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Wer einmal lügt

Wer einmal lügt

Titel: Wer einmal lügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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daran sein?«
    »Und zu diesen Mädchen hat auch Cassie gehört?«
    »Ja, auf jeden Fall. Ich wusste, dass sie dieses Leben vermisst. Deshalb war ich auch nicht überrascht, als sie zu einem Besuch im Club war, obwohl inzwischen siebzehn Jahre vergangen waren. Davon hat sie dir doch erzählt, oder?«
    Broome nickte. »Hat sie.«
    »Sie hat so getan, als wäre sie wegen irgendeinem langweiligen Kongress in Atlantic City, aber natürlich hat sie die Gelegenheit genutzt und ist ins La Crème gekommen.«
    »Und du hast sie sofort erkannt?«
    »Yep. Also bin ich ihr zum Tropicana Hotel gefolgt. Ich habe Freunde an der Rezeption. Die haben mir ihren richtigen Namen und ihre Adresse gegeben. Ich bin hingefahren und habe mir überlegt, wie ich sie wieder herlocken kann.«
    »Du hast behauptet, du hättest Stewart gesehen, und hast dabei so getan, als hätte er irgendetwas mit Carlton Flynns Verschwinden zu tun.«
    »Genau. Und als ich ihre Reaktion gesehen habe, war mir klar, dass auch sie nicht wusste, was mit der Leiche passiert ist. Und jetzt bist du an der Reihe, Broome.« Lorraine beugte sich vor. »Erzähl mir, was mit Stewart Green passiert ist. Das war für mich immer ein großes Mysterium. Erzähl mir, wieso seine Leiche damals verschwunden war.«
    Das tat er. Er erzählte ihr die ganze Geschichte, wie Ray Levine die Leiche zersägt hatte. Lorraine hörte aufmerksam zu.
    »Der arme, süße Ray«, sagte sie.
    »Wodurch sich aber noch eine weitere Frage ergibt«, sagte Broome. »Wie ist Carlton Flynns Antonius-Medaille in Ray Levines Wohnung gekommen?«
    »Ganz einfach«, sagte Lorraine. »Ich habe sie da reingelegt. Wie denn sonst?«
    »Wie bist du in seine Wohnung gekommen?«
    »Das soll jetzt ein Witz sein, oder? Ray wohnt in einem Keller mit schmalen Fenstern. Ich habe eins aufgemacht und die Medaille mitten ins Zimmer geworfen. So banal war das. Ist aber schon komisch, dass Ray die Leiche zersägt hat.«
    »Was ist damit?«
    »Das ist so ziemlich das Gegenteil von dem, was ich erlebt habe.«
    »Ich kann dir nicht folgen.«
    »Als ich Gewalt angewendet habe, habe ich festgestellt, dass mir das Spaß macht. Als der arme Ray Gewalt anwenden musste, hat er genau das Gegenteil festgestellt. Ich bin dadurch aufgeblüht. Ihn hat es zerstört. Es geht immer darum, mit welchen Genen wir auf die Welt gekommen sind, Broome. Er war zu weich. Er ist nicht an Cassies Verschwinden gescheitert, er ist einfach mit dem vielen Blut nicht zurechtgekommen.«
    Broome wollte weitere Fragen stellen, doch sie sagte: »Das reicht für heute. Ich hab noch einen Fernsehtermin.«
    Und das war, wie Broome inzwischen erkannt hatte, die ganze Zeit ihr Plan gewesen.
    Sie hatte kurz davor gestanden aufzufliegen. Die Polizei hatte die Leichen gefunden. Sie hatte herausbekommen, dass Lorraine ihren Mann an Mardi Gras getötet hatte. Das FBI war eingeschaltet. Eigentlich war es nur noch eine Frage der Zeit gewesen, und davon hatte Lorraine sowieso nicht mehr viel. Aber in dem Augenblick, als sie sich ergab, war sie zu einem Medienstar geworden.
    Lorraines Fall wurde zu einer internationalen Sensation. Damit hatte Broome anfangs nicht gerechnet. Serienmörder sind selten. Weibliche Serienmörder noch viel seltener. Das hätte schon gereicht, um Aufmerksamkeit zu erwecken, wenn man das Ganze dann aber noch in professionelle Hände legte – voilà. Lorraines Anwältin war die berühmte Hester Crimstein, eine wahre Expertin, wenn es darum ging, die Medien zu manipulieren. Und plötzlich war Lorraine nicht mehr das mordende Monster, sondern, was auch ihr Spitzname in den Medien belegte, eine misshandelte Frau, die zum »Racheengel« geworden war. Die Witwen und Exfreundinnen ihrer Opfer gingen an die Öffentlichkeit und erzählten furchtbare Geschichten über Misshandlungen, ihr Leben in Angst und voller Leiden, aus dem sie die einzige Frau errettet hatte, die bereit war, jemandem wie ihnen zu helfen.
    Lorraine.
    Also gab Lorraine jetzt Fernsehinterviews. Die Leute waren vollkommen fasziniert von ihr. Ihre angeborene sympathische Art kam zur Geltung, etwas, das man Menschen einfach nicht beibringen konnte. Hester Crimsteins Strategie war sehr einfach: verwirren, ablenken, hinhalten. Der Bundesstaatsanwaltschaft passte vor allem der letzte Punkt gut ins Konzept. Sie war nicht scharf darauf, eine sterbende Frau vor Gericht zu stellen, die viele Menschen als Heldin verehrten.
    Broome dachte an das schräge Lächeln, mit dem Lorraine ihn bei ihrer Festnahme

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