Schulter und Ohr und steckte den Manschettenknopf in die rechte Manschette seines Smokinghemds, das Ethan eine Stunde zuvor zusammen mit dem Smoking vorbeigeschickt hatte.
»Ja, ja. Du arbeitest nur unter Protest. Ich mache eine Notiz in deiner persönlichen Akte«, scherzte Ethan am anderen Ende der Leitung.
Nolan sagte ihm, wohin er sich seine persönliche Akte stecken konnte.
»Wenn du dich ausgemosert hast, kannst du mir vielleicht sagen, was es für uns zu tun gibt.«
Er verbiss sich einen ätzenden Kommentar und las die Notizen vor, die er sich während der morgendlichen »Plauderstunde« mit seinem Auftrag gemacht hatte. Jillian war zwar nicht gerade großzügig mit Informationen verfahren, schließlich aber hatte er doch eine ziemlich lange, mehr oder weniger detaillierte Liste von Kandidaten zusammengestellt, die möglicherweise den Wunsch hegten, sie tot zu sehen. »Es ist ein weites Feld. Wir sollten in Betracht ziehen, dass die Drohungen von jedem stammen könnten, der ein Hühnchen mit Darin Kincaid zu rupfen hat.«
»Was Jillian mit ihrem Leben bezahlen soll.«
»Genau«, stimmte Nolan ihm zu. »Niemand erreicht Kincaids Machtposition, ohne dem einen oder anderen auf dem Weg nach oben auf die Zehen getreten zu sein. Aber noch möchte ich diesen Weg nicht gehen, weil er schwer und mühsam wäre. Wir können unsere Zeit sinnvoller nutzen, wenn wir uns mit etwas Handfesterem beschäftigen. Wenn wir uns einige der Figuren des öffentlichen Lebens vorknöpfen, die sie in ihren Spezialreportagen angegriffen hat.«
Die Liste der Kandidaten, die sie ihm gegeben hatte, war beeindruckend. Sie hatte einige der rechtschaffensten Bürger von West Palm und Palm Beach bloßgestellt und ihnen Verfehlungen vorgeworfen, die von politischer Korruption über sexuelle Belästigung bis hin zu rassistischen Vorurteilen in den vielen elitären Privatclubs dieser Gegend reichten.
Er rasselte die kurze Liste herunter, die er zusammengestellt hatte, zusammen mit einigen nahe liegenden Spekulationen. »Ich finde, wir sollten mit Marian Abramson beginnen«, schlug er vor und suchte den anderen Manschettenknopf.
»Abramson? Eine Frau?«
»Kennst du jemanden, der gemeiner ist als eine rachsüchtige Frau?«
»Gutes Argument.«
»Sieh zu, ob du noch mehr Schmutz ausgraben kannst. Laut Jillian hat die Stadträtin ihr gedroht, bloß nicht weiter zu recherchieren in der Schmier- und Spendengeldaffäre, die letzten Monat zu ihrer Verhaftung geführt hat. Sie ist jetzt auf Kaution frei, aber der Prozess findet in einigen Wochen statt. Sie hat ein eindeutiges Motiv.«
»Mord geht zwar ein paar Schritte weiter als Korruption, aber eine Terrorkampagne passt hervorragend zu dem Profil der Stadträtin«, gab Ethan ihm Recht.
»Dann gibt es noch ihren eigenen Hintergrund.« Nolan wechselte das Handy zum anderen Ohr und fummelte den Manschettenknopf in die linke Manschette. »Der Stern von Jillians Co-Moderator Grant Wellington ist am Sinken. Wie man hört, ärgert er sich höllisch über Jillians brillantes Auftreten und ihre Wirkung … so sehr, dass es bereits während der Sendungen bemerkbar wird. Riecht aus meiner Sicht irgendwie nach Verzweiflung. Ihn solltest du auch überprüfen.«
Er gab Ethan noch ein paar weitere Namen, auch den von Erica Gray, der Wetterfee, die wohl irrigerweise annahm, eine Berühmtheit werden zu können, und möglicherweise Jillian dafür bestrafen wollte, dass diese sie hinsichtlich der Beliebtheit in den Schatten stellte. Dann war da noch Lydia Grace, Jillians Assistentin, die einfach ein wenig zu unschuldig klang, als dass man ihr Glauben schenken konnte, und Diane Kleinmeyer, die Produzentin der Nachrichtensendung, die laut Jillian mindestens einmal pro Woche wie der Mount Saint Helens explodierte.
»Verdammt, es gibt eine ganze Wäscheliste von Möglichkeiten allein im Sender, inklusive einer ehrgeizigen Wöchenendmoderatorin, deren Name mir im Moment entfallen ist. Ich faxe dir die detaillierte Liste morgen.
Im Moment arbeitet Jillian an einer Geschichte über einen Typen, der unter
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