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Wer einmal lügt

Wer einmal lügt

Titel: Wer einmal lügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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mal, ein bisschen aufgeschlossen zu sein, okay?«
    »Habe ich eine Wahl?«
    »Wohl nicht, weil ich ja die Pistole habe und so. Aber ich bin müde, Broome. Es war ein guter Lauf, aber alles hat einmal ein Ende. Ich will bloß … Ich will, dass du mir zuhörst. Weiter nichts. Ich fang einfach ganz vorn an, vielleicht verstehst du ja, worauf ich hinauswill, okay?«
    Lorraine wirkte so aufrichtig. Sie wartete auf seine Antwort, also sagte er: »Okay.«
    »Du weißt, dass ich mal verheiratet war, oder?«
    »Das weiß ich, ja.«
    »Ich wurde direkt aus der Highschool abgeschleppt. Ich werde dich nicht mit meiner Jugend in einer Kleinstadt mit einem Alkoholiker als Vater langweilen. Das ist eine alte Geschichte, und das Ergebnis haben wir beide hier auf den Straßen mindestens hundert Mal gesehen, stimmt’s?«
    Broome hielt das für eine rhetorische Frage, doch wieder wartete Lorraine, die Pistole immer noch fest in der Hand. »Das stimmt, ja«, sagte er.
    »Ich aber wollte anders sein. Ich hatte einen Mann, der mich liebte. Wir sind zusammen durchgebrannt, er hat sich einen Job gesucht, dann hat er den Job verloren und angefangen, mich nach Strich und Faden zu verprügeln. Es war echt übel, Broome. Das kannst du dir nicht vorstellen. Er hatte mich vorher schon ein oder zwei Mal geschlagen, am Anfang, als wir gerade zusammen waren. Das war aber nichts Ernstes, du weiß ja, wie das läuft. Da, wo ich aufgewachsen bin, ist das jeder Frau so ergangen. Also hab ich mich nicht weiter darum gekümmert. Aber Männer können sich so unglaublich schnell in kleine Pisser verwandeln, wenn du weißt, was ich meine.«
    Broome nickte; was hätte er sonst schon tun sollen.
    »Mein Mann fühlte sich vom Leben so angepisst, als wäre er das einzige Pissbecken in einer Eckkneipe. Und wie reagiert mein kleiner Pisser? Er haut die einzige Person zu Klump, der er überhaupt noch irgendetwas bedeutet. Echt ironisch, findest du nicht auch?«
    Broome sagte nichts.
    Lorraine fielen die Haare ins Gesicht. Sie schob sie mit einem Finger zur Seite. »Jetzt rat mal, was mir dann passiert ist, Broome? Komm, du bist ein kluger Bursche. Was passiert denn in solchen Fällen immer?«
    »Du bist schwanger geworden«, sagte Broome.
    »Bingo. Und für die ersten paar Monate ist dann auch Frieden eingekehrt. Die Fachleute lagen alle daneben, dachte ich – das Baby kann und wird diese Ehe kitten. Eines Abends beklagt sich der zukünftige Vater meines Babys dann, dass sein Steak zäh ist. Er wird wütend, ich mache eine dumme Bemerkung, er tritt mir in den Bauch, ich fall hin, er trampelt auf mir herum, so dass ich das Baby verliere.«
    Broome starrte den Toten auf dem Boden an und wusste immer noch nicht, was er sagen sollte.
    »Der durchgeknallte Psycho hat so kräftig zugetreten, dass meine Gebärmutter gerissen ist. Weißt du, was das bedeutet, Broome? Muss ich es sagen? Keine Kinder. Nie.« Sie hatte Tränen in den Augen, blinzelte ein paar Mal und schien dabei wütend auf sich selbst zu sein. »Ich wollte Kinder, weißt du? Ich lass mir das nicht anmerken, und, na ja, ich bin eine Frau, die gelernt hat, das Beste aus dem zu machen, was sie hat. Aber damals habe ich immer davon geträumt, ein paar Kinder und ein kleines Haus mit einem kleinen Garten zu haben. Erbärmlich, oder? Ich wollte keine Villa. Nur einen Mann, ein paar Kinder und ein eigenes kleines Häuschen.«
    Broome rückte etwas näher an sie heran, versuchte sich so zu drehen, dass er irgendwas unternehmen konnte. »Das tut mir leid für dich, Lorraine. Es tut mir leid, dass du so etwas durchmachen musstest.«
    »Ja, eine traurige Geschichte, oder?« Sie hob die Pistole und sagte bestimmt: »Versuch bitte nicht irgendwelche Tricks, Broome. Wenn es nach mir geht, ist der Kerl auf dem Boden mein letztes Opfer, nicht du.«
    Broome erstarrte.
    »Na ja, lass uns ein paar Monate überspringen. Bis zum Mardi Gras. Mister Wunderbarer Ehemann lässt sich bis oben hin volllaufen und geht mit einem Montierhebel auf mich los. Also habe ich ihn umgebracht. Einfach so. Und soll ich dir was verraten, Broome?«
    »Was?«, fragte er.
    »Es war das Beste, was ich je gemacht habe. Ich war überglücklich und frei.«
    »Keine Reue?«
    »Ganz im Gegenteil, Broome. Was ist eigentlich das Gegenteil von Reue?« Lorraine schnippte mit den Fingern, als ihr die Antwort einfiel. »Reine Befriedigung. Die habe ich empfunden. Ich bin in die Stadt gezogen, habe einen Job im La Crème gefunden, tja, und jedes Jahr an Mardi

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