Wer den Tod begruesst
Themen Ihrer Sonderreportagen zu.«
»Das«, sagte sie und fuhr sich durchs Haar, »macht immerhin Sinn.«
»Weil Sie vielen auf die Füße getreten sind mit Ihren Sendungen?«
»Einigen«, stimmte sie zu, »aber hauptsächlich, weil es sich dabei nicht um meine Freunde handelt, die Leute hingegen, mit denen ich arbeite, sind es.«
»Wollen Sie damit sagen, dass Sie Wellington zu Ihren Freunden zählen?«
Wieder blinzelte sie langsam mit diesen Augen, die so smaragdgrün waren, dass er sich fragte, ob sie gefärbte Kontaktlinsen trug. »Grant ist ein aufgeblasener und hinterhältiger Kleingeist, aber ansonsten ist er harmlos.«
»Das ist eine Giftschlange auch, solange man sie in Ruhe lässt.«
Sie stieß ein Lachen aus. »Ich lasse Grant doch in Ruhe.«
»Aber er Sie nicht. Er fällt Ihnen in den Rücken – oder versucht es jedenfalls –, sobald er auch nur die kleinste Gelegenheit dazu hat.«
Jetzt wirkte sie professionell besorgt. »Ist es derart offenkundig?«
Er überlegte kurz, dann beschloss er, dass er es auch gleich hinter sich bringen konnte. Er sammelte die Blätter aus dem Dossier ein, das er gerade erneut durchlesen wollte, als Lydias überraschendes Auftauchen im Penthouse ihn davon abgehalten hatte, schob es Jillian über die Theke hin und beobachtete sie dabei.
Ihr Blick fuhr hoch, und sie runzelte die Stirn. »Was ist das?« Sie griff nach der dicken Akte.
»Ihre Akte.«
Ihre Hand, die schon danach greifen wollte, erstarrte mitten in der Bewegung und zuckte zurück, als ob die Schlange, über die sie gerade gesprochen hatten, sie gebissen hätte. Sie war leichenblass geworden. »Es gibt eine Akte über mich?«
Ihre extreme Reaktion verblüffte ihn. »Das überrascht Sie?«
»Überrascht mich? Es macht mich wütend! Jemand hat in meinem Leben herumgeschnüffelt? Mich ausspioniert?«
Er kreuzte die Unterarme auf der Theke und wechselte die Fußstellung. »Entschuldigen Sie meine Skepsis, aber ich finde es etwas schwer verdaulich, dass der Tochter eines der bedeutendsten Geschäftsmänner der Vereinigten Staaten, einer Frau, die den größten Teil ihres Lebens unter dem Schutz verschiedenster Sicherheitsdienste gestanden hat, einer ehemaligen Olympia-Turnerin und – das wollen wir nicht vergessen – einer Medienfrau nicht bewusst ist, dass irgendwer irgendwo tonnenweise Informationen über sie gesammelt hat. Du meine Güte, Sie sind Journalistin. Sie graben ständig irgendwelchen Schmutz über Leute aus. Sie wissen doch am besten, wie leicht man an so etwas rankommt.«
Sie ließ sich auf einen Barhocker am Küchentresen sacken, als würden ihr die Beine versagen. »Das eine oder andere, ja. Gerichtsprotokolle, Kreditwürdigkeit. Öffentliche Dokumente. Aber dies hier«, sie wies auf den dicken Ordner, »dies hier ist ganz offensichtlich mehr als ein paar einzelne Teile.«
»Deshalb weiß ich ja auch, dass Grant Wellington ein hinterhältiger Schuft ist, dem nichts lieber wäre, als Sie aus dem Co-Moderatorensessel zu vertreiben und durch jemanden zu ersetzen, der weniger Talent und weniger Sexappeal hat und weniger bedrohlich ist für sein Überleben im Sender.«
Sie starrte immer noch auf den Ordner, als ob er ihr Leben und ihre Privatsphäre bedrohte – was er natürlich auch tat.
»Versuchen Sie, darüber hinwegzukommen«, sagte er weicher, als er eigentlich wollte, wo sie so dasaß, den Kopf gesenkt und in beide Hände vergraben.
Armes, kleines reiches Mädchen, dachte er mit einem Anflug von Mitleid. All das viele Geld heißt nicht, dass es eine Garantie für ständiges Glück gibt, nicht wahr?
»Bringen wir es einfach hinter uns, okay?« Tief seufzend blendete er sowohl körperlich als auch mental den Aufruhr aus, den er in ihr gespürt hatte. Er wurde nicht dafür bezahlt, dass er ihr Schoßhündchen spielte oder sich Sorgen über ihren Seelenzustand machte. Er war hier, um für ihre Sicherheit zu sorgen. Herauszufinden, wer hinter all dem steckte, war der direkteste Weg, den Job zu erledigen und von hier zu verschwinden.
»Ziehen Sie sich an. Wir haben zu arbeiten. Oh … und dieses Essen. Das muss leider ausfallen.«
»Wie bitte?«
Sie erholte sich bemerkenswert flott, das musste er ihr lassen.
»Heute Abend gehen Sie zu keinem Festdinner. Ich habe in der kurzen Zeit keine Möglichkeit, den Ort dort zu überprüfen, und wenn ich Sie nicht beschützen kann …«
»Ich bin die Hauptrednerin«, unterbrach sie ihn. »Es ist eine Wohltätigkeitsveranstaltung für die
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