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Wer hat Angst vor Jasper Jones?

Wer hat Angst vor Jasper Jones?

Titel: Wer hat Angst vor Jasper Jones? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Silvey
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werden merken, dass Laura weggeschafft wurde. Womöglich hinterlassen wir irgendwelche Spuren oder so. Scheiße, vielleicht verfolgen sie unsere Spur sogar bis hierher zurück.»
    «Zu riskant», stimme ich ihm bereitwillig zu.
    «Trotzdem gefällt mir der Gedanke. Daran hab ich gar nicht gedacht.»
    Ich ändere die Richtung.
    «Also gut, Jasper. Was ist, wenn wir rauskriegen, wer es war? Mal angenommen, wir finden Beweise, die Mad Jack überführen. Was machen wir dann? Sagen wir ihm, dass er gestehen soll? Schicken wir einen anonymen Brief?»
    Jasper Jones zupft an den Härchen auf seinem Arm und zieht die Nase hoch. «Darüber können wir uns immer noch den Kopf zerbrechen, wenn es so weit ist. Ich meine, wir haben keine Ahnung, wie es dann sein wird, oder? Wer weiß? Vielleicht müssen wir das gar nicht entscheiden. Aber
versuchen
müssen wir’s, Charlie. Das sind wir ihr schuldig, meinst du nicht?»
    Ich schüttele sacht den Kopf und seufze. Das ergibt doch keinen Sinn: die Sache mit Lügen zu vertuschen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Ich versuche zu argumentieren, wie Atticus Finch es tun würde.
    «Es besteht immer noch die Möglichkeit, dass sie dich nicht verantwortlich machen, Jasper. Das wäre doch
möglich
, oder nicht? Hör mal, wir können das immer noch ehrlich über die Bühne bringen. Es den richtigen Leuten erzählen. Den Behörden. Es machen, wie es sich gehört. Du stehst schließlich unter dem Schutz des Gesetzes, der …»
    «Herrgott, Charlie! Einen Dreck werd ich geschützt. Das sagst du bloß, weil du Angst hast. Weil du dir die Hände nicht dreckig machen willst. Du weißt, dass das nicht stimmt. Du
weißt
, was dann passiert. Für die Leute in der Stadt bin ich ein Tier, das man in einen Käfig sperren sollte, und das hier gibt ihnen den Vorwand, es zu tun. Die brauchen nicht mehr als das, was sie hier sehen. Was zählt, ist nur, wonach es aussieht. Ich steck in der Klemme, Charlie. Richtig in der Klemme. Und ich kann nicht weglaufen, weil sie Laura finden werden, und dann finden sie auch mich. Ich darf jetzt nicht einknicken. Wir müssen das durchziehen.»
    Ich lege das Gesicht in die Hände, schiebe meine Brille hoch und reibe mir mit den Handflächen die Augen.
    «
Durchziehen?
Was zum Teufel müssen wir durchziehen?»
    «Es gibt nur eins, was mir einfällt. Nur eins, was mich im Moment retten kann.»
    Müde und matt hebe ich den Kopf.
    «Und was?»
    «Wir müssen sie selbst beerdigen. Sie verstecken. Und zwar hier.»
    «Was?»
Entsetzt starre ich Jasper an.
    «Das ist der einzige Weg, Charlie.»
    «Das ist
nicht
der einzige Weg! Jetzt hast
du
Angst!»
    «Ja, ich weiß. Ich hab auch allen Grund dazu. Im Moment ist das für mich die einzige Möglichkeit, um nicht in Schwierigkeiten zu geraten. Verstehst du das denn nicht?»
    Ich schüttle ungläubig den Kopf. Versuche verzweifelt, mir Alternativen und Auswege auszudenken.
    «Nein. Das geht nicht. Wir können sie nicht hier und jetzt begraben. Kapiert? Keine Ahnung. Wir haben weder Schaufeln noch sonst was. Außerdem würde es Stunden dauern. Bevor wir fertig sind, steht die Sonne am Himmel. Und es wird verdammt verdächtig aussehen, wenn ich mich erst wegschleiche und dann komplett verdreckt nach Hause komme, weil ich ein
Grab
ausgehoben habe, und kurz darauf wissen alle, dass Laura Wishart verschwunden ist.»
    «Nicht in der Erde, Charlie. Dadrin.»
    Jasper Jones zeigt auf den kleinen Stausee mit seiner papierglatten Oberfläche. Mein Magen zieht sich zusammen.
    Wir werden die Tote ertränken.
    «Im Tümpel?»
    «Ja.»
    Ich bin in einer Strömung gefangen, werde gegen meinen Willen immer weiter und tiefer hinabgezogen.
    «Aber was ist mit ihrer Familie? Haben die nicht das Recht, ihre eigene Tochter zu begraben? Und sich von ihr zu verabschieden? Und was ist mit Eliza? Mit der letzten Ölung, den Sterbesakramenten und all dem? Was ist mit ihrem Glauben?»
    «Glaubst
du
an so was?»
    «Was ich glaube, spielt keine Rolle. Darum geht es nicht.»
    «Hör mal. Ich weiß mit Sicherheit, dass ihr alter Herr nichts taugt. Er ist ein Fiesling und säuft schlimmer als meiner. Und ihre Mutter ist mehr tot als lebendig. Die merkwürdigste Frau, die mir je untergekommen ist. Glaubs mir. Ich weiß, dass das nichts damit zu tun hat. Aber letzten Endes interessiert sie die Wahrheit garantiert mehr als die Frage, wie ihre Tochter beerdigt worden ist. Und darum geht es uns doch, Charlie. Wir wollen Zeit schinden, um rauszufinden, wer das gemacht

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