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Wer den Tod begruesst

Wer den Tod begruesst

Titel: Wer den Tod begruesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Gerard
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durch.«
    Mit etwas Glück würden sie alle durchkommen, dachte Jillian. Als sie jedoch Nolans Blick auffing, einen unerklärlich nachgiebigen Blick, war sie sich, was ihre eigene Person betraf, doch nicht so sicher.
    Nach tagelanger drückender Verachtung, die ebenso voller Zynismus wie voller Vorurteile gewesen war, hätte sie jetzt schwören können, so etwas wie Anerkennung in seinen Augen zu sehen. Es hätte ihr gleichgültig sein sollen. Warum also fühlte es sich so an, als würde eine ganze Einheit Schmetterlinge in ihrem Bauch abheben?
    »Stammen Sie aus dieser Gegend, Mr. Garrett?«, fragte Rachael Hanover mit einem der vielen Lächeln, die Nolan versucht hatte zu interpretieren, seitdem Jillian sie vor gut einer Stunde miteinander bekannt gemacht hatte.
    »Wenn Sie damit Florida meinen, ja.«
    Es war das erste Mal, dass ihn die Gesellschaftstante direkt angesprochen hatte. Obgleich es jede Menge wortlose Kommunikation von Rachaels Seite aus gegeben hatte. Mann. Er hatte sich jedes Mal wie ein Stück Filet auf einem Schneidebrett gefühlt, wenn sie ihn verstohlen anlächelte mit ihren koketten, braunen Augen. Es war nicht unverhohlen sexuell. Genau genommen war er nicht sicher, ob es überhaupt sexuell war.
    Sie versuchte, ihn einzuschätzen. Warum, war ihm noch nicht ganz klar. Reiche Frau. Spielte Spielchen. Beides ging Hand in Hand. Jedenfalls war sein erster Eindruck von Rachael Hanover, dass sie Theater spielte.
    Ob er aus dieser Gegend stammte , hatte sie gefragt. Sie beide wussten, dass die Bevölkerung von Palm Beach und West Palm in sozialer und finanzieller Hinsicht Welten voneinander trennten, obwohl nur ein schmaler Streifen Wasser zwischen ihnen lag.
    Vielleicht ging es ihr darum – ihn daran zu erinnern, dass es feste Hierarchien gab? Ihn an seinen Platz zu verweisen? Oder ihm zu bedeuten, dass er prima dazupasste?
    Wer zum Teufel konnte das wissen? Allerdings fand er, dass sie sich als eine so gute Freundin von Jillian mehr um seine Aufmerksamkeit zu bemühen schien, als sich um Jillians Situation zu sorgen.
    »Jillian erzählte mir, dass Sie beide sich schon sehr lange kennen«, sagte er und beschloss, ihr selbst ein paar Informationen zu entlocken, als Kincaid sich kurz entschuldigte und zur Toilette ging.
    »Unzertrennlich wie Pat und Patachon«, sagte Rachael. »Was sie gemacht hat, habe ich auch gemacht – nun ja, wenigstens habe ich es versucht. Unsere Jillie war ein ziemlicher Star, als wir Kinder waren.«
    »Und du etwa nicht?«, fragte Jillian lachend.
    Rachael wischte diesen Einwand beiseite. »Ehrgeiz wiegt Talent nicht auf, und damit sah es bei mir nicht sonderlich gut aus.«
    »Rachael, das ist lächerlich«, behauptete Jillian. »Du warst immer gut, wenn du dich auf etwas konzentriert hast.«
    »Nicht gut genug. Ich habe es nicht gebracht, aber Jillian ist fürs olympische Team nominiert worden, als wir fünfzehn waren; hat sie Ihnen das erzählt?«, fragte Rachael und trank einen Schluck Wasser.
    »Du hättest es auch geschafft, wenn du dir nicht zwei Wochen vor dem Probeturnen den Knöchel verstaucht hättest.«
    »Sie ist einfach zu nett«, lächelte Rachael. »Ich hatte nicht die geringste Chance. Genauso wie ich nie bessere Noten hatte oder die Hauptrolle bekam in unserem Theaterclub.«
    »Jetzt redest du aber wirklich Unsinn«, stieß Jillian hervor.
    »Hat sie Ihnen erzählt, dass wir sogar um unsere Freunde gewetteifert haben?«, lachte Rachael trotz Jillians entsetztem Blick. »Jillian und mein Ex – er möge in der Hölle schmoren – waren in unserem dritten Jahr auf dem College zusammen.«
    »Aber Brian hat dich geheiratet«, betonte Jillian.
    Rachael verdrehte die Augen. »Erinnere mich nicht daran. Ich hätte der nächste F. Scott Fitzgerald werden können«, lächelte Rachael, »aber ich habe alles aufgegeben für Brian. War erpicht auf eine dieser Romanzen, die immer scheitern.«
    Das war es, dachte Nolan, als er hörte, wie Rachael sich selbst schlecht machte und Jillian sie immer wieder aufbaute. Das, was er nicht hatte einordnen können. Das, was an Rachael einfach nicht ehrlich klang. Trotz ihres gegenteiligen Gehabes würde er jede Wette eingehen, dass sie tonnenweise Ressentiments gegen Jillian mit sich rumschleppte.
    Kincaid kam wieder zurück an den Tisch und beendete ihre Unterhaltung. Aber nach dem Lunch, als Nolan und Jillian im Übertragungswagen von KGLO quer durch die Stadt zu ihrem Amnesie-Mann fuhren, sagte sich Nolan, wenn das Essen mit dem

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