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Wer einmal lügt

Wer einmal lügt

Titel: Wer einmal lügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Augen. »Versprich mir, dass du mich nicht alleine lässt. Versprich mir, dass du in meiner Nähe bleibst.«

EPILOG
    Z WEI W OCHEN SPÄTER
    S ind Sie bereit?«, fragte der Arzt.
    Del Flynn nickte. Er hielt die Hand seiner schönen Maria. Der Arzt zog den Schlauch aus der Magensonde und stellte das Beatmungsgerät ab. Del wusste, dass sich die Polizei immer näher an ihn und Goldberg herantastete, aber das war in Ordnung. Er hatte schon jetzt alles verloren, was ihm wirklich wichtig war. Dies – das, was hier gerade passierte – war das Einzige, was ihm jetzt noch etwas bedeutete.
    Del wich Maria nicht von der Seite. Er ließ ihre Hand nicht los. Acht Stunden hatte er mit Maria gesprochen, ihr erzählt, wie er sie zum ersten Mal gesehen und sofort gewusst hatte, dass sie füreinander bestimmt waren. Er lachte über ihre erste Verabredung und seinen Stolperer, als er aus dem Wagen gesprungen war, um ihr die Tür zu öffnen. Minute für Minute erzählte er von dem Tag, an dem Carlton geboren wurde, auch dass er bei dem Anblick fast in Ohnmacht gefallen wäre und dass er sie nie schöner gesehen hatte als in dem Moment, in dem sie ihren kleinen Jungen im Arm hielt. Und am Ende, als Maria nur noch wenige Minuten zu leben hatte, fing er an zu weinen. Er flehte sie an, ihm zu vergeben. Er bettelte, sie solle ihn nicht ganz alleine lassen. Er schimpfte und fluchte, aber er erzählte ihr nicht, was mit Carlton passiert war.
    Als Maria starb, hielt Del ihre Hand.
    Bevor Ray Levine aus dem Gefängnis entlassen wurde, erklärte er sich bereit, den Behörden bei der Suche nach Stewart Greens Überresten zu helfen. Sein Anwalt Flair Hickory setzte die Papiere auf. Im Austausch für Rays Unterstützung verlangte Flair, dass keine Anklage gegen seinen Mandanten erhoben wurde. Die Bezirksstaatsanwaltschaft stimmte schnell zu. Im Endeffekt hatte Ray Levine sich ohnehin nur der Strafvereitelung und Störung der Totenruhe schuldig gemacht, Straftaten, die längst verjährt waren.
    Auf Wunsch Sarah Greens, der Witwe von Stewart Green, wurde Broome zum Leiter des Suchtrupps ernannt. Ray Levine führte ihn einen anderen versteckten Pfad entlang – es gab so viele versteckte Pfade in diesem Fall – zu der abgelegenen Klippe, von der er die zerteilten und in Plastiktüten verpackten Körperteile in einen See geworfen hatte.
    Es war ein letzter Schock, als Taucher ein paar von ihnen intakt wieder herausholten.
    Jetzt standen sie also alle auf dem Friedhof und ließen die sterblichen Überreste von Stewart Green ins Grab sinken. Sarah, die jetzt offiziell verwitwet war, stand zwischen ihrer Tochter Susie und ihrem Sohn Brandon. Broome betrachtete ihre Gesichter und fragte sich, wie es mit ihnen weitergehen würde. Sarah hatte so lange in diesem Zustand der Apathie gelebt, dass er befürchtete, sie würde für immer darin verharren.
    Für andere ging das Leben weiter. Ricky Mannions Verurteilung wegen Mordes war aufgehoben worden, und man hatte ihn aus Rahway entlassen. Als er aus dem Gefängnistor trat, holte ihn niemand ab.
    Der Sarg kam am Boden des Grabes an.
    Broome war gerade von einem weiteren Besuch/Verhör bei Lorraine gekommen. Sie sprach nur mit ihm – ihre eiserne Regel –, er durfte es dann jedoch weitererzählen und mit jedem darüber reden. Zuerst fragte er sich, was sie damit bezweckte, warum sie, abgesehen von ihrer Erschöpfung und ihrem Unwillen, die Zeit, die ihr blieb, auf der Flucht zu verbringen, so schnell aufgegeben hatte und was das ganze Gerede über ihren »Plan« sollte.
    Es dauerte eine Weile, aber schließlich begriff er es.
    Broome war Lorraines Vertrauter und Beichtvater geworden, und – obwohl er es sich nur ungern eingestand – er war immer noch gerne in ihrer Nähe, was natürlich auch seine Schwierigkeiten in Beziehungen mit Frauen erklären mochte.
    Lorraine wusste, dass er weitere Fragen hatte, also bemühte sie sich, sie zu beantworten. Bei ihrem letzten Gespräch hatte er gesagt: »Erzähl mir etwas über Ross Gunther.«
    »Er war der Erste, den ich umgebracht habe«, antwortete Lorraine, die jetzt das leuchtende Orange der Insassen staatlicher Gefängnisse trug. »Nach meinem Mann natürlich. Ich wollte fast ein bisschen zu viel, aber es hat sich gelohnt.«
    »Was meinst du mit zu viel wollen?«
    »Na ja, ich mochte Stacy. Sie war ein nettes Mädel, das ihr Leben lang von Männern misshandelt worden war. Sie hatte diesen furchtbaren Liebhaber, Ricky Mannion. Du kannst dir gar nicht vorstellen,

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