Wer den Tod begruesst
vergangenen Nacht in ihr aufflackerte, zu ignorieren. »Vergessen wir das und bringen es einfach hinter uns.«
Sie drehte die Hähne ab und ertappte sich dabei, dass sie wegen seiner Messerstichwunde besorgt war. Mit versteinertem Gesicht trocknete sie sich die Haare, zog den Morgenmantel über und sammelte sich, bevor sie ihm unter die Augen trat.
Als sie ihre Schlafzimmertür öffnete und Kaffee roch – guten Kaffee, dem Duft nach zu urteilen –, wusste sie, dass sie mit allem fertig werden würde. Sogar mit der Tatsache, dass Garrett offenkundig noch für anderes gut war als sie einzuschüchtern, stoisch die Stirn zu runzeln und ihre Hormone durcheinander zu bringen.
»Er weiß also mit einer Kaffeemühle umzugehen. Ein Plus für ihn.«
Sie rollte mit den Augen, trat auf den Flur – und blieb abrupt stehen und stützte sich an der Wand ab, so verblüfft war sie von dem Anblick, der sich ihr bot. Einen Moment lang brachte sie kein Wort heraus, dann aber schrie sie:
»Mein Gott. Oh, mein Gott! Was tun Sie da! Lassen Sie sie los!«
Garrett rührte sich keinen Millimeter. Und es wäre nicht zu übersehen gewesen, wenn er es getan hätte. Er trug nichts als schwarze Boxershorts, war noch nass von der Dusche, und sein Gesichtsausdruck war so ätzend, dass er Stahl hätte zum Schmelzen bringen können. Und in diesem Moment sah er ungefähr so verletzlich aus wie ein Tarnkappenbomber.
»Kennen Sie diese Person?«, fragte er mit unaufgeregter und tödlicher Ruhe und zeigte absolut keinerlei Anzeichen, den starken Druck seines Unterarms um Lydia Grace’ Hals verringern zu wollen.
Lydia, die gleich neben der Eingangstür an die Wand gepresst wurde, sah Jillian mit entsetzten, großen Augen an. Ihre Hände in Garretts Arm gekrallt, sah sie aus, als wäre sie auf das Schlimmste gefasst. Zu ihren Füßen lag eine Kleidertüte. Ihre Tasche war quer über die Fliesen des Flurs geschlittert.
»Natürlich kenne ich sie! Wir arbeiten zusammen. Um Gottes willen, lassen Sie sie los!«, befahl Jillian und stolperte über die Tüte, um zu Lydia zu gelangen.
Eine starke Hand ergriff sie und hielt sie aufrecht. Sie schob sie beiseite und streckte die Arme nach Lydia aus.
»Geht es dir gut?« Sie legte der jüngeren Frau die Hand auf den Arm und hätte beinahe mitgeweint, als Lydia eine Träne über eine Wange rollte, die sich kreideblass unter ihrem pechschwarzen Haar abhob.
Lydia nickte tapfer. Sie legte sich die Hand auf die Kehle.
»Oh, Schätzchen. Es tut mir ja so Leid.« Jillian warf Garrett einen giftigen Blick zu und untersagte sich jedes Mitleid für die Wunden, die er gestern Nacht davongetragen hatte. Die Prellung auf seiner Wange war inzwischen blauviolett angelaufen. Seine Fingerknöchel bedeckte eine schorfige Kruste. An den Messerstich unter der weißen Gaze mochte sie gar nicht denken. »Das ist meine Assistentin, Sie Tölpel. Was um alles in der Welt haben Sie sich dabei gedacht? Na, egal. Gehen Sie einfach aus dem Weg. Und holen Sie ein Glas Wasser.«
Sie trat erneut über die Kleidertüte, führte die zitternde Lydia ins Wohnzimmer und platzierte sie fürsorglich auf dem Sofa. »Hat er dich verletzt?«
»Ich habe sie nicht verletzt«, steuerte Garrett hinter ihnen zur Unterhaltung bei; sein Blick war hart, er wirkte gelangweilt, als er ihr ein Glas Wasser hinhielt und sich das nasse Haar aus dem Gesicht strich.
Jillian schnappte sich das Glas und hielt es Lydia hin, die den Kopf schüttelte. »Mir geht es gut. Wirklich. Habe mich … nur ein wenig, wie sagt man gleich? Erschrocken?«, brachte sie hervor und schaffte es sogar zu lächeln.
Jillian nahm Lydias Hände in ihre, musterte genau ihr Gesicht und war sich nicht ganz sicher, ob sie ihr glauben sollte. »Ist wirklich alles in Ordnung?«
»Alles bestens«, versicherte Lydia, die dann einen ängstlichen Blick auf Garrett warf. »Ich … ähm … habe ich … gestört?«
Als Lydia wahrhaftig errötete, betrachtete Jillian die Szene aus ihrer Perspektive. Sie trug nur ihren Morgenmantel. Garrett trug nur Unterhosen und den weißen Verband um den Bauch. Nicht nur sein Haar war feucht, sondern sein gesamter Körper. Das schien bei ihm zur Gewohnheit zu werden.
»Darf ich bekannt machen? Lydia Grace, Nolan Garrett. Mein Bodyguard«, fügte sie mit grimmiger Höflichkeit hinzu, als Garrett von der Sofalehne aus die Andeutung einer Verbeugung machte. Daraufhin blickte er noch finsterer.
Lydia sah sie mit großen, braunen Augen an, und ihr Blick
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