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Wer hat Angst vor Beowulf?

Wer hat Angst vor Beowulf?

Titel: Wer hat Angst vor Beowulf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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verloren. Also meinten sie, er würde entweder vorgeben oder selbst daran glauben, einer der Helden aus den Märchen zu sein, die er als Junge gehört hatte. Folglich hörte er auf, seine eigenen Geschichten zu erzählen, und mußte stumm dasitzen, während die Skalden abends Lieder und Verse über ihn vortrugen, die immer unrichtig waren und manchmal regelrechte Verleumdungen enthielten. Schließlich drehte er wirklich durch und erzählte allen, er habe die Welt erschaffen. Natürlich nahm niemand mehr Notiz von ihm. Es ist schrecklich, eine lebende Legende zu sein.«
    »Wie war sein Name?« fragte Hildy neugierig. »Vielleicht hat er …«
    »Ich weiß es nicht mehr. Das ist schon lange her.«
    Plötzlich verschwanden der König und der gesamte Bus, und Hildy sah unter ihren Füßen den nackten Asphalt mit einer Geschwindigkeit von etwa sechzig Stundenkilometern vorbeisausen. Sie kreischte wie am Spieß, bis ihr auffiel, daß der Zauberer lediglich den Bus unsichtbar gemacht hatte, um an den Soldaten vorbeizubekommen. Hildy mußte unwillkürlich lachen; an diese Art der Zauberei hatte sie sich zwar nie gewöhnen können, aber sie würde sie vermissen, sobald sie nicht mehr da wäre. Genau das sagte sie in die Richtung, in der der König gesessen hatte, und er stimmte ihr zu.
    »Ich hab nie viel darüber nachgedacht«, fuhr er fort. »Das ist wie der Winter oder wie alle diese neuen Maschinen, die ihr benutzt. Man weiß zwar nicht, wie sie funktionieren, aber man akzeptiert sie als einen Teil des Lebens. Wir hatten früher viel mehr Freude an der Zauberei als ihr. Tatsächlich hatten wir an allem viel mehr Freude als ihr, vermutlich weil die Lebensumstände damals noch furchtbarer waren als heute. Ich klinge wahrscheinlich langsam so alt, wie ich bin, stimmt’s?«
    »Du siehst aber nicht so aus«, sagte Hildy.
    »Das liegt daran, daß ich unsichtbar bin.«
     
    Der Vermessungsingenieur öffnete die Wagentür und sagte: »Wartet hier. Ich geh nur mal eben pissen.«
    Eine ruhige Nacht am Ord of Caithness, nur die Brandung tief unten an den Felsen störte die Ruhe. Gott, wie er diesen Ort haßte!
    Plötzlich kam der Bus Nummer 87 um die Kurve. Das war um halb zwei morgens schon seltsam genug, aber noch seltsamer war die Tatsache, daß er anscheinend vollbesetzt mit Wikingern war, wie er im fahlen, geisterhaften Licht zweier helleuchtender Punkte im Innern der Fahrgastzelle eindeutig erkennen konnte. Die Krieger sangen – obwohl er das nicht hören konnte – und reichten ein Trinkhorn herum. Auf der Rückbank saß jene Archäologin, die er damals nach Rolfsness gebracht hatte, kurz bevor sie auf so mysteriöse Weise verschwunden war. Der Ingenieur riß die Augen auf. Die Archäologin – oder deren Gespenst – winkte ihm zu. Er erschauderte und erinnerte sich an die alten Geschichten von der Geisterkutsche, die die Seelen der Toten in die Hölle bringt und über die er sich als Junge immer lustig gemacht hatte. Der Bus fuhr gespenstisch und lautlos weiter und war ganz plötzlich spurlos verschwunden.
    Der Vermessungsingenieur kehrte zitternd zum Wagen zurück.
    »Ich habe gerade den Phantombus mit eigenen Augen gesehen«, berichtete er. »Das ist die Linie siebenundachtzig, und vorn drauf steht ›Rolfsness‹.«
    »Es wird Zeit, daß du dir mal einen neuen Witz einfallen läßt, Donald«, winkte einer seiner Kollegen ab, und alle anderen, die von dem ganzen Spuk genausowenig mitbekommen hatten, stimmten ihm zu. »Dieser Scherz war noch nicht mal beim erstenmal witzig.«
     
    Vorbei an dem neuen Windgenerator hoch über der Straße (»Sieh mal, Prexz, Elektrizität, frisch gezapft!«). Vorbei an den torfgedeckten Häusern von Ulbster und Thrumster, die genauso aussahen wie ihre Vorgänger, die König Hrolfs Untertanen vor zwölfhundert Jahren als Eigenheime errichtet hatten. Vorbei an Gills Bay und Scarfskerry, wo Bothvar Bjarki die kreisenden Kormorane gesehen und daraufhin diesem Ort seinen Namen gegeben hatte. Vorbei an Dunnet Head und Castletown, wo Ginsterzweige in die Schieferzäune hineingesteckt werden, um die Hirsche zu vertreiben. Vorbei an Scrabster (»Ich könnte dir die eine oder andere Geschichte über Scrabster erzählen«, murmelte Hjort Herjolfssen) und an dem seltsamen Gebäudekomplex, von dem Hildy behauptete, es sei ein Kraftwerk, und bei dessen Anblick Zxerp und Prexz plötzlich riesigen Durst verspürten. Der flache Küstenstreifen schrumpfte zu Moorland und Felsen zusammen, und der Berg Ben

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