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Wer hat Angst vor Jasper Jones?

Wer hat Angst vor Jasper Jones?

Titel: Wer hat Angst vor Jasper Jones? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Silvey
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Schottersteine davon.
    Wir kommen zu Lionels Grundstück, das völlig verändert aussieht. Was vorher von Gefahren und bösen Zeichen fast überzuquellen schien, erscheint mir jetzt nur noch als ein trostloses Stück Land. Ich frage mich, ob er uns vorbeigehen sieht.
    Ebenso abrupt, wie wir sein Haus betreten haben, waren Jasper und ich wieder gegangen. Nachdem er alles aus Lionel herausgeholt hatte, was dieser in jener Nacht beobachtet hatte, stieß Jasper sich von der Wand ab, an der er lehnte. Es reichte ihm. Er bewegte seinen Unterkiefer hin und her, warf einen letzten Blick zum Klavier und marschierte aus dem Haus. Ich folgte ihm. Keiner von uns verabschiedete sich, keiner warf einen Blick zurück. Es tat mir richtig leid, Jack Lionel allein in seinem kleinen Museum zurückzulassen.
    Ich weiß jetzt, dass wir auf dem Weg zur Lichtung sind, doch damit enden meine Gewissheiten. Ich habe keine Ahnung, was mich dort erwartet. Ich weiß nicht, was sie zu sagen hat, welches Licht sie auf diesen düsteren Schlamassel werfen kann.
    Der Busch vermag ihr Tempo nicht zu bremsen. Wir folgen dem gleichen schmalen Kängurupfad. Ich registriere die gleichen Orientierungspunkte. Büsche und Sträucher zerkratzen mir die Beine. Hoffentlich kennt Eliza den Weg besser als ich. Ich gehe hinter ihr, obwohl wir uns immer noch locker an den Händen halten. Sogar riechen kann ich sie noch. Ich kann sie einatmen, und es überwältigt mich. Ich könnte diesem Duft für alle Zeiten folgen.
    Trotzdem prickelt mir die Haut von all dem Knarren, Schwirren und Zirpen um uns herum. Ich will nicht hier draußen sein. Es ist, als beherberge ich eine wuselige Metropole von Insekten, die auf meinen Gliedmaßen und in meinem Nacken auf und ab spazieren, sich mir in die Haut bohren und sich weder abschütteln noch abstreifen lassen.
    Eliza Wishart bringt mich an den Ort, an dem ihre Schwester getötet wurde. Mein Wackerstein befindet sich an seinem tiefsten Punkt. Ich weiß wirklich nicht, wie viel ich heute Nacht noch verkraften kann.
    Da.
    Da ist er: der breite Stamm des riesigen Jarrah-Baums, der einsam und gewaltig in die Höhe ragt. Er zieht mich in seinen Bann. Wir bleiben stehen. Eliza steht mit dem Rücken zu dem Akazienvorhang, der auf Jaspers Lichtung hinausführt. Ich beobachte sie mit gesenktem Kopf. Sie streckt leicht die Arme aus und streicht über das nach Moschus duftende Blattwerk. Ich rühre mich nicht vom Fleck. Fühle mich bleierner als je zuvor.
    «Du warst schon mal hier», sagt sie unvermittelt. Es ist kein Vorwurf, nur eine Feststellung.
    Ich nicke, aber ich kann ihr nicht in die Augen sehen.
    Dann drängt sich Eliza durch die Akazienzweige und verschwindet wie ein Geist. Ich folge ihr langsam.
    Es ist immer wieder seltsam, diesen Ort zu betreten. Die Luft ist anders. Alles ist still und zeitlos.
    Doch am seltsamsten ist es heute Nacht, mit Eliza. Und ohne Jasper. Ich fühle mich wie ein Eindringling. Es ist so heiß und still und unheimlich. Es ist leerer ohne ihn. Mir ist, als würden wir beobachtet.
    Ich folge Eliza über das dichte Gras zum Wasser. Wir setzen uns unter den Baum. Ich zittere ein wenig. Direkt über mir befindet sich die Stelle, an der Laura starb. Das Loch in der Welt, durch das sie gefallen ist. Ich frage mich, ob Eliza das weiß.
    Wir sitzen lange schweigend da. Ich weiß nicht, wo ich hinsehen soll. Auf das Wasser, zu Eliza oder auf die Lichtung. Überall sind Lügen.
    Schließlich zieht Eliza die Beine an den Körper und legt das Kinn auf die Knie. Sie schaut mich an.
    «Wir müssen uns aussprechen», sagt sie.
    Ich nicke.
    «Willst du anfangen?», fragt sie mich.
    «Nein, lieber nicht, wenn es dir nichts ausmacht.»
    Eliza nickt, ohne sich zu bewegen. Dann holt sie etwas aus ihrer Rocktasche. Es ist ein zusammengefaltetes Blatt Papier. Sie dreht es um.
    «Was ist das?», frage ich leise.
    «Ein Brief.»
    «An wen?»
    «An Jasper Jones.»
    Ich runzle die Stirn.
    «Ist er von dir?»
    «Nein.»
    Wieder senkt sich die Stille herab. Eliza faltet den Bogen langsam auseinander und dann wieder zusammen.
    «Er ist von Laura», sagt sie.
    «Hat sie dich gebeten, ihm den Brief zu geben?»
    Eliza schüttelt den Kopf und schaut weg.
    «Hast du ihn gefunden?»
    Sie zuckt die Achseln und schaut weiter aufs Wasser. Wieder schweigen wir. Dann frage ich verhalten: «Was steht drin?»
    Sie gibt keine Antwort. Scheint mich nicht einmal zu hören. Stattdessen legt sich etwas über ihr Gesicht. Sie neigt den Kopf, wendet

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